Buglas: Glasfaserausbau am Limit

Weniger Regulierung und mehr Planungskapazitäten – mit einem Kursbuch wirbt der Verband um einen Neuanfang beim Glasfaser-Ausbau.

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Buglas: Glasfaserausbau am Limit

Mit dem Microtrenching-Verfahren können Leerrohre schneller und ohne aufwändige Tiefbauarbeiten verlegt werden.

(Bild: Unitymedia)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Bis 2025 sollten 75 Prozent der Haushalte und alle Unternehmen mit Glasfaser-Anschlüssen versorgt sein, bis 2030 soll bundesweit flächendeckend an jedem Gebäude ein Glasfaser-Anschluss liegen. Mit diesem ambitionierten Ziel hat der Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas) heute ein neues Maßnahmenpaket vorgestellt, das insbesondere praktische Probleme beim Breitbandausbau bekämpfen soll.

"Vor drei oder vier Jahren war die Finanzierung des Ausbaus noch ein Problem – heute stehen wir vor der Herausforderung: Wie sollen wir das Geld einsetzen", sagte Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Heer am Rande des Jahreskongress des Verbandes in Niederkassel. So haben die Mitgliedsunternehmen nach Zählung des Verbandes im vergangenen Jahr Glasfaser-Anschlüsse für 200.000 weitere Haushalte und Unternehmen gebaut – insgesamt können damit 3,1 Millionen Haushalte in Deutschland zumindest theoretisch auf das neue, schnelle Netz zugreifen. Bisher machen aber nur knapp 30 Prozent der versorgten Haushalte davon Gebrauch.

Debatte: Breitband-Ausbau in Deutschland

Glasfaser-Internet ist in Deutschland ein Ladenhüter. Kein Wunder, denn Vectoring sei wirtschaftlich meist sinnvoller: Glasfaser für Alle? Welch ein Unfug!, kommentierte Ernst Ahlers – und löste damit eine heftige Debatte aus, nicht nur im Diskussionsforum. Einige Reaktionen Pro und Contra:

Mit diesem Ausbautempo sind die Unternehmen an den Grenzen ihrer Kapazität. So schilderte Theo Weirich, Buglas-Präsident und Geschäftsführer des Regionalproviders wilhelm.tel, die Schwierigkeiten, überhaupt noch Vertragsnehmer zu finden, die die Glasfasern verlegen könnten. "Viele Unternehmen gucken nicht einmal mehr in die Ausschreibungsunterlagen", sagte Weirich. Die enorme Nachfrage habe rapide Kostensteigerungen zur Folge. So seien die Tiefbaukosten alleine im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf durchschnittlich 74 Euro pro Meter gestiegen.

Um den Auftragsstau zu minimieren, fordern die Unternehmen im Verband in einem Kursbuch eine Neuausrichtung der staatlichen Förderstrategie. So sollte der Staat bei geförderten Projekten mehr drauf achten, dass diese nicht dem durch private Betreiber geplanten Netzen in die Quere kämen. Weiterhin sollten die Auflagen durch das im November 2016 in Kraft getretene DigiNetz-Gesetz überprüft werden. So habe sich durch die Vorschrifen für den Netzausbau ein "Investitions-Mikado" ergeben: Wer sich als erster beim Ausbau eines bestimmten Gebietes mit Glasfasern engagiere, werde mit einer Flut von Auflagen konfrontiert, die kaum noch zu überschauen seien. Konkurrenten, die sich als zweites zum Ausbau meldeten, würden so unverhältnsmäßig bevorteilt.

Probleme bereiteten den Unternehmen auch die Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden. So seien viele Städte mit dem Abarbeiten der erforderlichen Baugenehmigungen für den Glasfaser-Ausbau überlastet. So will Netcologne alleine in Köln in der nächsten Ausbaustufe 40.000 mehr Gebäude mit Glasfasern versorgen – jede einzelne Baustelle müsse von den Ämtern genehmigt werden. Hier fordern die Unternehmen einen beschleunigten Genehmigungsprozess.

Zum einen sollten die Kommunen ihr Personal aufstocken, um die Baugenehmigungen zeitnah erteilen zu können. Zum anderen soll der Prozess vereinfacht werden. So sei es im Zeitalter von Projekten wie Street View nicht mehr nötig, dass jede Baustelle einzeln begangen werden müsse – stattdessen könnten die Beamten Entscheidungen schneller treffen, wenn die Städte einmal digital erfasst worden seien. Zudem müssten verschiedene Vorschriften überdacht werden: So sei es nicht unbedingt notwendig, dass ein Elektriker zum Umgang mit Starkstrom ausgebildet sei, wenn er einen Glasfaser-Anschluss installieren solle.

Eins der großen Probleme des Glasfaser-Ausbaus: Viele Verbraucher sehen oft keine Notwendigkeit, auf die schnellen Netze zu wechseln, wenn vor Ort schon eine ausreichende DSL-Versorgung besteht. Um Endkunden die Investition in einen zukunftsfähigen Anschluss zu erleichtern, plädieren die Buglas-Mitglieder wie zuvor auch die Monopolkommission der Bundesregierung für die Ausgabe von "Gigabit Vouchers": Immobilienbesitzer, die sich für einen Glasfaser-Anschluss entscheiden, sollen eine direkte Förderung von 500 oder 1000 Euro erhalten. Zudem schlagen die Provider vor, die Kosten von Hausanschlüssen steuerlich absetzbar zu machen.

Hatte der Telekom-Chef Timotheus Höttges auf der Konferenz ein komplettes Aussetzen der Regulierung für den Glasfaser-Markt gefordert, möchten insbesondere die Regionalprovider nicht auf einen Schutz ihrer Investitionen durch die Bundesnetzagentur verzichten. Zwar sind die Buglas-Mitglieder gegen eine Preisregulierung wie bei Kupferleitungen. Stattdessen soll aber ein einheitliches Vorleistungsprodukt verpflichtend gemacht werden, mit denen sich bundesweit agierende Provider in das Netz der Lokalprovider einkaufen können. Die Regulierungsbehörde soll darüber wachen, dass die privat verhandelten Preise marktgerecht sind und Investitionen fördern.

Auch Telekom-Chef Höttges forderte ein Überdenken der lokalen Behörden. So kritisierte er, dass viele Kommunen den Einsatz des so genannten Micro-Trenching ablehnten, bei dem Leitungen besonders kostengünstig in geringer Tiefe verlegt werden. Grund sei, dass die Baubehörden eine nachhaltige Schädigung des Straßenbelags insbesondere bei Frostschäden befürchteten. Höttges kündigte in Niederkassel an, dass diejenigen Kommunen, die diese Risiken nicht scheuten und nicht den Netzbetreibern übertragen wollen, beim künftigen Netzausbau bevorzugt behandelt würden.

Die Buglas-Unternehmen fordern zusätzlich zu besseren Investitionsbedingungen auch eine finanzielle Beteiligung der "Over-the-Top-Dienste" wie Amazon und Netflix. Wie diese Beteiligung realisiert werden könnte, wussten die Provider jedoch nicht zu sagen.

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(kbe)