Filmkritik: "Justice League" krankt am Universum-Syndrom

Nach "Man of Steel" und "Batman vs Superman" versucht Zack Snyders neues Epos die Geschichte der beliebten DC-Superhelden weiterzuerzählen. Unter anderem weil zu viel Personal im Weg steht, klappt das nicht immer.

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Filmkritik: "Justice League" krankt am Universum-Syndrom

(Bild: Warner Bros.)

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Superman ist tot. Der Kampf gegen Doomsday am Ende von “Batman v Superman: Dawn of Justice” ging für den Man of Steel nicht so gut aus. Allerdings weiß wohl jeder, der schon mal ein “Superman”-Heft in der Hand hatte, dass der fliegende Superheld ein Mitglied der “Justice League” ist. Für den gleichnamigen Film mussten Regisseur Zack Snyder und seine Autoren Joss Whedon (“Serenity”) und Chris Terrio (auch schon bei “Batman v Superman” dabei) Clark Kent also erstmal wiederbeleben – was sich nur als das erste einer Reihe von Problemen erweist, die “Justice League” auf mehr oder weniger elegante Weise zu lösen versucht.

Auch The Flash, Cyborg und Aquaman sind so Problemfälle. Anders als Batman (zum zweiten Mal im Fledermaus-Dress: Ben Affleck) oder Wonder Woman (Gal Gadot), die schon ihre eigenen Geschichten haben, wurde die restliche Besetzung der Gerechtigkeitsliga bisher nur mit Kurzauftritten in “Batman v Superman” oder “Suicide Squad” eingeführt – oder, wie im Fall von Aquaman (nachdem er in Essos nicht mehr gebraucht wird: Jason Momoa), gar nicht.

Das erste Drittel von “Justice League” vergeht mit der Einführung des neuen Personals. Inszeniert wird das recht funktional als Casting-Trip: Bruce Wayne ahnt, das ein großes Unheil droht, und versucht eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Schließlich muss noch Superman (wieder mit Muckis: Henry Cavill) reanimiert werden. Dabei bleibt dann nicht allzuviel Raum, auch noch die Geschichte anzulegen: Superschurke Steppenwolf (unter ganz viel CGI: Ciarán Hinds) ist mit einer Armee Paradämonen auf der Suche nach den drei Mutterboxen, mit deren Wiedervereinigung er die Welt zerstören und zu seiner neuen apokalyptischen Heimat machen will.

Weil bei den vielen Figuren, deren Hintergrund zumindest kurz skizziert werden muss, nicht viel für die eigentliche Geschichte bleibt, wirkt "Justice League" etwas gehetzt. Das Drehbuch kompensiert diesen Zeitmangel mit dem einen oder anderen Griff in die Klischeekiste. Nur wirkt das Klischee gerade dann wenig glaubwürdig, wenn damit eine politische Botschaft verknüpft wird – wie im Fall der "radikalen Reaktionäre", die am Anfang halb London in die Luft jagen wollen. Solche kaum verhohlenen Anspielungen auf das böse Trump-Amerika werden allerdings von der Realität des liberalen Holywood überholt: Auch Batman-Darsteller Affleck steht im Fokus der aktuellen Debatte um den institutionellen Sexismus der Branche.

Abgesehen davon krankt "Justice League" am Universum-Syndrom. Der erste Kino-Auftritt der Gerechtigkeitsliga spielt im "DC Extended Universe", in dem bisher vier Filme mit den Superhelden aus dem DC Comics angesiedelt sind: Nach "Man of Steel" und "Batman v Superman" waren zuletzt die "Suicide Squad" und "Wonder Woman" auf der Leinwand zu sehen. Als nächstes sollen "Aquaman" (unter der Regie von James "Saw" Wan) und "Shazam" zu Kinoweihen kommen, auch "Wonder Woman 2" ist in der Mache.

Justice League (15 Bilder)

(Bild: Warner Bros.)

Wie bei den zahlreichen Marvel-Projekten erweist sich auch das DC-Universum als schwere Hypothek. Es ist wie bei einem Cocktail: Viele Zutaten garantieren nicht unbedingt ein gutes Ergebnis. Ob DCs "Suicide Squad", "Justice League" oder Marvels "Defenders" – in den Universen der traditionsreichen US-Comic-Verlage, beide inzwischen von Hollywood übernommen, treten sich die Superhelden auf die Füße. Und man fragt sich, wozu eigentlich: Bei "Justice League" beschleicht einen zunehmend das Gefühl, dass Superman mit Steppenwolf auch gut alleine klargekommen wäre.

In diesem Universum geht es nur noch darum, neue Figuren einzuführen, um den nächsten Film, die nächste Serie, das nächste Spin-off zu etablieren. Jede Figur verlangt ihre Screen-Time, bekommt davon aber nie genug. Alles, was die Helden und Geschichten eigentlich ausmacht, wird dieser Verwertungslogik unterworfen und kommt dabei unter die Räder: Ihre eigenen Geschichten, die es wert wären, erzählt zu werden; visuelle Welten, die nicht zueinander passen – wie Gotham City und Metropolis, die auch der Stilist Snyder nicht unter einen Hut bekommt.

Im schlimmsten Fall wird das dann so wie bei den "Defenders", einer mit Marvel-Figuren bevölkerten Netflix-Serie. Da stehen die Superhelden in den Kulissen rum und erklären sich gegenseitig die Handlung, zwischendurch wird sich ein bisschen gekloppt. Auch "Justice League" wirkt deshalb wie ein überlanger Trailer für das eigene Sequel und einen Aquaman-Film. Was er auch ist: "Aquaman" kommt 2018 in Kino, der zweite Teil von "Justice League" ist für 2019 angekündigt.

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Justice League kommt am 16. November ins Kino. (vbr)