Paydirekt: Paypal-Konkurrent der Banken bekommt einen neuen Chef

Der von den deutschen Banken und Sparkassen aufgesetzte Bezahldienst kommt nicht richtig in Fahrt. Ein neuer Chef mit einschlägiger Erfahrung soll es nun richten und muss dabei Widerstände bei den eigenen Gesellschaftern überwinden.

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Paydirekt: Paypal-Konkurrent der Banken bekommt einen neuen Chef

(Bild: Paydirekt)

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Der schwächelnde Bezahldienst Paydirekt der deutschen Banken und Sparkassen tauscht seine Führungsspitze aus. Ab Mitte Dezember werde Christian von Hammel-Bonten Paydirekt leiten, teilte das Unternehmen am Dienstag in Frankfurt mit. Der 47-Jährige Wirtschaftsinformatiker hatte zuvor bei den Bezahldienstleistern PPRO, Wirecard und ClickandBuy in Produktentwicklung und Vertrieb gearbeitet. Die bisherigen Co-Chefs Niklas Bartelt und Helmut Wißmann bleiben in der Geschäftsführung. Ihre Aufgabenbereiche würden noch neu zugeschnitten, erklärte eine Sprecherin.

In der vergangenen Woche hatte das Handelsblatt über Unruhe bei Paydirekt berichtet. Demnach haben die für den Vertrieb und das Marketing verantwortlichen Führungskräfte gekündigt und der Produkt-Chef eine Auszeit genommen. Es ist von Frustrationen die Rede, weil die Gesellschafter den gemeinsamen Bezahldienstleister „an der kurzen Leine” führen.

Christian von Hammel-Bonten soll Paydirekt auf Erfolgskurs bringen.

(Bild: Paydirekt)

Die deutschen Banken, Sparkassen und Genossenschaftsinstitute hatten Paydirekt im Herbst 2015 gegründet, um dem US-Konkurrenten Paypal im wachsenden Online-Handel entgegenzutreten und ihre Kundenbeziehungen zu schützen. Doch der Bezahldienst kam nur langsam in Fahrt. Mit von Hammel-Bontens Berufung erhofft sich Paydirekt nun neue Impulse: Man sei sicher, dass er mit seiner „langjährigen Payment-Expertise eine wertvolle Ergänzung darstellt und einen wichtigen Beitrag für Paydirekt leisten wird“, erklärte Torsten Daenert, Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Zuletzt blieb der Abstand auf Paypal groß. Zwar hat Paydirekt die Nutzerzahlen seit Jahresbeginn um 80 Prozent auf 1,6 Millionen gesteigert, bleibt damit aber weiter deutich hinter Paypal zurück (fast 19 Millionen). Die Vermarktung übernehmen bisher die Banken und Sparkassen in Eigenregie, dabei gehen die Institute teilweise recht offensiv zur Sache. Zur Frage, wie viele der so registrierten Kunden den Dienst tatsächlich regelmäßig nutzen, äußert sich das Unternehmen nicht. Auf Händlerseite konnte sich Paydirekt zuletzt für einen zweistelligen Millionenbetrag beim Versandriesen Otto einkaufen, deckt aber erst ein Fünftel der hierzulande relevanten Händler ab.

Damit Paydirekt endlich vorankommet, wollen die Sparkassen noch einmal 107 Millionen Euro investieren, heißt es laut verschiedenen Medienberichten. Voraussetzung sei, dass auch die anderen Gesellschafter nochmal nachschießen. Doch hängt es nicht nur am Geld: Die beteiligten Geldinstitute fahren zum Teil zweigleisig und bieten eigene Anwendungen für Funktionen an, die Paydirekt auch kann. Der neue Kapitän wird auch solche Widersprüche mit Bremswirkung auflösen müssen, damit der Kahn endlich Fahrt aufnimmt. (Mit Material der dpa) / (vbr)