Chrome blockt unerwünschte Redirects

Mit der kommenden Version 64 des Google-Browsers sollen Nerv-Popups und andere unerwünschte Umleitungen der Vergangenheit angehören.

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Chrome blockt unerwünschte Redirects
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Von
  • Torsten Kleinz
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Umleitungen im Netz haben ihre Berechtigung – werden aber immer wieder von unseriösen Geschäftsmachern ausgenutzt. So wurden Nutzer etablierten Websites in den letzten Monaten immer wieder auf Fake-Gewinnspiele oder -Virenwarnungen umgeleitet, die sich insbesondere mit Nerv-Pop-Ups bemerkbar machten.

Google will dem Treiben nun im konzerneigenen Browser Chrome ein Ende machen. Ab Version 64, die derzeit im Canary Channel erhältlich ist und Anfang 2018 final erscheinen soll, wird Chrome unerwünschte Umleitungen unterbinden, wie Produktmanager Ryan Schoen im Chromium-Blog ankündigt. Dabei sollen zunächst alle Redirects, die nicht von der aufgerufenen Website selbst initiiert werden, unterdrückt werden – stattdessen bekommen die Nutzer eine Info-Mitteilung angezeigt.

Insbesondere auf mobilen Websites tauchen "rogue redirects" auf, die dann lästige Pop-Ups mit falschen Versprechen oder Warnungen einblenden.

Diese Blockade soll offenbar verhindern, dass über Werbenetzwerke iFrames auf Websites eingespielt werden, die den Nutzer dann ohne Wissen der Betreiber auf fremde Websites umleiten. Obwohl das Problem der "rogue redirects" seit über einem Jahr bekannt ist, taten sich Werbeanbieter schwer daran, die Verantwortlichen aus ihren Plattformen auszusperren. Auch Google wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Problem äußern.

Auch gegen Website-Betreiber, die selbst Umleitungen einsetzen, um den Nutzern Werbung unterzuschieben, soll das neue Feature wirken. So sind einige Anbieter dazu übergegangen, erwünschte Inhalte in einem neuen Tab zu öffnen, während der ursprünglich genutzte Tab einen Werbeinhalt lädt. "Das ist eigentlich eine Umgehung des Pop-Up-Filters, eine der beliebtesten Funktionen von Chrome", beklagt Schoen. Diese Praxis soll ab Chrome-Version 65 unterbunden werden.

Parallel dazu sollen ab Januar noch weitere unseriöse Praktiken unterbunden werden: Beispielsweise, wenn beim Klick auf einen Play-Button eine neue Website geöffnet wird – gerade viele illegale Streaming-Plattformen setzen exzessiv auf diesen Werbetrick. Auch sollen Schließen-Knöpfe, die in Wahrheit ein neues Fenster öffnen, von Googles Safe Browsing-Feature unterbunden werden. Betreiber von Websites, auf denen solche Methoden gefunden werden, haben 30 Tage diese Praxis zu beenden oder landen in Chromes Blockliste.

Die neuen Maßnahmen gliedern sich ein in zahlreiche weitere Maßnahmen gegen nervige Praktiken insbesondere der Werbeindustrie. So hatte Google im August eine Funktion vorgestellt, mit der Nutzer Tabs zum Verstummen bringen können, im September wurden Autoplay-Videos entschärft. Der Chrome Adfilter, der unwillkommende Werbeformen zentral blocken soll, ist ebenfalls für Anfang 2018 angekündigt, stößt in den letzten Monaten aber auf verstärkten Widerstand von Werbeindustrie und Verlegern. (kbe)