Steam nimmt keine Bitcoins mehr an – Kryptogeld trotzdem auf neuem Allzeithoch

Zu hohe Transaktionsgebühren und ständige Wertschwankungen – die Spieleplattform Steam schafft Bitcoins als Zahlungsmittel wieder ab. Der Kurs des Kryptogelds steigt trotzdem über 15.000 US-Dollar.

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Bitcoin

Bitcoin ist eine anonyme und unregulierte Digitalwährung. Sie ist 2009 gestartet worden. Dahinter stand eine Person mit dem Namen "Satoshi Nakamoto", der weithin als Pseudonym gilt.

(Bild: dpa, Jerome Favre)

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Die Spieleplattform Steam akzeptiert ab sofort keine Bitcoins mehr als Zahlungsmittel. Der Wert der Währung schwanke in zu kurzer Zeit zu stark und die den Zahlern vom Bitcoinnetzwerk auferlegten Transaktionsgebühren seien viel zu hoch, hieß es zur Begründung in einem Forumseintrag.

Vergangene Woche habe es demnach mit Transaktionsgebühren von fast 20 US-Dollar pro Zahlung einen Höhepunkt gegeben – sie sind teurer als manche Spiele auf der Plattform. Durch die teils dramatischen Kursachterbahnen des Bitcoins werde die Zahlung dann noch problematischer, führte Steam aus. So kann es zum Beispiel passieren, dass ein Kunde zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Spiel kauft und den Gegenwert in Bitcoin anweist, die Transaktion aber nicht rechtzeitig ankommt und der Kurs des Kryptogelds währenddessen nach unten segelt. Entsteht so ein Fehlbetrag, müsste entweder rückerstattet werden oder der Kunde noch mal nachschießen. In beiden Fällen würden dann schon wieder Transaktionsgebühren fällig – und wieder gebe es das Risiko eines Unterbetrags.

"Leider ist es momentan nicht tragbar, Bitcoin als Zahlungsoption zu unterstützen", folgert Steam daraus. Eventuell werde man die Zahlungsart zu einem späteren Zeitpunkt wieder ins Auge fassen. Die Plattform hatte die Bezahlart zum Mai 2016 eingeführt, damals lagen die Transaktionsgebühren noch bei rund 0,2 US-Dollar. Wie hoch die Umsätze mit Bitcoin seitdem gewesen sind, geht nicht aus dem Posting hervor.

Transaktionsgebühren sind theoretisch freiwillig, sie dienen als Anreiz für die Miner eine Transaktion bevorzugt in den nächsten Datenblock der Blockchain aufzunehmen. Praktisch kommt man nicht mehr drumherum, wenn die Zahlung überhaupt ans Ziel kommen soll. Die Transaktionsgebühren sollen in Zukunft die sich in regelmäßigen Abständen halbierende Belohnung ersetzen, die ein Miner vom Netzwerk für Eintragung eines neuen Blockes bekommt. Dank geringer Verarbeitungskapazitäten des Bitcoin-Netzwerks und stetig auftretender Transaktionstaus kommt es immer mehr zu sehr hohen Gebührenlasten für die Nutzer.

Derzeit ist aber sowieso davon auszugehen, dass die meisten Nutzer Bitcoins lieber halten als sie auszugeben. Bei dem Kursfeuerwerk der letzten Wochen und Monate ist das nicht verwunderlich – ausgehend von rund 1000 US-Dollar Anfang des Jahres liegt das Kryptogeld gerade bei über 15.000 US-Dollar. Das Tempo, in dem die Währung von Allzeithoch zu Allzeithoch klettert, steigt immer mehr: Vergangene Woche wurde erst die Marke der 10.000 US-Dollar überschritten.

Als Grund für den grassierenden Hype wird oft genannt, dass die Hochfinanz nun auch bei der Spekulation mit dem Kryptogeld mitmischen will. Dafür decken sich Banken aber jetzt nicht massiv mit Bitcoins ein, sondern es werden börslich handelbare Terminkontrakte auf das Kryptogeld aufgelegt, sogenannte Futures. Einfach gesagt ist das eine Vereinbarung, das jemand zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft einen zugrunde liegenden Basiswert zu einem festgelegten Preis kauft oder liefert.

Vergangenen Freitag hatte die US-Behörde CFTC grünes Licht für solche Bitcoin-Futures gegeben. Die US-Börse CBOE will Ende der Woche den ersten Bitcoin-Future in den Handel bringen, eine Woche später will die Chicago Mercantile Exchange (CME) folgen. Auch bei der japanischen Tokyo Financial Exchange wird über die Einführung eines Bitcoin-Futures nachgedacht. In der Branche ist das umstritten. Der Interessenverband "Futures Industry Association" kritisiert, die Regulierer hätten zu schnell und ohne intensive Diskussionen ihre Zustimmung erteilt.

Mit dem Start der Terminkontrakte können sich institutionelle Investoren zum Beispiel gegen künftige Preisschwankungen absichern. Andererseits kann aber auch auf Kursentwicklungen spekuliert werden. Zumindest bei den Futures von CME wird niemand direkt Bitcoins erwerben, hier ist statt der Lieferung ein "cash settlement“ vorgesehen, also ein Barausgleich zwischen aktuellem Wert und vereinbartem Preis.

Was es für einen in Maßstäben der Finanzwelt kleinen Markt wie den Bitcoinhandel bedeutet, wenn nun auch die Großen der Branche mitmischen, bleibt abzuwarten. Für Neil Wilson von ETX Capital stellt die Einführung von Terminkontrakten den Versuch dar, den Bitcoin anderen Anlageformen anzugleichen. Das dürfte nicht im Sinne aller Bitcoin-Fans sein, denn viele von ihnen sehen in der Digitalwährung vor allem eine Alternative zu den klassischen Währungen. In der letzten Zeit hat sich der Bitcoin aber immer mehr von seiner Idee eines dezentralen Alltagsgelds entfernt und wird zu einer hochspekulativen Anlageform. (Mit Material der dpa) / (axk)