Trump und die Forschung: Medizin-Nobelpreisträger kritisiert US-Regierung

Der Nobelpreisträger Michael Rosbash nutzte seine Dankesrede auf dem Nobelbankett in Stockholm dazu, vor Beschränkungen der Wissenschaft zu warnen. Dabei kritisierte er indirekt US-Präsident Donald Trump.

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Trump und die Forschung: Medizin-Nobelpreisträger kritisiert US-Regierung

Michael Rosbash in seinem Labor (2016).

(Bild: Scott Eisen/HHMI)

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Michael Rosbash, einer der drei Träger des diesjährigen Nobelpreises für Medizin und Physiologie, sieht die wissenschaftliche Forschung in seinem Heimatland USA in Gefahr. In seiner Dankesansprache auf dem Nobelbankett am gestrigen Sonntag in Stockholm sagte er, bisher hätten er und andere Forscher in einer aufgeklärten Nachkriegszeit von großzügiger Unterstützung profitiert. Das derzeitige Klima in den USA lasse aber befürchten, es sei nicht selbstverständlich, dass die Grundlagenforschung weiterhin unterstützt wird.

Ebenso sieht Rosbash das "pluralistische Amerika" bedroht. Fremde und Eingewanderte seien schon immer ein wichtiger Teil des Landes gewesen, dazu gehörten auch ihre Beiträge für die Forschung. Damit spielt der Nobelpreisträger offenbar auf Trumps Bestrebungen an, die Einwanderung in die USA – insbesondere für islamische Länder – rigide zu regeln.

Das Nobel-Bankett am gestrigen Sonntag.

(Bild: Nobel Media AB / Alexander Mahmoud)

Seitdem der aktuelle US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus sitzt, bangen Wissenschaftler um die Gunst der Regierung. Ihre bisherigen Haushaltspläne sehen Kürzungen vor, die wissenschaftliche Projekte betreffen. Im April führten sie zum "March of Science", zu Protestmärschen für die Freiheit der Wissenschaft, mit dem Tausende von Menschen für die Bedeutung der Wissenschaft und gegen US-Präsident Donald Trump demonstriert haben.

Trump könnte der Arbeit von Forschern spontan Schranken auferlegen, meinte Gretchen Goldman, Forschungsleiterin am Center for Science and Democracy der nicht-kommerziellen Union of Concerned Scientists. Das könnte vor allem weltanschaulich umstrittene Projekte betreffen. Beispiele sind eine funktionierende künstliche Gebärmutter, die mit Hilfe von CRISPR einen Gen-Defekt bei menschlichen Embryos korrigiert, synthetische Embryos und eine In-vitro-Befruchtungsmethode mit der DNA von drei biologischen Eltern, an denen US-Forscher allein in diesem Jahr gearbeitet hätten.

Rosbash bekam den Preis zusammen mit Jeffrey C. Hall und Michael W. Young für die Grundlagenforschung zur inneren Uhr von Lebewesen. Sie isolierten ein Gen der Fruchtfliege, das den normalen täglichen Biorhythmus kontrolliert. Sie wiesen nach, dieses Gen sorge dafür, dass in der Zelle nachts ein bestimmtes Protein produziert wird, das tagsüber abgebaut wird. Zudem wiesen sie zusätzliche Protein-Bestandteile nach, die an diesem sich selbst erhaltenden Mechanismus beteiligt sind. Das gleiche Funktionsprinzip gebe es auch in anderen Organismen wie dem des Menschen. (anw)