Sexuelle Belästigung: Microsoft schafft Pflicht zu Schlichtung ab

In den USA ist es Angestellten oft untersagt, Vorwürfe sexueller Belästigung vor Gericht zu bringen. Stattdessen müssen sich die Opfer einer Schlichtung unterwerfen. Als erster großer Konzern schafft Microsoft das ab – bevor der Gesetzgeber tätig wird.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 57 Kommentare lesen
Sexuelle Belästigung: Microsoft schafft Pflicht zu Schlichtung ab

(Bild: Microsoft)

Lesezeit: 2 Min.

Microsoft will den eigenen Mitarbeitern erlauben, Fälle von sexueller Belästigung künftig vor Gericht zu bringen und dafür die vertraglich festgelegte Pflicht zu einer geheimen Schlichtung ("private arbitration") abschaffen. Das erklärte Brad Smith, der Chefjurist des Unternehmens in einem Blogeintrag.

Microsoft reagiert damit auf die Welle an Vorwürfen und Enthüllungen zu sexueller Belästigung und Vergewaltigungen, die derzeit nicht nur in den Vereinigten Staaten eine breite Debatte ausgelöst haben. Begonnen hat die aktuelle Diskussion mit den Vorwürfen gegen den bekannten US-Filmproduzenten Harvey Weinstein, denen seitdem unter dem Stichwort #MeToo viele weitere gegen Personen nicht nur in den USA folgen.

Wie Smith nun erläutert, haben viele US-Unternehmen Klauseln in ihren Arbeitsverträgen, die es Mitarbeitern explizit untersagen, derartige Vorwürfe vor Gericht zu bringen. Stattdessen müssen sie in einer Schlichtung geregelt werden.

Das hat für die Konzerne den Vorteil, dass die Fälle nicht unbedingt öffentlich bekannt werden, gleichzeitig wird die rechtliche Position der Opfer geschwächt, etwa weil es keine Möglichkeit auf Sammelklagen gibt. In einer parteiübergreifenden Initiative wollen US-Abgeordnete diese Regelungen deshalb allgemein außer Kraft setzen, aber darauf wolle Microsoft nicht warten. Die "begrenzte Zahl" an derartigen Klauseln sollen deshalb nicht mehr gelten, versichert Smith.

Auf die schädlichen Folgen der Klauseln zur Verhinderung eines Gangs vor Gericht hatte zuletzt etwa Gretchen Carlson hingewiesen. Die ehemalige Moderatorin von Fox News hatte ihrem damaligen Vorgesetzten, Roger Ailes sexuelle Belästigung vorgeworfen. Trotz einer Verpflichtung zur firmeninternen Schlichtung, gelang es ihr, vor Gericht zu ziehen, viele andere seien aber nicht in dieser Position, schreibt die New York Times.

Ailes musste seinen Posten im Sommer 2016 räumen. Im Oktober 2017 wurden dann schwere Vorwürfe gegen den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein erhoben. Der wurde entlassen, aber seitdem gibt es eine wahre Flut an Vorwürfen gegen verschiedene Persönlichkeiten nicht nur in den USA. Daraus hat sich eine breite Debatte über sexuelle Gewalt entwickelt. (mho)