Medikamenten-Empfehlung per Gesichtserkennung

In zwei österreichischen Apotheken testet der Pharma-Konzern Bayer Austria eine Gesichtserkennung: Kunden können sich scannen lassen und bekommen dann passend zu Alter und Geschlecht Arzneien empfohlen.

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Medikamenten-Empfehlung per Gesichtserkennung

(Bild: tp/tr)

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Von
  • Peter Nonhoff-Arps

Zwei Apotheken in Österreich testen zurzeit Medikamenten-Marketing per automatischer Gesichtserkennung: Kunden werden zuerst von einer Kamera gefilmt und bekommen dann Arzneien des Pharmakonzerns Bayer empfohlen. Laut Medienberichten ermitteln die Kameras das Geschlecht und das ungefähre Alter der erfassten Person. Das zugehörige Display zeigt umgehend eine entsprechende Medikamentenempfehlung.

Datenschutz-Bedenken hat Bayer laut futurezone.at nicht. Die Technologie soll auf datenschutzrechtliche Unbedenklichkeit geprüft und mit dem ePrivacy-Siegel zertifiziert sein. Aus den erfassten Daten werde umgehend ein Hash-Wert generiert, bei dem keinerlei Personenbezug mehr vorliege. Die Bilder sollen umgehend gelöscht und auch keinesfalls weitergegeben werden. Es erfolge auch keine Verknüpfung mit weiteren Daten; auch dann nicht, wenn der Kunde in der Folge Produkte kaufe. Die Scanner seien seit Mittwoch in den beiden Apotheken im Betrieb, und nach Aussage einer Apothekenmitarbeiterin habe sich bislang noch kein Kunde beschwert.

Wie eine kürzlich veröffentlichte Umfrage im Auftrag des Marktwächter-Teams Digitale Welt in der Verbraucherzentrale NRW ergab, lehnen hingegen die meisten deutschen Internetnutzer solch eine Gesichtserkennung in Geschäften – etwa zum Zwecke von zielgerichtetem Marketing – ab. Demnach sind 78 Prozent der Befragten dagegen, dass derartige Gesichtsaufzeichnungen für zielgruppenspezifische Werbung genutzt wird. Mit 71 Prozent nur unwesentlich weniger Befragte wenden sich auch gegen die Auswertung solcher Daten für zielgruppengerechte Rabatte.

Bereits im Frühjahr hatte diese Form von Gesichtserkennung für Aufregung gesorgt, als bekannt wurde, dass sowohl die Deutsche Post als auch die Supermarktkette Real mit Werbedisplays experimentieren, die die angezeigten Inhalte mit Hilfe von Gesichtserkennung an die Zuschauer anpassen sollen. In einer Umfrage ermittelte die Verbraucherzentrale, dass die Technik Ängste vor Kontrollverlust privater Daten auslöste. (pen)