ZDF-Intendant ist offen für Kooperationen mit Netflix & Co.

Das ZDF liegt auch 2017 unter den TV-Sendern in Deutschland vorn. Der Sender steht unter Spardruck. Intendant Thomas Bellut sagt, ob er noch mehr Sparmöglichkeiten sieht und wie das ZDF auf Streaming-Dienste reagiert.

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ZDF-Intendant ist offen für Kooperationen mit Netflix & Co.

Thomas Bellut (l.)

(Bild: dpa)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marc-Oliver von Riegen
  • dpa

ZDF-Intendant Thomas Bellut hat sich offen für Kooperationen mit Streaming-Diensten wie Netflix gezeigt. "Wir haben etwa mit Netflix fürs Kinderprogramm koproduziert oder die Serie '4Blocks' von TNT Serie für ZDFneo eingekauft", sagte Bellut im dpa-Interview. Die Dienste sind vom Angebot und Preis nach seiner Ansicht nicht vergleichbar, da das ZDF ein Angebot für die ganze Gesellschaft mache. "Wir sind aber grundsätzlich offen für Kooperationen." Bei Shows sieht der Intendant das ZDF "aus dem Tal heraus" und kündigt ein neues Format an.

Die Länder haben den öffentlich-rechtlichen Anstalten Sparziele vorgegeben. Das ZDF will 270 Millionen Euro von 2021 bis 2028 einsparen. Die Länder sehen die Vorschläge von ARD und ZDF nur als ersten Schritt. Ist Luft für mehr?

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Thomas Bellut (62) begann seine journalistische Karriere bei den Westfälischen Nachrichten, dann volontierte er beim ZDF. Von 1997 bis 2002 leitete der Politologe die Redaktion Innenpolitik, danach war er Programmdirektor. Seit 2012 ist Bellut Intendant.

Bellut: Wir haben sehr genau geprüft, was an Sparpotenzial durch interne Umstrukturierungen und Kooperationen mit der ARD möglich ist. Das Jahr 2017 war ein klarer Sprung für eine verbesserte Zusammenarbeit. Weitere Einsparungen sind über die Struktur nicht zu erreichen. Weitergehende Sparmöglichkeiten würden Einschnitte im Programm bedeuten. Zum Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders gehören aber nicht nur Information und Kultur, sondern auch Fiktion und Sport. Ich bin zum Beispiel froh darüber, dass wir wieder die Rechte für die Berichterstattung an den nächsten vier Olympischen Spielen haben.

Die Finanzkommission KEF geht im Entwurf für einen Zwischenbericht 2018 davon aus, dass der Rundfunkbeitrag bis 2020 stabil bleibt. Bleibt es dabei auch nach 2020?

Wir haben Preissteigerungen über die vergangenen Jahre gehabt, trotzdem ist der Beitrag seit 2009 stabil, wurde sogar einmal abgesenkt. Bei einem unveränderten Auftrag muss eine adäquate Finanzierung der Anstalten gewährleistet sein. Wir haben Einsparpotenziale mit der ARD und wir werden für die nächste Beitragsperiode eine maßvolle Anmeldung unseres Bedarfs abgeben. Prognosen sind zurzeit nicht möglich, auch weil niemand weiß, wie sich die Preissteigerungsrate entwickelt.

Fast jeder Dritte nutzt das Internet mobil, ergab eine ARD/ZDF-Onlinestudie von 2017. Ist ein Ausbau des Angebots geplant?

Unsere Mediathek funktioniert auf allen Geräten. Und mit der neuen "heute"-App haben wir gerade erst die Nachrichten optimiert. Übrigens sind auch immer mehr ältere Menschen mobil im Netz unterwegs. Wir werden weiter ein großes Augenmerk auf die Verbesserung der Bewegtbild-Angebote in Richtung harte Informationen legen. Es gibt reichlich Angebote an lustigen Dingen im Netz. Unsere Aufgabe ist es, handfeste Information zu sperrigen Themen zu bieten. Das ist eine Schlüsselaufgabe.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger kritisiert das Engagement der öffentlich-rechtlichen Sender mit Blick auf digitale Angebote und nimmt das ZDF davon aus, weil das Online-Angebot inzwischen weniger Text umfasst.

Die Verlage haben durch die Digitalisierung erhebliche Probleme, ihr Publikum weiter zu finden. Ich hänge sehr an den Qualitätszeitungen und will nicht deren Geschäftsmodelle erschweren. Wir haben in erster Linie einen Bewegtbild-Auftrag und das gilt auch im Netz.

Die Konkurrenz wächst in Form der Streaming-Dienste. Wie kann das ZDF da mithalten? Sind auch Kooperationen geplant?

Ein Beitragszahler bekommt alle Angebote der ZDF-Gruppe für 4,36 Euro im Monat. Allein Netflix kostet etwa das Doppelte, zielt vor allem auf die Jüngeren. Das ZDF macht ein Angebot für die ganze Gesellschaft. Wir sind aber grundsätzlich offen für Kooperationen. Wir haben etwa mit Netflix koproduziert beim Kinderprogramm oder die Serie "4Blocks" von TNT Serie für ZDFneo eingekauft.

Sachsen-Anhalts Medienminister Rainer Robra hat 2017 vorgeschlagen, das ZDF reiche als nationaler Sender. Wie sehen Sie das?

Wir haben de facto schon eine gut funktionierende Aufteilung. Die ARD hat ihre stärksten Ressourcen in den Ländern und wir sind eine nationale Anstalt mit einem klaren Auftrag für ein nationales Angebot. Es ist aber gut, dass es neben dem ZDF auch die ARD als nationale Senderkette gibt. Dadurch, dass es zwei Sender sind, erreichen ARD und ZDF das Publikum optimal. Auch der gegenseitige Wettbewerb um Qualität ist ein großer Vorteil für das Publikum. (anw)