Radeon RX 560: AMD verändert heimlich GPU-Spezifikation

AMD hat die Spezifikation der Radeon RX 560 nachträglich geändert, ohne darüber zu informieren. Nun dürfen Hersteller auch langsamere Karten mit nur 896 statt 1024 Kernen unter gleichem Namen verkaufen.

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Radeon RX 560: AMD verändert heimlich GPU-Spezifikation

Werbebild einer Radeon RX 560 von Sapphire

(Bild: Sapphire)

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Zum Marktstart der Mittelklasse-Grafikkarte Radeon RX 560 im April 2017 hat AMD deren Polaris-Grafikchip mit 1024 Shader-Rechenkernen spezifiziert. Dadurch ist die RX 560 schneller im Vergleich zum Vorgänger Radeon RX 460, deren GPU nur 896 Shader-Rechenkerne bietet. Seither gibt es auch "D-Varianten" (Radeon RX 560D), deren Polaris-GPU ebenfalls nur 896 Shader-Rechenkerne enthält.

Neuerdings tauchen auf dem Markt allerdings auch Grafikkarten unter der Bezeichnung Radeon RX 560 auf, in deren GPUs nur 896 statt 1024 Shader-Rechenkerne rechnen. Ein Blick auf die Spezifikations-Website der AMD Radeon RX 560 unterstreicht das zunächst: hier ist die Shader-Anzahl derzeit mit "896/1024" angegeben – es gibt demnach zwei Varianten unter gleichem Namen. Das war aber nicht immer so.

Nach kurzer Recherche zeigt sich, dass AMD die Spezifikations-Website nachträglich geändert hat, ohne die Öffentlichkeit darüber davon zu informieren. Dies können Nutzer einfach mit der Wayback-Machine der Internet-Site archive.org nachvollziehen, die Momentaufnahmen (Snapshots) von Websiten in bestimmten Abständen archiviert. So war die Radeon RX 560 am 13. Juli noch als reine 1024-Shader-Variante mit 16 Rechengruppen (Compute Units) spezifiziert. Öffentlich wirbt AMD allerdings weiterhin mit "16 Recheneinheiten" – gemeint sind hierbei die Compute Units, die jeweils 64 Rechenkerne enthalten, also insgesamt 1024 Stück.

AMD verändert die GPU-Spezifikation der Radeon RX 560 (2 Bilder)

AMD-Spezifikations-Website vom 13. Juli 2017
(Bild: heise online/archive.org)

Beispielsweise steckt im Aldi-PC Medion Akoya P56000 eine Radeon RX 560, die lediglich 896 Shader-Rechenkerne enthält, wie c't im Online-Test des Komplettrechners auch thematisierte. Aldi und Medion werben lediglich mit der Bezeichnung Radeon RX 560 und nicht RX 560D. Für den Käufer ist es vorab völlig intransparent, wieviele Shader-Rechenkerne die jeweilige Grafikkarte tatsächlich bietet.

Sapphire verkauft seine Pulse Radeon RX 560 4GD5 unter gleichem Namen – aber mit unterschiedlichen Seriennummern – jeweils als Variante mit 896 Shader-Rechenkernen (11267-18) und 1024 Shader-Kernen (11267-00). Die Karten unterscheiden sich neben der Kern-Anzahl auch in der maximalen GPU-Taktfrequenz: Die 1024er läuft mit bis zu 1300 MHz, die 896er mit bis zu 1226 MHz – und ihrer Leistungsaufnahme (90/75 Watt). (mfi)