Streit um Spam-Melde-App mit erheblichen Zugriffsrechten: Apple lenkt angeblich etwas ein

Die indische Telekom-Regulierungsbehörde will ihre bislang nur für Android erhältliche Spam-Melde-App, die Anruf- und SMS-Listen einsieht, auch aufs iPhone bringen. Apple hat dies bislang aus Datenschutzgründen abgelehnt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen
Tim Cook/Modi

Bei einem Besuch in Neu-Delhi traf Apple-Chef Tim Cook in diesem Jahr auch den Indischen Premierminister Narendra Modi.

(Bild: dpa, Government Of India/Handout)

Lesezeit: 2 Min.

Im Streit mit der indischen Regulierungsbehörde für den Telekommunikationsmarkt (Trai) will Apple nun offenbar einlenken: Der iPhone-Konzern will dem Telekom-Regulierer bei der Entwicklung einer Anti-Spam-App “in begrenztem Umfang” helfen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Bislang hat sich Apple unter Verweis auf Datenschutz geweigert, die “Do Not Disturb”-App von Trai zuzulassen. Die seit gut einem Jahr erhältliche Android-Version will weitreichende Zugriffsrechte, neben dem Adressbuch unter anderem auch auf die Anrufliste und die SMS-Nachrichten – dies erlaube Nutzern, Spam-Anrufe und Mitteilungen gleich zu melden, so die Behörde.

Ein derartig umfassender Zugriff ist für iOS-Apps nicht möglich. Entsprechend wolle Apple auch weiterhin keinen Einblick in die Anrufliste des Nutzers gewähren, schreibt Reuters, könne aber bei manchen von der Regulierungsbehörde gewünschten Anforderungen helfen – unter anderem mit einer neuen Anti-Spam-Schnittstelle für Textnachrichten, die iOS 11 bereitstellt. Apple habe seine Haltung zum Datenschutz nicht geändert, betonte ein Unternehmenssprecher gegenüber der Nachrichtenagentur.

Die Android-App der Regulierer wünscht umfassende Zugriffsrechte.

(Bild: Screenshots: Trai)

Seit iOS 10 können Dritt-Entwickler eine von Apple bereitgestellte API nutzen, um Spam-Anrufe zu ermitteln und unterdrücken ohne dadurch Einblick in alle Anrufe zu erhalten. Mit iOS 11 ist eine ähnliche Funktion für SMS-Nachrichten gefolgt. Ob sich die Regulierungsbehörde mit den von Apple bereitgestellten Schnittstellen zufrieden gibt, bleibt vorerst offen. Der Chairman der Behörde hatte den US-Konzern wegen der App-Ablehnung im Sommer scharf kritisiert – Apple betreibe eine “Kolonialisierung der Daten” und sei nutzerfeindlich.

Indien zählt zu den wichtigsten Wachstumsmärkten für Smartphone-Hersteller. Apple hat in diesem Jahr begonnen, ein erstes iPhone-Modell lokal produzieren zu lassen, um auf dem von günstigen Smartphones dominierten Markt Fuß zu fassen. Berichten zufolge erwägt der Konzern, die Produktion eines für Anfang 2018 erwarteten iPhone SE komplett in Indien durchzuführen. Die Fertigung von iPhones erfolgt bislang nur in China sowie – in begrenztem Umfang – auch in Brasilien. (lbe)