BUND-Studie „Mobilität 2050“ verlangt weniger Autos

In Stuttgart wird die vom Umweltverband BUND initiierte Studie zur „Mobilität 2050“ vorgestellt. Sie soll aufzeigen, wie ökologisch ökonomische und sozial nachhaltige Mobilität in Baden-Württemberg aussehen kann

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(Bild: Bundesverband CarSharing e.V. (bcs))

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  • dpa

In Stuttgart wird am Montag (13. November 2017) die vom Umweltverband BUND initiierte Studie zur „Mobilität 2050“ vorgestellt. Sie soll aufzeigen, wie ökologisch ökonomische und sozial nachhaltige Mobilität in Baden-Württemberg aussehen kann.

Temporäre Fahrverbote, hohe Parkgebühren, Tempolimits oder Steuererhöhungen seien nötig, um das Verkehrsaufkommen zu senken, argumentiert die Grüne Jugend im Südwesten.

(Bild: Bundesverband CarSharing e.V. (bcs))

Die Menschen werden nach Ansicht eines Experten mittelfristig nur dort auf ein eigenes Auto verzichten, wo ein großes Angebot an Alternativen verfügbar ist. „Auf dem Land sieht das ganz anders aus“, sagte Professor Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) der dpa. Im „Siedlungsbrei“, wo das größte Glück ein Einfamilienhaus und ein eigenes Auto vor der Haustür seien, werde es unendlich schwer, die Menschen etwa aus Klimaschutzgründen zum Umstieg auf Busse und Bahnen zu bringen.

Die Grüne Jugend im Südwesten möchte, dass sich viele Baden-Württemberger so schnell wie möglich vom Auto verabschieden. „Wir fordern daher von der Landesregierung, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Anzahl der Automobile in Baden-Württemberg bis 2030 um 30 Prozent und bis 2050 um 85 Prozent zu verringern“, heißt es in einem Antrag, der Anfang November von der Landesmitgliederversammlung beschlossen worden war. „Der verbleibende Fahrzeugbestand muss 2050 komplett emissionsfrei sein.“ Temporäre Fahrverbote, hohe Parkgebühren, Tempolimits oder Steuererhöhungen seien nötig, um das Verkehrsaufkommen zu senken.

In Millionenstädten wie München, Hamburg und Berlin hätten die Menschen längst damit begonnen, sich vom eigenen Auto zu lösen, sagte Knie. „Viele haben dort kein Hauptverkehrsmittel mehr.“ Befragungen hätten gezeigt, dass zwei Drittel der Menschen dort ihr Verkehrsmittel je nach Möglichkeit wechseln. Wo die Blechwellen am größten sind und wo die Städte versuchen, sich vom Autodunst zu befreien, wachse ein Angebot, das Lebensmodelle ohne ein Auto möglich mache, sagte Knie.

Stuttgart sei aber schon fast die einzige Stadt im Südwesten, wo eine ähnliche Entwicklung möglich sei. Zur Beschleunigung brauche es aus seiner Sicht neue Taxi-Mietwagen-Systeme. „Taxifahren ist viel zu teuer.“ Auch brauche es vertragliche Anreize für die Bus- und Bahnbetriebe, besser zu werden. Und nicht zuletzt sei das Parken in den Städten viel zu bequem und günstig. Wo das Abstellen des Autos am Tag zehn Euro koste, überlegten sich die Menschen schon mal eher, ob sie es tatsächlich brauchen. Dass der Anwohnerparkausweis nur 30 Euro im Jahr koste, sei ein Relikt der Autofahrerpolitik.

Eine verträgliche Mobilität der Zukunft kann nach Ansicht des Umweltverbands BUND nur mit weniger Autos gelingen. Es brauche eine neue Mobilitätskultur, in der es Menschen leichter fällt, auf den eigenen Wagen vor der Haustür zu verzichten, sagte BUND-Landeschefin Brigitte Dahlbender. Eine deutliche Stärkung von Bussen und Bahnen sei ebenso unerlässlich wie ein Mentalitätswechsel bei den Menschen, für den Politik und Wirtschaft aber endlich an einem Strang ziehen müssten. Am Montag wird in Stuttgart eine vom BUND initiierte Studie vorgestellt, die aufzeigt, wie ökologisch ökonomische und sozial nachhaltige Mobilität der Zukunft aussieht. (mfz)