Faltlautsprecher fĂĽr die Hosentasche

Forscher am Thin Film Research Center haben einen folienartigen, papierdĂĽnnen Lautsprecher entwickelt.

vorlesen Druckansicht 44 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Grote

Forscher am Thin Film Research Center des regierungsanhängigen koreanischen Institute of Science and Technology (KIST) haben einen folienartigen Lautsprecher entwickelt, der so dünn ist, dass man ihn zusammenrollen und in der Hosentasche mitnehmen kann. Der Lautsprecher selbst besteht lediglich aus einem piezoelektrischen Material, das nicht dicker als Papier ist.

Piezoelektrische Filme und Keramiken, die elektrische Energie in mikroskopisch kleine Vibrationen an der Materialoberfläche umwandeln, sind im Prinzip nicht neu und kommen schon seit zehn Jahren zum Einsatz, etwa in Lautsprecherkomponenten, unter Wasser in Sonarsystemen oder Polizeisirenen. "Auch zusammenrollbare Lautsprecher haben japanische Firmen bereits aus piezoelektrischer Keramik hergestellt und vermarktet", weiß der piezoelektrische Experte Kenji Uchino von der Penn State University. Die koreanischen Forscher um Koh Seok-keun setzen nun bei ihrer Entwicklung auf ihre neue, patentierte Technik, mit der sie die Elektroden, die den Lautsprecher mit Strom versorgen, mit dem Film dauerhafter und langlebiger verbinden wollen, um das Produkt marktfähig zu machen. Sie verwenden hierfür nicht herkömmliche Nickel, Zinn oder andere Legierungen, sondern verbinden den Lautsprecherfilm mit Platin-Elektroden.

Ein grundsätzliches Problem solch dünner Lautsprecher besteht darin, dass sie sehr gut bei der Wiedergabe von Tönen aus dem höheren Frequenzbereich funktionieren, aber keine tiefen Bässe wiedergeben oder große Lautstärken produzieren können. "Auch mit großen Lautsprechern dieser Bauart, von denen ich ein Paar in meinem Wohnzimmer installiert habe, braucht man einen separaten Bassverstärker" erklärt David Pearce, ein Spezialist für piezoelektrische Keramiken an der Universität Birmingham. "Hört man solche Lautsprecher alleine, dann klingt das immer etwas blechern, aber zusammen mit einem unterstützenden Bass hört sich das Ganze dann recht nett an."

Um diesen Nachteil noch in den Griff zu bekommen, haben die koreanischen Forscher das Projekt an ein Team von Sound-Designern übergeben, die nun den Klang der niedrigeren Frequenzen optimieren sollen. Zusammen mit einem etablierten Hersteller für Lautsprecher rechnet Koh damit, dass ein gut klingender, falt- und zusammenrollbarer Lautsprecher schon in einem Jahr in den Läden erhältlich sein könnte. Da die Lautsprecher nur aus Elektroden und dem piezoelektrischen Film bestehen, dürfte ihr Preis geringer sein als herkömmliche Lautsprecher mit ihren zum Teil recht aufwendigen Komponenten.

Bei einer ersten Demonstration mit einem 100 Quadratzentimeter großen Lautsprecher waren Kohs Forscherkollegen sichtlich beeindruckt, erwarteten sie doch noch eine Blackbox oder etwas ähnliches Klobiges. Zwar hat Kollege Uchino die koreanische Entwicklung noch nicht selbst gesehen, sieht aber in der piezoelektrischen Lautsprechertechnologie in Zukunft jede Menge an Anwendungsmöglichkeiten. "Besonders Notebooks und Desktop-Computer eignen sich hierfür hervorragend", meint Uchino, denn die Lautsprecher-Folien sind durchsichtig. "Das gesamte Display könnte einmal als Lautsprecher benutzt werden." Andreas Grote (em)