Neuer erdähnlicher Planet ist “nur” 11 Lichtjahre entfernt

Nach Proxima b haben Astronomen in der Umlaufbahn unseres Nachbarsterns Ross 128 einen erdähnlichen Planeten entdeckt, auf dem Leben möglich sein könnte.

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Neuer erdähnlicher Planet ist “nur” 11 Lichtjahre entfernt

Künstlerische Darstellung des Exoplaneten Ross 168 b.

(Bild: ESO/M. Kornmesser)

Lesezeit: 3 Min.

Forscher haben in einem benachbarten Sonnensystem einen weiteren erdähnlichen Planeten gefunden. Ein internationales Astronomen-Team am La Silla-Observatorium in Chile entdeckte mit dem High Accuracy Radial Velocity Planet Searcher (HARPS) der Europäischen Südsternwarte (European Southern Observatory, ESO) den Planeten in der Umlaufbahn des inaktiven Roten Zwergsterns Ross 128. Das System ist rund 11 Lichtjahre (rund 103 Billionen Kilometer) von unserem Sonnensystem entfernt. Damit ist “Ross 128 b”, wie der Planet getauft wurde, nach dem erst kürzlich entdeckten “Proxima b” der unserem Sonnensystem zweitnächste Planet mit gemäßigter Oberflächentemperatur, teilte die ESO am Mittwoch mit.

Ross 128 b umkreist seinen Stern in 9,9 Tagen. Da Ross 128 ein inaktiver Roter Zwerg ist, steige die Wahrscheinlichkeit, dass auf Ross 128 b Leben möglich ist, erklären die Forscher. Der etwa erdgroße Planet habe vermutlich ein mildes Klima und eine Oberflächentemperatur, die der der Erde ähneln könnte.

Oft seien Rote Zwerge wie Proxima Centauri so aktiv, dass sie ihre Planeten immer wieder in tödliche Ultraviolett- und Röntgenstrahlung tauchen. Ross 128 scheine jedoch ein deutlich ruhigerer Stern zu sein. Anhand der HARPS-Daten konnte das Team rekonstruieren, dass auf Ross 128 b trotz seiner Nähe zum Mutterstern nur 1,38-mal so viel Strahlung wie auf der Erde ankommen.

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Die Astronomen schätzen, dass die Gleichgewichtstemperatur des Planeten zwischen -60 und 20°C liegt, da die Oberflächentemperatur des lichtschwachen Ross 128 nur etwas mehr als halb so hoch wie die der Sonne ist. Zwar betrachten die Wissenschaftler Ross 128 b als gemäßigten Planeten, jedoch ist nicht ganz sicher, ob der Planet innerhalb, außerhalb oder an der Schwelle der habitablen Zone liegt, in der flüssiges Wasser auf der Oberfläche eines Planeten existieren kann.

„Diese Entdeckung basiert auf mehr als einem Jahrzehnt intensiver HARPS-Durchmusterung in Verbindung mit modernsten Datenreduktions- und Analysetechniken”, erklärt Nicola Astudillo-Defru von der Sternwarte in Genf, der am Fachartikel über die Entdeckung beteiligt war. Mit Hilfe des HARPS, einem Spektrografen am La Silla-Observatorium, messen die Astronomen winzige Bewegungen eines Sterns, die entstehen, wenn ein Stern und ein Planet unter Einfluss der Schwerkraft um ihren gemeinsamen Schwerpunkt kreisen.

Im vergangenen Jahr hatten Astronomen einen erdähnlichen Planeten in der Umlaufbahn unseres Nachbarsterns Proxima Centauri entdeckt, der etwa vier Lichtjahre vom Sonnensystem entfernt ist. Zuletzt hatten die Forscher dann Hinweise gefunden, dass Proxima Centauri möglicherweise ein Mehrplanetensystem ist.

Der nächste Schritt wird nun sein, die Zusammensetzung der Atmosphären der entdeckten Exoplaneten zu untersuchen. Das wird eine Aufgabe für die nächste Generation der Superteleskope: Das Extremely Large Telescope (ELT) der ESO, das derzeit in Chile gebaut wird, das geplante Thirty Meter Telescope oder den Hubble-Nachfolger James-Webb-Weltraumteleskop, der 2019 ins All starten soll. (vbr)