Digitaler Maus-Atlas
Wissenschaftler des California Institute of Technology haben einen dreidimensionalen Digital-Atlas eines Maus-Embryos entwickelt.
Wissenschaftler um Russell Jacobs am California Institute of Technology in Pasadena (USA) haben in fünfjähriger Entwicklungsarbeit einen dreidimensionalen Digital-Atlas eines sich entwickelnden Maus-Embryos vorgestellt. Die Entwickler bedienten sich hierbei der Magnet-Resonanz-Technik (MRI), die normalerweise in Krankenhäusern und Arztpraxen dazu benutzt wird, Organe oder Gewebe von Patienten abzubilden. Hierzu scannten sie das Maus-Embryo scheibchenweise ein. Mit der mikroskopisch angewandten MRI, die mit größeren und stärkeren Magneten arbeitet, lassen sich aufgrund größerer und stärkerer Magnete auch kleinste Objekte bis hin zu einer Größe von einigen tausendstel Millimetern bildlich darstellen. Dadurch wird das aufwendige Herauspräparieren des Embryos vermieden.
Die so generierten Bilder setzten die Wissenschaftler anschlieĂźend in einem dreidimensionalen Modell zusammen. Das Maus-Embryo kann nun von allen Seiten und aus allen Blickwinkeln betrachtet werden; die einzelnen Organe und Gewebe sind namentlich etikettiert. Bald soll auch ein vierdimensionaler Maus-Atlas erstellt werden, der dann auch die zeitliche Entwicklung des Embryos berĂĽcksichtigt.
Bislang konnten sich nur Medizinstudenten anhand entsprechender anatomischer Bücher über die interne Geographie des menschlichen Körpers informieren. Biologen und Genetiker, die sich mit Mäusen beschäftigten, hatten diese Möglichkeit bisher nicht. Mit dem digitalen Maus-Atlas können sie nun Knochenbau, Organe und Nervensystem eines Maus-Embryos genau betrachten.
Neue Möglichkeiten bietet der Maus-Atlas insbesondere Genetikern, die sich vermehrt mit den Genen von Säugetieren beschäftigen und nach Lösungen suchen, um etwa die Auswirkungen fehlerhafter Gene auch räumlich im Körper zuordnen zu können. Dies könnte bei der Interpretation der genetischen Daten helfen. Weitere Atlanten von anderen Organismen sind bereits in Planung. Ein digitaler Zebrafisch und ein menschliches Gehirn befinden sich bereits in der Entwicklungsphase, biologische Pläne von Fliegen und Hühnern sollen folgen. (Andreas Grote) (em)