Formel E: Wenig Interesse in Montreal

Das Saisonfinale der Formel E in Montreal war kein Gassenfeger. Selbst durch Aufdrängen von Gratistickets an der Wohnungstür wurden die Tribünen nicht gefüllt. Nur 24% wollen eine Rückkehr des Rennens

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Formel E

(Bild: Audi)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Daniel AJ Sokolov

Das Saisonfinale der Formel E in Montreal war kein Gassenfeger. Selbst durch Aufdrängen von Gratistickets an der Wohnungstür wurden die Tribünen nicht gefüllt. Nur 24% wollen eine Rückkehr des Rennens.

Formel-E-Autos beim Rennen in Berlin

(Bild: Audi)

Ende Juli fanden in Montreal, Quebec, die beiden abschließenden Rennen der Formel-E-Saison 2016/17 statt. Doch obwohl der Weltmeistertitel erst im letzten Rennen vergeben wurde, kamen statt der angepeilten 60.000 Zuschauer nur 45.000. Wie sich nun herausstellt, wurden mindestens 20.000 dieser Tickets verschenkt. Und von den übrigen 25.000 Karten dürfte ein Teil von Sponsoren aufgekauft und weiterverteilt worden sein.

Doch nicht einmal geschenkt waren die Eintrittskarten wohlfeil: Richard Bergeron, der Abgeordnete jenes Stadtteils, in dem das Rennen stattfand, ging im Juli von Tür zu Tür, um die Gratistickets an den Mann zu bringen. Bei den kommenden Sonntag stattfindenden Kommunalwahlen tritt Bergeron erneut an.

Hauptsponsor des Doppelrennens in Montreal ist der staatliche Strommonopolist Quebecs. Als Veranstalter tritt die von der Stadt gegründete gemeinnützige Organisation Montréal c’est électrique (MCE) auf. Ihre Aufgabe ist die Förderung elektrischer Fahrzeuge sowie die Reduktion des Einsatzes herkömmlicher Fahrzeuge.

Die Provinz hat die beiden Formel-E-Rennen mit 1,5 Millionen kanadischer Dollar (etwa eine Million Euro) subventioniert, die Stadt hat einen Kredit über zehn Millionen Dollar gewährt. Die politische Opposition Montreals fordert die Offenlegung der Finanzen, um herauszufinden, wie viel Geld MCE mit der Formel E verloren hat, und ob die Stadt den Kredit zurückbekommen wird. Umstritten ist auch die Formel-E-Rennstrecke auf Straßen des Stadtzentrums, wo Montreal doch eine eigene Formel-1-Rennstrecke hat.

Eine Umfrage im Auftrag des öffentlichen französischsprachigen Rundfunks Radio Canada hat ergeben, dass nur 30 Prozent der Montrealer meinen, das Doppelrennen habe ihrer Stadt etwas gebracht. Und nur knapp ein Viertel möchte, dass weitere E-Rennen in Montreal ausgetragen werden.

Veranstalter MCE verweist auf die Ergebnisse einer eigenen Befragung. Demnach hat die Hälfte der Zuschauer etwas über die Elektrifizierung des Verkehrs gelernt, und 80 Prozent der Zuschauer wünschten sich weitere Wettrennen in Montreal. Außerdem, so MCE, seien die 45.000 Zuschauer in Montreal 250 Prozent mehr, als zum Formel-E-Rennen in New York gekommen waren. Tatsächlich sind es 150 Prozent mehr: Das Doppelrennen in New York Mitte Juli war mit 18.000 Zuschauern ausverkauft. Für beide Städte war es das erste Formel-E-Rennen. (ds)