3D-Scanner für Web3D

Im Web3D-Markt setzten sich langsam Scanner mit Digital-Kameras als Eingabegerät durch.

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Von
  • Frank Fremerey

Wer seinen Produktkatalog online verfügbar machen will und Produkt-Fotos zu altbacken findet, hat seit einiger Zeit die Möglichkeit, seinen Kunden ein 3D-Modell der Ware ins Web zu stellen. Nach einen Untersuchung der Intel Architecture Labs arbeiten heute weltweit 57 Firmen an der Entwicklung von Software, die diese und andere 3D-Anwendungen auf dem Web ermöglicht. Eine unübersichtliche Vielfalt von Plug-ins verbreitet sich, aber im Moment scheinen die meisten Firmen noch ihre Nische zu finden.

3D-Produktmodelle haben gegenüber Fotos vor allem den Vorteil, dass man ihre Funktionen mit der Maus ausprobieren, öffnen und von allen Seiten betrachten kann. Derzeit werden ein Großteil dieser Modelle mit der Software Cult3D der schwedischen Aktiengesellschaft Cycore erstellt. Über sehr ähnlichen Technologien verfügen auch die Firma Superscape und die Firma Viewpoint mit dem bis Ende letzten Jahres von Metacreations verkauften Produkt Metastream.

Die Herstellung der 3D-Objekte ist bisher eine langwierige und teure Angelegenheit, da die Produkte zunächst in Alias/Wavefront Maya oder Discreet 3ds max modelliert und anschließend zum Beispiel mit Cycores Cult3D-Produktionssoftware mit Hotspots und Funktionen ausgestattet werden müssen. Das soll sich nun ändern.

Auf der CeBIT zeigen Canon (Halle 1, Stand 5b2) mit "SOM – Small Object Modeller" und Sanyo (Halle 1, Stand 7g6) mit "Cybermodeler" 3D-Scanner, die mit normalen Digitalkameras arbeiten und innerhalb von Minuten detaillierte 3D-Modelle erzeugen können. Canons Lösung setzt dabei auf eine mit einem Muster versehene Unterlage, die von der Software erkannt wird und dieser eine automatische Bestimmung des Betrachtungswinkels gestattet. Das Objekt auf den 12 bis 16 Fotos, die für ein detailliertes 3D-Modell nötig sind, wird dann vollautomatisch freigestellt. Für den Web-Export setzt Canon auf die i3D-Technologie von Superscape. Zu Preisen und Verfügbarkeit äußerte sich Canon noch nicht.

Yukinori Matsumoto, Entwicklungschef von Sanyo, erläutert gegenüber heise online die Funktionsweise des Cybermodelers, der bereits seit 1998 auf dem Markt ist und nun mit Cult3D zusammengebracht werden soll: "Das System kostet etwa 10.000 US-Dollar und besteht aus einem Drehtisch mit Steuereinheit, einer Digitalkamera und der Cybermodeler-Software. Drehtisch und Kamera werden vom einem PC aus ferngesteuert, der nicht Teil des Pakets ist. Dadurch stellen wir eine definierte Umgebung her, die sehr detaillierte und wirklichkeitsnahe 3D-Modelle erzeugen kann." Auf einem Pentium III mit 1 GHz errechnet nach Matsumotos Angaben der Cybermodeller aus 36 Aufnahmen ein 3D-Modell in Maximalauflösung (1360 × 1024 Pixel) in etwa 7 Minuten, in VGA-Auflösung (640 × 480 Pixel) dauert es nur 2 Minuten. Der Scan-Vorgang dauert unabhängig von der Auflösung jeweils rund 2 Minuten.

Die Forschungsabteilung von Sanyo beschäftigt sich seit Anfang der 90er-Jahre mit 3D-Technik, unter anderem bei stereoskopischen Displays und Konvertierung von 2D- in 3D-Bilder. 1996 begann auf Basis dieser Arbeiten die Entwicklung des Cybermodelers. Beim Web3D-Export hat sich Sanyo nach Prüfung diverser Technologieren für Cult3D entschieden. Die beiden Firmen streben an, das integrierte Produkt bis zur Siggraph im August fertig zu stellen.

Die Ziele der Sanyo-Forscher bestehen in preiswerten 3D-Scannern für den Massenmarkt, die mit diversen Kamera-Modellen zusammenarbeiten, sowie Gesichtsscannern. In Zukunft sollen so auch Privatanwender ihre Homepage mit beliebigen selbsterstellten 3D-Objekten schmücken können. Eine derartige Möglichkeit bietet bereits heute die britische Firma BioVirtual mit der Software 3DMeNow, deren Lite-Version kostenlos im Internet zur Verfügung steht, und die aus nur 2 Fotos den Kopf des Nutzers in ein 3D-Modell verwandelt. (Frank Fremerey) / (jk)