Australien will staatliche Gesichtserkennung für Firmen öffnen

Das australische Justizministerium denkt offenbar darüber nach, privaten Unternehmen gegen eine Gebühr den Zugang zu einer vom Staat betriebenen Gesichtserkennungs-Datenbank zu gewähren.

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Australien will staatliche Gesichtserkennung für Firmen öffnen

(Bild: pixabay, CC0)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hajo Schulz

Das Justizministerium Australiens verhandelt derzeit mit einigen Telekommunikationsanbietern über ein Pilotprojekt, das den Firmen den Zugang zu einem staatlichen Gesichtserkennungsdienst eröffnen könnte. Auch Finanzinstitute sollen großes Interesse an diesem Programm bekundet haben, berichtet die Nachrichtenseite The Guardian.

Konkret geht es dabei um den vom australischen Staat betriebenen Face Verification Service (FVS): Über eine Schnittstelle können authentifizierte Nutzer dem Dienst ein Bild einer Person und deren vermutete Identität vorlegen und bekommen als Antwort ein Ja oder Nein, ob das Foto diese Person zeigt. Der ebenfalls beim Justizministerium angesiedelte Face Identification Service (FIS), der zu einem Bild einer unbekannten Person eine Identität liefern soll, geht erst 2018 in Betrieb und ist nicht Gegenstand der Verhandlungen.

Bereits heute können Firmen einen ähnlichen staatlichen Dienst nutzen, um die Echtheit eines vorgelegten Dokuments, etwa eines Reisepasses oder eines Führerscheins prüfen zu lassen. Die Unternehmen zahlen für jede der jährlich etwa 15,5 Millionen Transaktionen eine Gebühr. Auch der FVS könnte dem Staat so Einnahmen bescheren.

Die Nutzung des FVS durch ein Unternehmen soll davon abhängig gemacht werden, dass die betroffene Person ihr zustimmt. Im Bericht des Guardian äußert Monique Mann, eine Direktorin der Australian Privacy Foundation, aber Zweifel, ob Privatpersonen überhaupt in der Lage seien, eine informierte Entscheidung zu treffen. Wenn man vor der Alternative stünde, zuzustimmen oder kein Bankkonto eröffnen zu können, könne von einer freien Einwilligung kaum die Rede sein. (hos)