Jedem sein Päckchen

Wie kommt das Paket zum Kunden? Neue Ideen sollen die Zustellung schneller, günstiger und bequemer machen – auch wenn niemand zu Hause ist.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Denis Dilba

Dieser Artikel-Ausschnitt ist der aktuellen Print-Ausgabe der Technology Review entnommen. Das Heft ist ab 9.11.2017 im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich.

Um 1969 flogen Adrian Dalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn noch persönlich von San Francisco nach Honolulu. Ihre Koffer waren voller Seefrachtpapiere. So waren die Dokumente schon vor den Schiffen da. Die Verzollung konnte früher beginnen, die Frachter mussten weniger Zeit im Hafen warten. Um das schnell expandierende Geschäft am Laufen zu halten, boten die Gründer später Privatreisenden ein kostenloses Flugticket, wenn sie dafür Dokumente mitnahmen. Heute sind ihre Initialen Geschichte: DHL.

Die Idee der „Peer-to-Peer-Logistik“ (P2P) wollen Start-ups wie Grabr, Nimber, SharedLoad, Roadie oder CoCarrier nun perfektionieren – und den etablierten Logistikonzernen damit Konkurrenz machen. Das Prinzip: Auf einer Onlineplattform registrieren sich Reisende, die noch Platz im Gepäck haben – und Nutzer, die etwas transportieren lassen wollen. Man einigt sich auf einen Preis, der in der Regel unter dem konventioneller Kurierdienste liegt. Ein gewisser Teil davon geht als Provision an den Plattformbetreiber. Abholung und Übergabe erfolgen persönlich an abgesprochenen Orten, etwa der eigenen Haustür. Je nach Dienst funktioniert das regional oder weltweit.

Ein sehr spezielles Modell betreibt das Start-up Grabr aus San Francisco. Normalerweise wechseln die Waren beim P2P-Transport nur den Ort und nicht den Besitzer. Grabr-Kuriere hingegen kaufen Waren für die Empfänger. Da das Geld auf einem Treuhandkonto geparkt wird, handelt es sich formal nicht um einen Weiterverkauf. Das vermeidet Zollprobleme.

Ein Reisender, der von Barcelona nach New York fliegt, könnte beispielsweise innerhalb eines Tages frischen Gazpacho mitbringen, sagt Grabr-Gründerin Daria Rebenok. Bei solch speziellen Wünschen muss selbst Amazon Prime passen. Und günstiger ist die P2P-Zustellung auch: SharedLoad aus Bad Soden etwa berechnet für die Zustellung größerer Pakete innerhalb Deutschlands am gleichen Tag rund 46 Euro. Bei DHL fangen die Preise dafür bei 65 Euro plus Kilometergeld an.

Richtig häufig werden solche P2P-Dienste allerdings noch nicht genutzt. „Wir haben 2016 rund 5000 Sendungen vermittelt“, sagt SharedLoad-Gründer Deniz Sen. Die Zahlen stiegen zwar, aber nur langsam. Der Flaschenhals seien die verfügbaren Gelegenheitsboten. Die Masse seiner Kuriere bestehe deshalb aus Berufsfahrern, die damit ihre Auslastung erhöhen, so Sen.

(grh)