Wetter-Apps: Welche lassen Sie im Regen stehen, welche nicht?

Wer eine Wetterprognose für morgen, die nächsten Tage oder sogar Wochen möchte, hat eine große Auswahl: Zahlreiche Apps versprechen eine präzise Vorhersage. Im Praxistest überzeugen aber nicht alle.

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Wetter-Apps: Welche lassen Sie im Regen stehen, welche nicht?

(Bild: c't)

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Was ziehe ich morgen an? Sollte ich lieber Regenschirm und Regenhose einpacken? Und was ist die passende Kleidung für meinen bevorstehenden Urlaub? Um diese Fragen zuverlässig zu beantworten, schaut fast jeder morgens auf seinem Handy nach Wetterbericht und Regenradar.

Die vorinstallierten Apps liefern aber nur spärliche und schwer zu interpretierende Informationen. Besser hingegen sind Wetter-Apps externer Anbieter: Sie informieren umfassender und präziser über die Aussichten für die nächsten Tage. Wir zeigen Ihnen, welche im Test die besten Prognosen getroffen haben, woher die Daten stammen und wovon eine präzise Wetterprognose abhängig ist.

Wetterstationen erfassen weltweit Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck, Niederschlag, Windgeschwindigkeit und Windrichtung. Wie diese Stationen auszusehen haben, gibt die World Meteorological Organisation (WMO) vor: Gemessen wird über einer Rasenfläche mit definierter Halmlänge und Größe in 2 m Höhe. Die Grundlage der weltweit meteorologischen Zusammenarbeit bildet der gegenseitige Datenaustausch nationaler Wetterdienste. So empfängt der Deutsche Wetterdienst (DWD) pro Tag ein TByte an Rohdaten der Großteil dieser Daten kommt allerdings von Systemen zur Fernerkundung wie geostationären und polarumlaufenden Satelliten und Radarsystemen. Diese liefern in Intervallen zwischen 15 Minuten und drei Stunden Bilder der Großwetterlage. Die offiziellen WMO Wetterstationen senden stündlich neue Daten, Wetterstationen an Flughäfen sogar alle 20 Minuten. Radardaten der nationalen Wetterdienste aktualisieren ihre Daten meist alle 15 (teilweise sogar alle fünf Minuten).

Neben dem staatlichen DWD gibt es in Deutschland noch einen privaten Anbieter: MeteoGroup betreibt eine eigene Infrastruktur mit bundesweiten Mess-Stationen sowie Stationen in der Schweiz und in benachbarten Ländern.

Die Webseite von WetterOnline zeigt, wie mehrere Prognosen mit der Zeit auseinanderlaufen. Bis fünf Tage in die Zukunft sind sich die Modelle recht einig. Danach schwanken die Temperaturprognosen (oben) von –10 bis +10 Grad Celsius.


Jeder App-Betreiber kann aus einer Vielzahl von Datenquellen wählen. Beispielsweise kann er sich aus Messungen nationaler Wetterdienste, aus Berechnungen von mehreren Wettermodellen und aus Algorithmen, die die Aussagen dieser Modelle bewerten, bedienen. Letzteres wendet zum Beispiel WetterOnline an. Über 80 Mitarbeiter sind dort beschäftigt und setzen ein eigenes Wetter-Modell ein, um zehn bis zwölf Modelle zu bewerten. Ob hinter einer Wetter-App das immergleiche, kostenlos verfügbare Wettermodell steckt oder eine Abteilung voller Meteorologen, die Prognosen in Echtzeit anpassen, ist von außen allerdings nicht immer nachzuvollziehen. Dementsprechend unterschiedlich präzise fallen die Prognosen der Anbieter aus.

Die Genauigkeit einer Vorhersage hängt von mehreren Faktoren ab: Von der Rechenleistung, vom Geländemodell, von der Präzision der Messinstrumente, von der Auflösung des Datenrasters, von der Qualität des eingesetzten Datenmodells und davon, was man überhaupt vorhersagen möchte.

Wir haben neun Apps prominenter Anbieter unter die Lupe genommen und auf Genauigkeit ihrer Temperaturprognosen getestet: AccuWeather vom gleichnamigen Dienstleister aus den USA, WarnWetter vom Deutschen Wetterdienst (DWD), den zu IBM gehörenden Weather Channel, WeatherPro vom deutschen privaten Wetterdienst MeteoGroup, Wetter.com von der ProSiebenSat.1-Gruppe, Wetter.de von RTL, das im Auftrag der Deutschen Telekom entstandene Wetter.info, WetterOnline und das Yahoo Wetter.

Zwei Monate haben wir täglich die Temperaturprognosen für zwei, fünf und neun Tage in der Zukunft für Berlin, Hamburg, München, Köln und Hannover erfasst und später mit den aktuellen Messungen verglichen. Der Test hat eines ganz besonders verdeutlicht: Wer Meteorologen beschäftigt, die auf Ereignisse vor Ort reagieren, liefert die zutreffendere Prognose. Mit 120 bzw. 85 Meteorologen erreichen die Apps WeatherPro und Wetter.de von Dienstleister MeteoGroup und die App WetterOnline des gleichnamigen Anbieters die besten Prognosen. Auch die offizielle App des Deutschen Wetterdienstes WarnWetter überzeugte im Test. Das Schlusslicht in puncto Temperaturprognosen bilden die amerikanischen Dienste AccuWeather, The Weather Channel und Yahoo.

Wetter-Apps (9 Bilder)

AccuWeather

Die Temperaturprognose für zwei Tage fiel bei AccuWeather recht genau aus. Allerdings wich die Prognose für den fünften und neunten Vorhersagetag im Vergleich zu anderen Anbietern am weitesten ab. Die Oberfläche der Wetter-App ist unübersichtlich: Detailinformationen zu Luft, Wind und Wolken sieht man nicht auf einen Blick, sondern muss durch die Zeile scrollen. Das Regenradar und die gespeicherten Orte erreicht man durch Wischen. Diese Scroll- und Wisch-Gesten kollidieren oft.

(akr)