Post aus Japan: Die Cobots kommen

Eine europäisch-japanische Allianz will mit einem gemeinsamen Benutzerinterface für kollaborative Roboter Maschinenwesen für Kleinunternehmen attraktiver machen. Japans Robotermesse IRex zeigt, dass sie damit voll im Trend liegt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Japan ist seit Jahrzehnten als Roboterreich bekannt, die Robotermesse iRex seit ein paar Jahren als Einblick in die Welttrends. Denn kein Land der Welt begann so früh, so viele Roboter in der Industrie einzusetzen. Und kein Land verschwendete so viel Zeit und Energie auf die Entwicklung von humanoiden Robotern. Doch eine der interessantesten Neuerungen wurde am Montag zwei Tage vor der Messe vorgestellt.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Die Roboterriesen ABB aus Europa und Kawasaki Heavy aus Japan haben Sicherheitsstandards und vor allem eine gemeinsame Benutzeroberfläche für so genannte kollaborative Roboter (oder peppiger: Cobots) vorgestellt. Darunter werden Automaten verstanden, die Seit' an Seit' mit dem Menschen arbeiten.

Die Cobots gelten als der nächste Megatrend in der Roboterindustrie, erklärte Per Vegard Nerseth, ein Geschäftsführer von ABBs Unternehmensrobotersparte. Derzeit machen sie zwar nur rund ein Prozent aus. "Aber das Wachstum der kollaborativen Roboter ist unglaublich", sagte Nerseth.

Laut Vorhersagen könnte ihr Markt in einer halben Dekade so groß wie der für Industrieroboter werden. Und mit einem gemeinsamen Interface wollen die Partner dafür sorgen, dass sich der Einsatz von Cobots schneller in dem Segment verbreitet, das aus Sicht von Roboterjüngern bisher eklatant mit Robotern unterversorgt ist: kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Denn dann könnten Firmen einfacher Produkte verschiedener Hersteller nebeneinander einsetzen und integrieren. Die beiden Firmen sind daher offen, mit anderen Firmen zusammenzuarbeiten.

Die Messe zeigt deutlich, dass hier wirklich ein neues Segment vor dem Abheben steht. Kaum ein Hersteller kommt nicht ohne Cobots aus. ABB präsentierte als Weltpremiere sogar eine einarmige Version seines zweiarmigen YuMi, den Menschen durch Vormachen einfach programmieren können. Damit machte ABB einen weiteren Trend deutlich: Die Hersteller versuchen, das Programmieren, Zusammenarbeiten und Warten der neuen Kollegen so einfach wie möglich zu machen.

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Auch an anderen Stellen menscheln die Maschinenwesen. Der Messebereich für Serviceroboter wächst immer stärker. Panasonic stellt eine ganze Reihe von Automaten vor, von seinem Kommunikations- und Transportroboter Hospi(r) für Krankenhäuser, Flughäfen oder sonstige Einrichtungen bis hin zum Tomatenpflückroboter.

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Einen Augenschmaus präsentiert allerdings der Autobauer Toyota mit seinem programmier- wie fernsteuerbaren Humanoiden T-HR3. Der sieht nicht nur extrem schick aus, sondern bewegt sich auch ferngesteuert extrem geschmeidig. Ich habe in Japan noch keinen ferngesteuerten Humanoiden gesehen, der er es ihm darin gleichtun kann.

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Doch am eindrucksvollsten ist eine Turnübung vom neusten Modell aus Toyotas wachsender Roboterabteilung. Der T-HR3 schwingt sich seitlich hin und her, bevor er anfängt, wie ein Kung-Fu-Kämpfer auf einem Bein stehend akrobatische Kicks mit dem zweiten Bein auszuführen. Da spenden die Zuschauer sogar spontan Szenenapplaus. Es ist ein Signal: So weit ist es mit der Robotik schon gekommen.

Der Roboter, dein Freund und Helfer (28 Bilder)

Können Roboter Priester ersetzen? Oder gar etwas Göttliches repräsentieren? Der Robotiker Gabriele Trovato mit zwei Prototypen, die Gläubige durch "Gesten, Dialog und Blickkontakt beim Gebet ­begleiten" sollen. Die dafür notwendige Software ist allerdings noch nicht vollständig implementiert. (Bild: Gabriele Trovato/Waseda University)

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