Paradise Papers: Neue Steuervermeidungsvorwürfe bringen Apple in die Defensive

Apple zahle jeden Steuer-Dollar, betonte der Konzern und veröffentlichte Details zu Steuerpraktiken. Enthüllungen zufolge hat der iPhone-Hersteller für seine massiven Auslandsgewinne einen Geschäftssitz gesucht, an dem erst gar keine Steuern anfallen.

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Apple

(Bild: dpa, Chen Zhongqiu)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Leo Becker

Apple versucht, den neuen Enthüllungen über Steuerschlupflöcher durch die Paradise Papers den Wind aus den Segeln zu nehmen: Als größter Steuerzahler der Welt, begleiche der Konzern “jeden geschuldeten Dollar in jedem Land”, wie das Unternehmen inzwischen in einer Stellungnahme mit dem Titel “Fakten über Apples Steuerzahlungen” mitteilte. In den Berichten über die Paradise Papers habe es “Ungenauigkeiten” gegeben, meint zumindest Apple.

Eine Änderungen der Firmenstruktur im Jahr 2015 sei nur erfolgt, um die Steuerschuld an die USA zu wahren – und nicht zur Reduzierung von anfallenden Steuern in anderen Ländern, betonte Apple. Man habe “keine operativen Einrichtungen oder Investitionen aus Irland abgezogen”.

In Reaktion auf geplante Änderungen am irischen Steuerrecht habe der Konzern 2014 über die Anwaltskanzlei Appleby nach einem neuen Standort gesucht, an dem möglichst überhaupt keine Steuern anfallen. Apple habe dann 2015 eine wichtige Tochterfirma, die wohl einen Großteil der immensen Auslandsgewinne von über 250 Milliarden Dollar verwaltet, auf die Kanalinsel Jersey verlegt – dort gelte für ausländische Firmen eine Körperschaftssteuersatz von 0 Prozent, berichten unter anderem die Süddeutsche Zeitung und die BBC nach Auswertung der Paradise Papers

Als Irland seine Steuergesetze 2015 geändert hat, habe man den Standort der irischen Tochterfirmen geändert, bestätigt Apple – und darüber Irland, die Europäische Kommission und die USA informiert. “Diese Änderung hat unsere Steuerzahlungen in keinem Land verringert”, die Zahlungen an Irland seien anschließend sogar kräftig gestiegen. Auf die Verlagerung der Tochterfirmen nach Jersey geht Apples Stellungnahme nicht ein.

Die offenen Fragen rund um Steuerschlupflöcher sind nicht neu: Apple-Chef Tim Cook bei einer Befragung des US-Senats zum Thema im Jahr 2013.

(Bild: dpa, Shawn Thew)

Man habe in den vergangenen drei Jahren über 35 Milliarden Dollar Steuern auf Konzerngewinne gezahlt sowie weitere Milliarden Dollar für andere Steuern im Zusammenhang mit dem Betrieb von Ladengeschäften.

Apples effektiver Steuersatz auf Auslandseinkünfte liege “seit vielen Jahren” bei 21 Prozent, weltweit liege der Steuersatz des Konzerns "bei 24,6 Prozent" und damit "über dem Durchschnitt anderer US-Konzerne, die weltweit operieren".

Nach derzeitigem internationalen Steuerrecht fallen die Steuern dort an, wo Werte geschaffen werden, betont Apple zudem – dies sei in den USA der Fall, wo Design und Entwicklungsarbeit erfolgen. Entsprechend zahle man einen Großteil der Steuern an die USA und nicht in anderen Ländern.

Apple zählt inzwischen einen Barbestand von 270 Milliarden Dollar, 94 Prozent davon liegen im Ausland, wie der Konzern jüngst mitteilte. Eine Repatriierung in die USA will Apple allerdings erst vornehmen, wenn der bisherige Steuersatz von 35 Prozent fällt.

[Update 7.11.2017 16:15 Uhr] Man habe Apple in Hinblick auf die Verlagerung von Tochterfirmen um ein "Update" gebeten, erklärte die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Dienstag, wie Politico berichtet – um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob das Vorgehen konform zu EU-Regeln ist. Die Kommission fordert von Apple bereits eine Steuernachzahlung in Höhe von über 13 Milliarden Dollar an Irland – sowohl der Konzern als auch die irische Regierung fechten dies allerdings an. (lbe)