Chrome Adfilter: Google will Werbeblocker ab Februar einsetzen

Google will kommenden Februar seine Ankündigung umsetzen, in seinem Webbrowser Chrome Werbung zu filtern. In der Werbeindustrie sorgt das für Bauchschmerzen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 104 Kommentare lesen
Chrome Adfilter: Google will Werbeblocker ab Februar einsetzen

(Bild: Coalition for better Ads)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Google will im Frühjahr 2018 seinen bereits angekündigten Chrome Adfilter starten. Nun hat der Konzern den Zeitplan veröffentlicht: Ab dem 15. Februar 2018 soll Werbung in Chrome gefiltert werden – zunächst voraussichtlich aber nur in den USA und in Europa. Für Website-Betreiber in diesen Märkten bedeutet das: Sie müssen bis Januar ihre Angebote von unzulässig erachteten Werbeformen wie Pop-Ups oder Autoplay-Videos befreien, um keine Umsatzverluste zu riskieren.

Anders als etablierte Adblocker will Google keine Liste mit Zehntausenden von sehr speziellen Filterregeln erarbeiten, sondern setzt auf ein zentralisiertes Konzept. Google selbst erfasst dabei, welche Werbung eine Website ausliefert und alarmiert bei Verstößen den Website-Betreiber.

Wird die entsprechende Werbung nicht innerhalb einer gewissen Frist entfernt, riskiert der Betreiber, dass Google künftig nicht nur die besonders störenden, sondern schlichtweg alle erkannten Werbeformen blockiert. Auch Werbung, die von den Google-eigenen Werbediensten kommt, soll vom Chrome Adfilter blockiert werden, sobald eine Website einmal auf der schwarzen Liste Googles landet.

Diese "Alles-oder-nichts"-Strategie hatte vorab in der Werbeindustrie für Unruhe gesorgt. Denn obwohl sich Google vorher die Unterstützung der im vergangenen Jahr gegründeten Coalition for Better Ads eingeholt und der Organisation die Schaffung der neuen Qualitätsstandards überlassen hatte, befürchteten andere Marktteilnehmer, vom Werbe-Giganten Google übervorteilt zu werden. Deshalb forderten mehrere Verbände im Oktober organisatorische Umbauten der Coalition for Better Ads.

In dieser Frage wurde nun offenbar ein erster tragfähiger Kompromiss gefunden. Der Werbeverband Interactive Advertising Bureau Europe kündigte nun ein neues "Better Ads Experience Program" an. Hier sollen sich Publisher zunächst kostenlos zertifizieren lassen können, dass sie sich an die Vorgaben der Coalition for Better Ads halten. Weitere Details zur konkreten Umsetzung sollen im Januar bekannt gegeben werden.

"Wir begrüßen, dass sich Google weitgehend den gemeinschaftlich vorangetriebenen Standards verpflichtet fühlt", erklärte Thomas Duhr, Vizepräsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft. Zwar sei nicht jeder in der Werbeindustrie von Googles Initiative überzeugt, aber sie hätten sich nun gemeinschaftlich entschlossen, den Schritt zu wagen.

"Unter BVDW-Mitgliedern ist die Verunsicherung nicht ganz so groß, da im Verband bereits hohe Qualitätsstandards gelten", sagte Duhr im Gespräch mit heise online. Der Verband hofft darauf, dass der Google Adfilter keine Einzel-Initiative Googles bleibt, sondern sich auch andere Browserhersteller anschließen werden.

Die Wunschvorstellung von Publishern und Werbedienstleistern: Eine Zertifizierung durch das Better Ads Experience Program sollte ausreichen, um die Teilnehmer auf eine Whitelist zu setzen, die vor Adblocking schützen soll. Auf diese Weise solle die Finanzierung des offenen Webs sichergestellt werden. Nach Duhrs Angaben hätten bereits Microsoft und die Mozilla Foundation Interesse an der Initiative gezeigt. (anw)