Reporter ohne Grenzen: 65 Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet

Die Zahl der professionellen Journalisten und Medienschaffenden, die wegen ihrer Arbeit getötet wurden, ist laut Reporter ohne Grenzen auch 2017 gesunken. Immer mehr sterben aber nicht mehr in Regionen mit bewaffneten Konflikten.

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Reporter ohne Grenzen: 65 Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet

(Bild: Engin_Akyurt)

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Seit Anfang 2017 sind weltweit mindestens 65 Journalisten und Medienschaffende in einem direkten Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Das hat Reporter ohne Grenzen zusammengetragen und verweist darauf, dass fast die Hälfte davon außerhalb von Regionen mit bewaffneten Konflikten gestorben sind. In Staaten wie Mexiko und den Philippinen wurden sie umgebracht, "weil sie über Tabu-Themen wie politische Korruption oder das organisierte Verbrechen berichteten". 39 Journalisten wurden der Jahresbilanz der Pressefreiheit zufolge wegen ihrer Arbeit gezielt getötet, die restlichen 26 starben etwa unter Beschuss oder in einem Bombenangriff.

Die gefährlichsten Staaten für Journalisten waren zufolge einmal mehr Syrien (12 Opfer), Mexiko (11), Afghanistan (9), der Irak (8) und die Philippinen (4). Im Jahr 2016 hatte Reporter ohne Grenzen 74 getötete Journalisten und Medienschaffende beklagt, im Jahr davor 101. Insgesamt ist die Zahl der getöteten Medienschaffenden 2017 die niedrigste der vergangenen 14 Jahre. Das liege daran, dass viele Journalisten gefährliche Länder verlassen oder den Beruf wechseln. Aber auch die eigene Arbeit zeige Früchte, erläutert Reporter ohne Grenzen: Medienschaffende würden besser geschult und ihr Schutz habe Eingang in verschiedene völkerrechtliche Resolutionen gefunden.

(Bild: Reporter ohne Grenzen)

Außerdem seien auch 326 Medienschaffende wegen ihrer Arbeit in Haft. Zwar sei diese Zahl etwas geringer als 2016 (damals 348), aber einzelne Staaten hätten ungewöhnlich viele Journalisten inhaftiert. In der Türkei etwa sitzen demnach 42 Journalisten sowie ein Medienmitarbeiter wegen ihrer Arbeit im Gefängnis – bei vielen weiteren liege ein Zusammenhang zu ihrer Arbeit nahe. Die türkische Justiz halte Journalisten systematisch über längere Zeiträume in Untersuchungshaft und bestrafe sie damit, ohne ein Gerichtsurteil abzuwarten. Dem exemplarisch aufgeführten deutsch-türkischen Korrespondenten der Zeitung Die Welt, Deniz Yücel, etwa werden "Terrorpropaganda" und "Anstiftung zum Hass" vorgeworfen. Eine Anklageschrift liegt aber bis heute nicht vor.

In Marokko wiederum sind demnach acht Journalisten und Medienarbeiter in Haft, die über die Protestbewegung im Rif-Gebirge berichtet hatten. Voriges Jahr hatte Reporter ohne Grenzen noch keinen inhaftierten Journalisten in dem nordafrikanischen Land gezählt. Im wieder besonders betroffenen China entwickle das Regime die Methoden zur Verfolgung der Medien immer weiter, schreibt Reporter ohne Grenzen. Kritiker würden nun nicht mehr zum Tode verurteilt, stattdessen würde abgewartet, bis sie im Gefängnis sterben. Mit 19 Inhaftierten sei außerdem Vietnam in diesem Jahr in die Gruppe der Länder mit den meisten Medienschaffenden in Haft aufgerückt.

Darüber hinaus hat Reporter ohne Grenzen auch insgesamt 54 Medienschaffende gezählt, die von nichtstaatlichen Akteuren entführt worden sind. Die Betroffenen in Syrien (29), dem Jemen (12), dem Irak (11) und in den selbsternannten "Volksrepubliken" im Osten der Ukraine (2) werden aus politischen oder wirtschaftlichen Motiven festgehalten. Ihr Schicksal unterstreiche die Gefahren für die Presse in den betroffenen Konfliktregionen. (mho)