Winterfest: Tipps gegen den Kältetod bei Smartphones & Co.

Wenn die Temperaturen sinken, bibbern nicht nur wir Menschen – auch Mobilgeräte haben mit der Kälte zu kämpfen. Wir geben Tipps, wie Sie Ihr Smartphone schonend durch die kalte Jahreszeit bringen.

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Winterfest: Tipps gegen den Kältetod bei Smartphones und Co.
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Der Wintereinbruch macht sich nicht nur an der roten Nasenspitze bemerkbar, sondern auch am einen oder anderen verärgerten Blick von Smartphone-Besitzern. Displays, die nicht mehr richtig auf die Fingerbedienung reagieren oder unerwartetes Abschalten trotz geladenem Akku sorgen an kühlen Tagen für Frust.

Wie kommt es zu diesen technischen Ausfällen? Und wie schütze ich mein Handy richtig vor Kälte? c't geht diesen Fragen auf den Grund und gibt Tipps.

Displays reagieren bei kühlen Außentemperaturen deutlich träger als im warmen Innenraum. Auch die Farben können unterschiedlich ausfallen. Grund dafür: Die Viskosität der Flüssigkristalle und weitere Parameter wie der Dielektrizitätskoeffizient verändern sich. Dadurch bewegen sich die Moleküle im elektrischen Feld zunehmend lahmer, die Schaltzeiten werden länger. Im Extremfall verharren die Moleküle in einem undefinierten Zustand und der Displayinhalt ist nicht mehr ablesbar.

Der Touchscreen des iPhone X reagiert empfindlich auf Kälte. Apps erscheinen wortwörtlich eingefroren – das Problem ist meist temporär.

(Bild: dpa, Lino Mirgeler)

Auch die LCD-Beleuchtung kann unter der Kälte leiden: Die Leuchtstärke sinkt, die Farbtemperatur verändert sich. Zusätzlich reagieren viele Touchscreens bei extremer Kälte unzuverlässig bis gar nicht auf Eingaben – erst recht nicht auf kalte, trockene Finger, denn die besitzen eine geringere Leitfähigkeit.

Deshalb zeigen sich auch neueste Geräte wie das iPhone X trotz OLED-Display kälteempfindlich. Besitzer bemängeln, dass bei niedrigeren Außentemperaturen das Display plötzlich nicht mehr richtig auf Touch-Eingaben reagiert: Apps lassen sich teils gar nicht mehr bedienen und Berührungen werden nur noch sporadisch registriert.

Glücklicherweise sind die Display-Effekte im Allgemeinen reversibel, weshalb die genannten Probleme meistens nur kurzzeitig auftreten.

Auch wenn die Anzeige einen vermeintlich vollen Akku angibt, kann ein ausgekühltes Handy im nächsten Moment ausgehen.

Bei den Akkus von Mobilgeräten ist das etwas anders: Sie vertragen keine extrem niedrige Temperaturen und das nachhaltig. Akkus liefern bei niedrigen Temperaturen weniger Energie, sind also schneller leer. Und sie brauchen länger, um geladen zu werden. Deshalb schließen Sie das Smartphone besser in der warmen Stube an die Steckdose, nachdem es sich akklimatisiert hat. Mobilgeräte schalten sich unter Umständen auch ab, obwohl der Akku noch nicht komplett leer ist. Dann sollten Sie einfach abwarten, bis Sie wieder im Warmen sind.

Bei Temperaturen unter minus zehn Grad wird es für Akkus kritisch. Lang anhaltende Kälte schadet der Laufzeit und im Extremfall sogar der Lebensdauer von Akkus dauerhaft. Deshalb sollten Sie Smartphones oder auch mobile Navis bei längeren Einkäufen oder gar über Nacht nicht im Auto liegen lassen.

In den vergangenen Jahren hatten zahlreiche iPhone-Besitzer mit dem Kälteproblem zu kämpfen. Bei bestimmten iPhone-6s-Modellen tauscht Apple wegen eines Produktionsfehlers kostenlos die Batterie. Der Hersteller ging das Problem aber auch mit Software-Updates an, die vorzeitiges Abschalten verhindern sollen. Apple sieht für viele seiner Mobilgeräte eine Betriebstemperatur zwischen 0 ºC und 35 ºC vor. Ausgeschaltet ist eine Lagerung in einem Temperaturbereich zwischen –20 °C und 45 °C zulässig. Andere Mobilgerätehersteller geben ähnliche Temperaturbereiche vor. Halten sich Nutzer nicht an diese Vorgaben, ist ein Kälteschaden gemäß Garantiebestimmungen nicht zwingend gedeckt.

