Filmstudio warb mit fingierten Reviews

Das Hollywoodstudio Columbia Pictures zitierte in Werbekampagnen für seine Filme immer wieder den Kinokritiker David Manning, der gar nicht existiert.

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Von
  • Nico Jurran

Der Kinokritiker David Manning vom Wochenblatt "The Ridgefield Press" war ein echter Glücksfall für das Hollywoodstudio Columbia Pictures: Er schrieb stets Lobeshymnen auf dessen Filme, feierte den Darsteller Heath Ledger im Abenteuerstreifen "A Knight’s Tale" als "heißesten neuen Star diesen Jahres" und sah sogar in der eher müden Schenkelklopferkomödie "The Animal" einen "echten Gewinner". Kein Wunder also, dass das Studio Mannings Meinungen gerne in amerikanischen Werbekampagnen für seine Filme – darunter auch "Vertical Limit" und "Hollow Men" – einsetzte. Zu dumm nur, dass es den Kritiker in Wahrheit gar nicht gibt.

Das US-Magazin Newsweek fand heraus, dass sich hinter dem Journalisten aus Conneticut, der sich so für die Filme von Columbia begeistern konnte, tatsächlich ein Mitarbeiter von Sony verbarg, dem Mutterkonzern des Studios. Der hatte unter dem Namen eines Freundes die Filmkritiken veröffentlicht. Die besten Aussagen übernahm Columbia dann für ihre Werbekampagnen. Unklar blieb bislang, wer letztlich die Idee für diese Aktion hatte.

Nach dem Bericht von Newsweek äußerte Sony-Sprecherin Susan Tick ihr Bedauern über das Täuschungsmanöver: "Es war eine unglaublich dumme Entscheidung, über die wir selbst entsetzt sind". Dick Cook, Vorsitzender der Walt Disney Motion Picture Group, nutzte die Gelegenheit, auf die Konkurrenz einzuschlagen. "Das geht eindeutig zu weit, wir würden so etwas unter keinen Umständen machen", teilte er der US-Presse mit. Joe Roth, dessen Revolution Studios "The Animal" für Columbia produziert hatten, fiel hingegen nur ein, sich darüber zu beschweren, dass sein Film keine bessere Wertung von Manning bekommen hatte – getreu dem Motto "Wenn schon, denn schon".

Sony hat mittlerweile Mannings Lobeshymnen aus der Werbung für "A Knight’s Tale" und "The Animal" enfernt, einige Werbemittel waren allerdings schon gedruckt und dürften nun Sammlerstücke werden. (nij)