E-Commerce-Spezialist Brokat mit hohen Verlusten

Das Software-Unternehmen Brokat will trotz hoher Verluste 2000 Ende dieses Jahres schwarze Zahlen schreiben.

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  • dpa

Das Software-Unternehmen Brokat will Ende dieses Jahres schwarze Zahlen schreiben. Das Unternehmen rechnet in den ersten drei Monaten zwar weiter mit hohen Verlusten, im vierten Quartal solle jedoch die Gewinnschwelle erreicht werden, sagte Finanzvorstand Michael Janßen am gestrigen Mittwoch bei der Bilanzvorlage. Brokat will seinen Umsatz 2001 verdoppeln und setzt dabei auf den Zukunftsmarkt mobiles Internet. Für das Gesamtjahr 2002 peilt der Spezialist für elektronisches Bezahlen ein positives operatives Ergebnis an.

Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Mitarbeiterbeteiligungen war im vergangenen Geschäftsjahr negativ: Brokat verbuchte einen Verlust von 53,5 Millionen Euro. Besonders negativ wirkten sich im vierten Quartal Aufwendungen zur Integration der beiden amerikanischen Software-Unternehmen Blaze und Gemstone aus, die Brokat im Jahr 2000 übernommen hatte. Für das laufende Quartal sei erneut mit hohen Kosten zu rechnen, unter anderem für Berater.

Der Nettoverlust schlug 2000 sogar mit 125,9 Millionen Euro zu Buche. Janßen wies Spekulationen über Liquiditätsengpässe zurück: Der Kassensturz Ende 2000 habe eine Reserve von 135 Millionen Euro ergeben. Brokat steigerte den Umsatz um 148 Prozent auf 119,6 Millionen Euro. Dabei entfielen knapp 19 Prozent auf die Übernahmen, den eigenen Umsatz konnte Brokat ungefähr verdoppeln. Knapp ein Viertel der Erlöse wurden in USA erzielt, mittelfristig werden 40 Prozent angestrebt.

Vorstandschef Stefan Röver sieht das Unternehmen für die Zukunft optimal gerüstet. Zwar wäre Brokat ohne die Akquisitionen schneller profitabel geworden, allerdings auf einer schwächeren Ausgangsbasis. "Wir haben unsere Chance für Übernahmen genutzt und sie zum Zeitpunkt hoher Kurse überwiegend mit eigenen Aktien bezahlt", sagte Röver. Das Brokat-Papier war im Herbst 2000 nach Höchstständen in der Gegend von 200 Euro auf ein Tief von 9,40 Euro gestürzt. Am gestrigen Mittwoch schloss die Aktie mit 17,30 Euro, am heutigen Donnerstag-Vormittag fiel die Aktie bis auf 15,81 Euro. Die Siemens AG hält drei Prozent der Anteile an Brokat.

Brokat hatte am Montag in Deutschland ein Patent auf eine digitale Signatur für Mobiltelefone erhalten. Damit sind sichere Einkäufe im Internet über das Handy möglich. Das Patent soll gemeinsam mit einem Konsortium genutzt werden, dem auch Telekomunternehmen und Hersteller von Chipkarten angehören. Zum Jahresende beschäftigte Brokat 1.438 Mitarbeiter, rund 220 sollen 2001 hinzukommen. Brokat trete künftig mit dem Logo einer Pusteblume und unter dem Namen BrokatTechnologies auf, weil der längere Name in den USA griffiger sei. Erst im Mai 2000 hatte sich das Unternehmen von Brokat Infosystems in Brokat umbenannt. (dpa) / (jk)