Erdwärmekraftwerk in Landau planmäßig erprobt – bleibt aber umstritten

Dauerbrenner Erdwärmekraftwerk: In Landau geht der Probebetrieb der umstrittenen Anlage dem Ende entgegen, ein Regelbetrieb könnte folgen. Die Energiegewinnung aus der Tiefe bleibt aber ein Zankapfel.

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Erdwärmekraftwerk in Lindau planmäßig erprobt – bleibt aber umstritten

(Bild: dpa / Ronald Wittek)

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  • dpa
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Die Betreiber des umstrittenen Landauer Erdwärmekraftwerks zeigen sich gut eineinhalb Monate nach dem Start des Probebetriebs zufrieden. Was man bisher erlebt habe, sei das, was im Rahmen eines Probebetriebs zu erwarten sei, sagte ein Sprecher des Bohrtechnik- und Geothermieunternehmens Daldrup & Söhne, das einer der drei Anteilseigner ist. In der Region wird weiter über Vor- und Nachteile der Erdwärmenutzung diskutiert.

Während Daldrup & Söhne und der Bundesverband Geothermie weiter von der Erdwärme als Strom- und Wärmequelle überzeugt sind, zeigt sich das rheinland-pfälzische Umweltministerium reserviert. In den mittel- bis langfristigen Planungen der Stromversorgung biete die Tiefengeothermie "keine bedeutenden zusätzlichen Potenziale", heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion.

Das Kraftwerk soll mit heißem Wasser aus 3000 Metern Tiefe Strom für etwa 4000 Haushalte erzeugen. Es war 2007 in Betrieb genommen worden. Vor über dreieinhalb Jahren war die Anlage abgeschaltet worden, nachdem sich der Boden in der Umgebung stellenweise um mehrere Zentimeter gehoben hatte. Experten hatten das mit dem Kraftwerk in Zusammenhang gebracht. Als Ursache galt Wasser, das aus dem Anlagensystem austrat. Die Vorfälle sorgten in Landau für heftigen Protest. Inzwischen wurde die Anlage nach Darstellung der Betreiber saniert. Seit Ende September läuft der Probebetrieb.

Daldrup & Söhne sieht sich nach Angaben des Sprechers im Zeitplan. Der Plan sieht vor, dass der von den Behörden beobachtete Probebetrieb bis Ende November läuft. Danach sollen gemeinsam Ergebnisse und mögliche weitere Anforderungen besprochen werden. Dann könne das Kraftwerk "in Abstimmung mit den Behörden in den Regelbetrieb gehen", sagte der Sprecher. Nach bisheriger Planung soll das zum Jahresende der Fall sein. Den Hinweis der Bürgerinitiative Geothermie Landau-Südpfalz, dass am 2. November abends in Landau ein Erdbeben registriert wurde, wollte der Daldrup-Sprecher nicht kommentieren.

Der Leiter der Abteilung Bergbau beim Landesamt für Geologie und Bergbau, Thomas Dreher, bestätigt, dass bisher alles funktioniert hat – zumindest nach dem, was seiner Behörde mitgeteilt worden sei. Ein abschließendes Urteil sei das aber nicht. Einen Termin für eine mögliche Wiederinbetriebnahme könne er nicht nennen.

Zur Bedeutung der Geothermie als Energieträger verweist der Unternehmenssprecher auf die im Oktober veröffentlichte Neuauflage einer Studie des Umweltbundesamts. Darin wird die Menge des Kohlendioxids, das mit Hilfe geothermischer Anlagen gespart werden kann, um ein Fünftel nach oben korrigiert. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Geothermie, André Deinhardt, verweist darauf, dass der Oberrheingraben als ideales Gebiet für die Erdwärmenutzung gilt.

Während die Erdwärmenutzung auf französischer Seite recht ambitioniert ausgebaut werde, sehe es auf deutscher Seite "wirklich schwierig" aus, sagte Deinhardt. In Rheinland-Pfalz gibt es nur zwei dieser Kraftwerke. Liegt das an Landau? "Nicht nur", sagte der Geschäftsführer. Die Kritik an der Anlage sei "ein bisschen ungerecht", es sei eine Pilotanlage gewesen. "Man hat sehr viel gelernt in Landau." Irgendwann sei möglicherweise zu wenig kommuniziert worden. Wenn man das Gefühl habe, nicht vollständig informiert zu sein, entstehe Widerstand. "Es braucht einfach Zeit", sagte er. (anw)