Excite Deutschland schließt die Pforten

Excite.de wird von der US-amerikanischen Konzernzentrale der Saft abgedreht. Am 15. Juli soll die Site abgestellt werden.

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Von
  • Holger Bleich

Excite@Home zieht Konsequenzen aus der Flaute am Online-Werbemarkt und schließt seine Europa-Filialen in Deutschland, Frankreich und Spanien. Man müsse sich "darauf konzentrieren, Shareholder-Value zu gewährleisten", begründete Excite-Chefin Patti Hart den Einschnitt. In einer Presseerklärung der US-Zentrale hieß es heute lapidar, der kränkelnde Werbemarkt habe zu "einem negativen Effekt auf den gesteckten Zeitrahmen bis zum Erreichen der Profitabilitätsgrenze des Medien-Geschäfts" beigetragen.

In der deutschen Filiale von Excite in Hamburg war man heute morgen kalt erwischt worden. Die 20 Mitarbeiter halten ihre Kündigung bereits in den Händen. Am 15. Juli soll das deutschsprachige Excite-Portal abgestellt werden. Die europäischen Excite-Pendants in Großbritannien und Italien bleiben von der Aktion unberührt. Hier hat sich das US-amerikanische Unternehmen rechtzeitig Partner ins Boot geholt: Die British Telecommunications sorgt in England für das Fortbestehen, und Tiscali ist maßgeblich an Excite Italia beteiligt.

Ganz überraschend kam der Schritt in Deutschland freilich nicht. Spätestens, seit dem Excite@Home gestern bekannt gab, dass ab sofort ein neuer Chief Operating Officer (COO) die Geschäfte leiten wird, war von einschneidenden Veränderungen auszugehen. Excite werde sich auf sein Kerngeschäft, nämlich den Breitband-Internetzugang, rückbesinnen, ließ der neue COO Matt Jones verlauten.

Excite Deutschland hatte überdies mit sinkenden Besucherzahlen zu kämpfen. Die Marktforscher von Jupiter MMXI etwa bescheinigen Excite.de eine beständig sinkende Reichweite: Hatten im April 2000 noch 3,4 Prozent der Online-Bevölkerung mindestens einmal Excite.de besucht, so waren dies im April 2001 nur noch 1,9 Prozent. Ende März gab die deutsche Niederlassung bekannt, ihre Werbeflächen künftig selbst vermarkten zu wollen, um "weg vom reinen Bannerverkauf, hin zu individuellen Vermarktungformen" zu gelangen, wie Geschäftsführer Christoph Schenck verkündete. Offenbar war mit herkömmlicher Bannerwerbung kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

Bereits Ende Mai spekulierte die Branche über eine eventuelle Übernahme von Exite durch T-Online. Das Wall Street Journal berichtete von Sondierungsgesprächen zwischen den beiden Portal-Giganten. (hob)