Bundesbank-Vorstand: Bitcoin ist keine Währung

Kein Geld, sondern nur ein Spekulationsobjekt ist der Bitcoin laut Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Das hindert manche Banker aber nicht, sich für Geschäfte rund um die Kryptowährung zu interessieren.

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Bitcoin

(Bild: dpa, Jens Kalaene/Archiv)

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Digitalwährungen wie Bitcoin sind aus Sicht der Bundesbank kein Ersatz für Euro, Dollar und Co. "Bitcoin ist kein Geld, sondern ein Spekulationsobjekt“, schrieb Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele in einem Gastbeitrag für den Ifo-Schnelldienst. Virtuelle Währungen könne man nicht verwenden, sondern nur tauschen.

"Sie sind frei erfunden und vermehren sich nach einem festgesetzten Schema in virtuellen Systemen, die formal durch Mehrheitsentscheidung der Nutzer, faktisch aber nach dem Belieben einer kleinen Gruppe geändert werden können“, schrieben Thiele und Co-Autor Martin Diehl von der Bundesbank. "Mangels Wertbasis ist der Preis für Bitcoin praktisch beliebig bis hin zum Totalverlust."

Thiele ist bereits mehrfach mit Kritik an der Kryptowährung hervorgetreten. Zuletzt hatte er im Mai dieses Jahres vor Spekulation damit gewarnt, als der Bitcoin ein damaliges Allzeithoch von rund 1600 US-Dollar erreichte. Aktuell liegt der Kurs laut der Branchenseite Coinmarketcap bei über 8200 US-Dollar.

Auch die Deutsche Bank warnte in dieser Woche vor einer Investition: „Ich würde das dem normalen Anleger schlichtweg nicht empfehlen“, sagte Ulrich Stephan, Chef der Anlagestrategie bei dem Geldinstitut. Bemerkenswert sei auch der große Hype um die Währung, während die Deutschen zugleich bei der Geldanlage in Aktien eher zurückhaltend seien.

Nicht jeder Banker sieht das so kritisch: Der Morgan-Stanley-Chef James Gorman äußerte sich recht positiv über das Kryptogeld, bei Goldman Sachs prüfe man sogar einen Einstieg in den Handel damit, schreibt das Handelsblatt.

Und sobald handfeste Geschäftsinteressen ins Spiel kommen, relativiert sich auch manche Fundamentalkritik: So machte JP-Morgan-Chef Jamie Dimon zunächst Schlagzeilen, weil er den Bitcoin als Betrug bezeichnete. Sollte er Trader in seinem Haus erwischen, die Bitcoins kaufen, würde er sie sofort feuern, fügte er hinzu. Kurz darauf wurde bekannt, dass JP Morgan trotzdem im Auftrag von Kunden Bitcoin-Derivate kauft und verkauft.

Und spätestens seit die CME-Group, eine der größten Terminbörsen weltweit, die Auflegung von Futures auf den Bitcoin ankündigte, interessiert sich laut Wall Street Journal auch JP Morgan sehr für Geschäfte damit. Die Ankündigung von CME wurde von vielen Beobachtern als Paukenschlag gewertet, möglicherweise sei es gar der Beginn der Karriere des Bitcoin als Anlageklasse in der Hochfinanz.

Doch die Hochfinanz beiseite: Als weltweites Alltagsgeld macht der Bitcoin in der Tat keine allzu gute Figur. Das Netzwerk schafft zu wenig Transaktion pro Sekunde, um konkurrenzfähig etwa mit den großen Kreditkartenfirmen zu sein. Die Gebühren pro Transaktion sinken derzeit zwar wieder von horrenden Höchständen, sind laut Branchendienst Bitinfocharts mit aktuell rund 6,7 US-Dollar aber immer noch sehr hoch. Die anhaltenden Spannungen in der Community, die schließlich zur Abspaltung des Bitcoin Cash führten, lassen da keine schnelle Lösung erwarten. (Mit Material der dpa) / (axk)