Kein Raumschiff: Interstellarer Asteroid ʻOumuamua ist natürliches Objekt

ʻOumuamua ist der erste Besucher aus einem anderen Sonnensystem, der eindeutig als solcher erkannt wurde. Das macht den Asteroiden hochinteressant für Astronomen – und nach außerirdischem Leben suchende Forscher.

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Interstellarer Asteroid ʻOumuamua ist natürliches Objekt, kein Raumschiff

(Bild: ESO/M. Kornmesser)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Bei dem mysteriösen Asteroiden ʻOumuamua aus dem interstellaren Raum handelt es sich um ein natürliches Objekt. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Astronomenteam um Alan Fitzsimmons von der Queen's University Belfast, das den fremden Gast per Teleskop analysiert hat, im Fachblatt Nature Astronomy.

Andere Forscher hatten den Besucher aus den Weiten des Weltalls bereits mit dem Green-Bank-Radioteleskop in den USA auf mögliche Funksignale hin abgehorcht – für den Fall, dass es sich um ein außerirdisches Raumschiff handeln sollte. Hinweise auf Funkverkehr fanden sie laut vorläufigen Analysen nicht.

ʻOumuamua ist der erste Besucher aus einem anderen Sonnensystem, der eindeutig als solcher identifiziert worden ist. Das zigarrenförmige, etwa 400 Meter lange Objekt war am 9. September in nur einem Viertel der Erdentfernung an der Sonne vorbeigeflogen und dabei auf bis zu 300 Grad Celsius erhitzt worden. Dadurch hätte er auftauen und möglicherweise sogar zerbrechen können, sollte er – wie Astronomen anfangs annahmen – zu einem erheblichen Anteil aus Eis bestehen.

ʻOumuamua besitze jedoch eine isolierende Schutzschicht aus Kohlenstoffverbindungen, berichten die Wissenschaftler um Fitzsimmons. Diese organische, also kohlenstoffreiche Schutzschicht sei vermutlich die Folge eines Millionen oder Milliarden Jahre langen Beschusses mit kosmischer Strahlung während der Reise durch den interstellaren Raum. Berechnungen der Forscher zufolge reicht eine organische Schutzschicht von rund einem halben Meter Dicke, um ein möglicherweise eisreiches Inneres des Asteroiden vor dem Verdampfen zu bewahren. Beobachtungen hatten bereits gezeigt, dass ʻOumuamua völlig inaktiv ist und zumindest an der Oberfläche kein Eis vorkommt.

Interstellarer Asteroid bzw. Komet ʻOumuamua (1I/2017 U1) (4 Bilder)

1I/2017 U1 (ʻOumuamua) auf einer zusammengesetzten Aufnahme der ESO.
(Bild: ESO/K. Meech et al.)

Die Schutzschicht ähnele der Oberfläche von Kleinkörpern aus den Randbezirken unseres eigenen Sonnensystems, betonen die Astronomen. Diese Kleinkörper seien ebenfalls von kohlenstoffreichem Eis bedeckt, dessen Struktur durch kosmische Strahlung verändert wurde. Auch die rotgraue Farbe gleiche derjenigen eisiger Objekte aus den Außenbezirken unseres Systems, sogenannten Planetesimalen.

"Wir haben entdeckt, dass dies ein Planetesimal mit einer gut durchgebackenen Kruste ist, das sehr wie die kleinsten Welten in den Außenregionen unseres Sonnensystems aussieht", erklärt Fitzsimmons' Kollegin Michele Bannister. "Es ist faszinierend, dass das erste entdeckte interstellare Objekt so sehr wie eine winzige Welt aus unserem eigenen Heimatsystem anmutet." Das lege nahe, dass sich die Planeten und Asteroiden unseres Systems sehr ähnlich gebildet haben wie in Systemen um andere Sterne. Astronomen schätzen, dass im Schnitt rund einmal pro Jahr ein interstellarer Besucher wie ʻOumuamua unser Sonnensystem durchkreuzt. (mho)