Wasserdichte Smartphones sind bei Eiseskälte etwas weniger gefährdet, weil bei ihnen Kondenswasser nichts anrichten kann und sie bei Stürzen in den Schnee zumindest keinen Wasserschaden erleiden. Steckt man solche Smartphones bei der Abfahrt in die Rucksack-Außentasche, könnten aber auch sie Schaden nehmen.

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1. Wärme spenden

So banal es klingt, so wirksam ist es: Tragen Sie Ihr Smartphone möglichst nah am Körper. Stecken Sie es also lieber in die Innentasche als in die Außentasche Ihrer Jacke. Lassen Sie Ihr Handy auch nicht für längere Zeit im kühlen Auto liegen, schon gar nicht über Nacht.

2. Abrupte Kalt-warm-Wechsel meiden

Temperaturstürze lassen Ihr Handy schwitzen: Durch den schnellen Wechsel von einer kalten Umgebung in einen beheizten Raum kann sich im Gehäuse des Handys Kondensationsfeuchtigkeit bilden. Das schadet der Elektronik, das Kondenswasser kann zu Kurzschlüssen führen oder zu korrodierten Kontakten.

Bringen Sie ihr Smartphone deshalb langsam auf Raumtemperatur – keinesfalls auf die warme Heizung legen oder heiß föhnen – und schalten Sie es bei einem drohendem Temperaturschock so lange aus, bis es sich akklimatisiert hat.

3. Trocken halten

Wer im Schneegestöber einen Anruf erhält, lässt sein Smartphone am Besten in der Tasche und telefoniert über ein Headset. Wenn das Handy doch einmal feucht geworden ist, schalten Sie es sofort aus und entfernen Sie wenn möglich den Akku. So vermeiden Sie einen Kurzschluss.

Lassen Sie sich beim Trocknen Zeit – lieber das Handy mindestens einen Tag bei Raumtemperatur liegen lassen, als mit einem Fön oder einer Heizung nachhelfen. Zum einen kann der Fön Wassertropfen an besonders anfällige Stellen im Smartphone blasen. Zum anderen gilt auch hier: Viele elektronische Komponenten reagieren empfindlich auf plötzliche Temperaturwechsel oder zu heiße Föhn-Luft. Stellen Sie das Gerät besser aufrecht hin und setzen Sie es warmer Zugluft aus.

4. Nasse Geräte trocknen

Sollte ihr Smartphone in den nassen Schnee oder in eine Pfütze gefallen sein, schalten Sie es nicht ein: Das kann zu Kurzschlüssen führen, die das Gerät zerstören. Lassen Sie es einfach aus beziehungsweise stellen es komplett ab, entfernen Sie alle beweglichen Teile (SIM-Karte, Speicherkarte, Akku, Kopfhörer) und lassen es trocknen. Erst danach sollten Sie prüfen, ob das Gerät noch funktioniert.

Die Hersteller können übrigens recht genau feststellen, ob das Handy einen Tauchgang hinter sich hat: In vielen Geräten sind kleine Detektoren untergebracht, die sich bei Nässe dauerhaft verändern (meist verfärben).

5. Warm laden

Schließen Sie Ihr Smartphone erst an das Netzteil an, wenn es wieder Raumtemperatur hat. Das schont Ihren Akku und Sie dürfen sich über eine längere Lauf- und Lebenszeit Ihres Handys freuen.

Hat sich Ihr Smartphone selbstständig abgeschaltet, schalten Sie es erst wieder an, nachdem sich das Gerät für längerre Zeit im Warmen befand.

6. Bei extremer Kälte abschalten

Wenn sich Ihr Handy nicht ohnehin schon aus Selbstschutz vor eisigen Temperaturen eigenständig ausschaltet, kommen Sie ihm zuvor. Einfach mal den Aus-Knopf drücken und damit den Akku schonen.

(uk)