Themenmolekül: Wow – ein Atom-Ofen!

Glasers gesammelte Linkwolke aus der Welt der Wissenschaft und Technologie. Diesmal unter anderem mit einem mittelalterlichen Chlorophyll-Molekül, Superschurkenforschung und der Antwort der Kreationisten auf die Wikipedia.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Glaser

Auf meinen Expeditionen durch das Netz finde ich immer wieder bemerkenswerte Informations-Atome, die sich im Lauf der Zeit zu Themenmolekülen verbinden. Gelegentlich möchte ich an dieser Stelle solche Link-Gravitationswolken aus der Welt der fröhlichen Wissenschaft und Technologie vorlegen.

Diese Doppelseite des britischen Neurowissenschaftlers und Grafikers Matteo Farinella sollte 2016 eine Kurzgeschichte über ein Chlorophyll-Molekül einleiten, das mit dem Herbst die Laub-Farmen verlassen muß und sich auf den beschwerlichen Weg in die Baum-Burg macht. "Ich habe das Projekt dann zwar nicht fertiggestellt", schreibt Farinella, "aber an Wochenenden wie jetzt spinne ich mit Vergnügen weiter an der Idee eines mittelalterlichen Fantasy-Comics über Pflanzenbiologie.

Der Begriff "Übersichtseffekt" (overview effect) bezieht sich "auf die Sensation, die Astronauten haben, wenn sie nach unten schauen und die Erde als Ganzes betrachten können." Der Daily Overview bietet Übersicht in Form von Fotografien, die unsere Welt auf verschiedene Weise zeigen. Eine aktuelle Übersicht zeigt eine Luftaufnahme der landwirtschaftlichen Entwicklung im kalifornischen Calipatria, das mit rund 50 Metern unter dem Meeresspiegel die markanteste Depression eines Ortes in der westlichen Hemisphäre hat. Eine andere Übersicht zeigt Marokkos Solarkraftwerk Ouarzazate, das Tausende von Spiegeln umfaßt. Fans von Daily Overview können sich per Mail benachrichtigen lassen, wenn der Sammlung neue Fotos hinzugefügt werden. Darüber hinaus sollten Besucher die Juxtapose-Sektion nicht verpassen, die Übersichten nebeneinander zeigt, um zu verdeutlichen, wie sich Areale im Lauf der Zeit verändern.

Wow! Ein Atom-Ofen, in den Männer Kernbrennstoff schippen.

Der Traum vom Raum: Am 4. Oktober 1957 wurde Sputnik 1 ins All geschossen und markierte den Beginn des Weltraumzeitalters. In Space We Trust ist eine interaktive Zeitleiste und zugleich ein Kunstprojekt, das der jüngeren Geschichte der Weltraumforschung gewidmet ist. Dieses Projekt lädt die Besucher zu virtuellen Reisen ein, zusammen mit einer Timeline der Space Age, untermalt von einem Soundtrack von Alexander Ananiev. Auf dem Weg stößt man auf Beschreibungen wichtiger Ereignisse wie etwa Juri Gagarins Erdumrundung im Jahr 1961; die 1964 gestartete Mission Mariner-4 zum Mars; Apollo 11 und die erste Mondlandung von 1969; die 1974 begonnene Reise von Pioneer-10 zu Jupiter; und die jüngste Mission Cassini-Huygens (2004- 2017). In Space We Trust erhielt Unterstützung von der russischen Weltraumagentur Roskosmos und räumte einen Webby Award für die beste User Experience ab.

Das JHI-Blog ist dem Journal of the History of Ideas angegliedert, einer wissenschaftlichen Zeitschrift, die sich der Geistesgeschichte widmet. Das Blog wird von einem internationalen Team von Doktoranden bearbeitet und von einer Reihe von Wissenschaftlern verfasst. Zu lesen sind vor allem kurze Essays über Fragen der globalen Geistesgeschichte. Darüber hinaus findet man interessante Buchempfehlungen und Begleittexte zu wissenschaftlichen Artikeln in der Zeitschrift. Zu den jüngsten Veröffentlichungen gehören die Erforschung napoleonischer Möbel, die Verbreitung von Fake News im frühneuzeitlichen Europa sowie die Geschichte des Superschurken in Comics.

Aus dem National Human Genome Research Institute (NHGRI) im US-Bundesstaat Maryland kommt Genome TV, eine Video-Reihe, die sowohl Forscher als auch eine interessierte Öffentlichkeit in Sachen biomedizinischer Forschung und und ihrer sozialen Implikationen ansprechen soll. Zu sehen sind unter anderem hilfreiche Lehrvideos ("Wie man ein Genom sequenziert") und die Oral History Collection des NHGRI mit einer Reihe von jeweils etwa 80 Minuten langen Interviews mit wichtigen Genforschern aus der Vergangenheit und Gegenwart. Andere Playlists enthalten Präsentationen aus früheren NHGRI-Tagungen oder etwa dreidimensionale Diagramme der menschlichen Zelle. Die Sammlung wird kontinuierlich mit neuem Material aktualisiert.

Das Creation Wiki – die Antwort der Kreationisten auf die Wikipedia – steckt voller verborgener Juwelen. So wurde der australische Ayers Rock, den die Aborigines Uluru nennen, natürlich durch die Große Flut geschaffen. Dinosaurier lebten zur selben Zeit wie die Menschen. Und es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass die Kontinentalplatten sich immer noch bewegen – was ein Schock für all jene Geologen sein muss, die solche Daten zusammenstellen, nicht zuletzt die Erdbebenforscher unter ihnen.

(bsc)