Bis auf die Knochen

Sandy Sullivan lässt Leichen verschwinden – ganz legal. Seine Maschine imitiert die natürliche Verwesung und ist umweltfreundlicher als Beerdigung und Einäscherung.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Dieser Artikel-Ausschnitt ist der aktuellen Print-Ausgabe der Technology Review entnommen. Das Heft 01/2018 ist ab 21.12.2017 im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich.

Sandy Sullivan ist erst 60 Jahre alt. Aber er hat bereits eine klare Vorstellung von seinem Vermächtnis: Es sind große, glänzende Metalltanks. Mit seiner Erfindung, dem Resomator, will der schottische Biochemiker das Bestattungswesen umkrempeln. Statt einer traditionellen Beerdigung oder Einäscherung könnten die Menschen einen dritten, noch relativ unbekannten Weg wählen: Der Körper der Verstorbenen wird in einer Lauge aufgelöst.

Sullivans Methode mag gruselig klingen, aber vielleicht nur, weil wir über die traditionellen Bestattungsarten meist nicht so genau nachdenken. „Es gibt einfach keinen schönen Weg für diesen Abschied vom Körper“, sagt er. Niemand wolle sich vorstellen, was bei der Verwesung passiert. Selbst die als sauber geltende Einäscherung wecke unangenehme Vorstellungen. Schließlich koche dabei sozusagen das Fleisch von den Knochen, die zudem immer wieder mit Haken bewegt werden müssten, damit die Flammen überall hinkämen. Zuvor müssten außerdem batteriebetriebene Implantate wie Herzschrittmacher herausgeschnitten werden.

Wer Vorbereitungen für eine Bestattung trifft, ahnt vermutlich nicht, dass sie zu einem Umweltproblem werden könnte. Wird der Leichnam für eine offene Aufbahrung, wie sie in den USA und Großbritannien üblich ist, oder eine Überführung einbalsamiert, gelangt später die giftige, oft formaldehydhaltige Konservierungsflüssigkeit ins Erdreich und Grundwasser. Auch Medikamente von starken Herzmitteln bis hin zu Zellgiften wie Chemotherapeutika, die jemand zum Todeszeitpunkt im Körper hatte, versickern ungefiltert. Beim Einäschern sind wiederum aufwendige Filtersysteme nötig, um gesundheitsschädliche Gase von verdampfenden Amalgam-Zahnfüllungen bis hin zu verbrennenden Kunststoffimplantaten zurückzuhalten. Wobei sich die Umweltvorschriften von Land zu Land unterscheiden. In Großbritannien müssen beispielsweise nur 50 Prozent der Quecksilberdämpfe herausgefiltert werden.

Sullivan setzt dagegen mit seinem Resomator nach eigener Aussage „im Prinzip auf denselben Prozess, der auch in der Natur abläuft, wenn ein Körper zerfällt“. Um die Leichen aufzulösen, bedient er sich der alkalischen Hydrolyse.

(jle)