Wegen mutmaßlicher Einflußnahme auf US-Wahl: Twitter verbannt Werbung von RT und Sputnik

Weil sie Teil russischer Versuche gewesen sein sollen, die US-Präsidentschaftswahlen zu beeinflussen, dürfen Russia Today (RT) und Sputnik nicht mehr auf Twitter werben. Mit den bereits erzielten Einnahmen will der Konzern Forscher fördern.

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Wegen mutmaßlicher Einflußnahme auf US-Wahl: Twitter verbannt Werbung von RT und Sputnik

(Bild: Michel_van_der_Vegt/raphaelsilva)

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Twitter will ab sofort keine Werbung mehr anzeigen, die von Accounts der russischen Medien RT (vormals Russia Today) und Sputnik beauftragt wurde. Der Konzern gab die Entscheidung am heutigen Donnerstag bekannt und begründete sie mit der Aufarbeitung russischer Versuche, die US-Präsidentschaftswahlen zu beeinflussen. Anfang des Jahres waren US-Geheimdienste zu dem Schluss gekommen, dass beide Plattformen mit Unterstützung des russischen Staats die US-Wahlen stören und beeinflussen wollten. Das sei nichts, "was wir auf auf Twitter wollen", so das US-Unternehmen. RT und Sputnik dürften aber nur nicht mehr werben, als Nutzer können sie aktiv bleiben.

Nachdem lange vor allem Vorgänge auf Facebook im Fokus der öffentlichen Debatte der USA rund um die Aufarbeitung der Präsidentschaftswahlen stand, hat zuletzt auch Twitter eigene Nutzer und ihr Verhalten unter die Lupe genommen. Dabei waren Werbeanzeigen zutage gefördert worden, die dem US-Parlament zur Analyse übergeben wurden. Nun zieht Twitter Konsequenzen und will außerdem mit 1,9 Millionen US-Dollar externe Untersuchungen der Nutzung von Twitter bei Wahlen und im Rahmen zivilgesellschaftlicher Aktionen fördern. So viel Geld hat das Portal nach eigenen Angaben mit Anzeigen von RT verdient, seit der Sender im Jahr 2011 Anzeigenkunde geworden war.

Russia Today beziehungsweise der Online-Ableger RT.com und Sputnik werden oft als Propaganda-Sprachrohr des Kreml im Westen bezeichnet. Sie selbst bestehen darauf, dass sie reguläre Medien mit allen daraus folgenden Rechten sind. Noch vor Twitters Ankündigung versuchte die Chefredakteurin von Russia Today, Margarita Simonjan, Twitter bloßzustellen. Der Kurznachrichtendienst selbst habe sich aktiv darum bemüht, dass RT sich mit Werbung auf Twitter in den Wahlkampf einschalte, schrieb sie in einem Tweet am Donnerstag und verlinkte auf eine entsprechende Präsentationsfolie, die offenbar von Twitter stammt. RT versichert, nichts illegales unternommen zu haben und machte Details zu Verhandlungen über eine mögliche – aber nicht zustande gekommene – Kooperation mit Twitter zur der US-Wahl öffentlich. (mho)