Apple zu langsamen iPhones: Leistungsdrosselung als "Feature" bei schwachem Akku

Um zu verhindern, dass sich iPhones mit altem Akku einfach abschalten, werden “plötzliche Leistungsspitzen bei Bedarf geglättet”, teilte Apple in Reaktion auf Beschwerden über langsame Geräte mit.

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iPhone 6s

(Bild: dpa, Andrea Warnecke)

Lesezeit: 3 Min.

Nach zahlreichen Berichten über eine Verlangsamung des iPhones bei schwachem Akku hat sich Apple zu Wort gemeldet: Es handele sich dabei um eine “Funktion”, die man bei bestimmten Modellen mit iOS-Updates eingeführt habe, teilte der Hersteller in einer Stellungnahme gegenüber US-Medien mit. Das “Feature” sorge dafür, dass “plötzliche Leistungsspitzen bei Bedarf geglättet werden, um zu verhindern, dass sich das Gerät unter diesen Umständen abschaltet”.

Man habe dies im vergangenen Jahr für das iPhone 6, iPhone 6s und iPhone SE eingeführt, so Apple weiter und inzwischen mit iOS 11.2 auch für das iPhone 7 umgesetzt. Man wolle "künftig auch andere Produkte unterstützen".

Apps wie CPU DasherX sollen die Prozessortaktung ausgeben.

Eine Analyse von iPhone-Benchmarks hatte zuvor bereits demonstriert, dass niedrigere Leistungswerte beim iPhone 6s ab iOS 10.2.1 und dem iPhone 7 ab iOS 11.2 auftreten können – zumindest bei hoher Belastung etwa durch das Ausführen einer Benchmark-App.

Analyse-Apps zufolge zeigen betroffene Geräte eine reduzierte Prozessorfrequenz, die erst nach dem Austausch des Akkus wieder auf den nominalen Wert steigt.

Das Ziel der Maßnahme sei, die “beste Nutzererfahrung” in Hinblick auf “allgemeine Performanz und Verlängerung der Lebensdauer des Gerätes zu liefern”, betont der Konzern. Da Lithium-Ionen-Akkus durch “Kälte, Alterung und bei geringer Ladung” keine hohen Ströme mehr leisten, könne dies dazu führen, dass sich das Gerät zum Schutz seiner Komponenten unerwartet abschaltet, so Apple.

Im vergangenen Winter hatten unzählige Nutzer darüber geklagt, dass sich das iPhone – auch bei recht vollem Akku – einfach abschaltet. Ursprünglich ließen sich diese Geräte zudem unterwegs nicht einfach mehr neu starten. Bei bestimmten iPhone-6s-Modellen führte Apple dies auf einen Produktionsdefekt der Batterie zurück, die der Hersteller kostenlos tauscht. Um das Problem auch bei anderen Geräten auszuräumen, wurde dann mit Software nachgebessert – in Form des Updates auf iOS 10.2.1.

Unklar bleibt, warum das plötzliche Abschalten erst seit 2014 mit der Einführung des iPhone 6 (mit Apples A8-Chip) in größerem Umfang auftritt – und nur bei bestimmten Modellreihen softwareseitig angegangen wird. Für das iPhone 5s, auf dem auch iOS 11 laufen kann, hat Apple offenbar keine Softwareänderungen durchgeführt, um “Leistungsspitzen zu glätten”.

iOS kann bereits auf einen sehr alten Akku hinweisen, die mögliche CPU-Drosselung wird aber nirgends erwähnt.

Warum Apple mit dieser gezielten Drosselungsmaßnahme erst jetzt herausrückt, bleibt ebenfalls offen.

Nutzer werden bislang auf dem Gerät in keiner Weise über die Funktion und damit eine mitunter spürbare Beeinträchtigung informiert. Die Update-Beschreibung von iOS 11.2 erwähnt dies zum Beispiel nicht. Entsprechend dürften viele Nutzer sich wundern, warum ihr einst schnelles iPhone plötzlich lahm ist.

Seit iOS 10.2.1 können die iOS-Systemeinstellungen zwar darauf hinweisen, dass der Akku getauscht werden muss – dies wird aber offenbar erst eingeblendet, wenn die Batterie praktisch defekt ist. (lbe)