KIC 8462852: Feiner Staub könnte mysteriösen Stern verdunkeln – Rätsel bleiben

Seit Jahren sorgt der sich immer wieder verdunkelnde Stern KIC 8462852 für viele Spekulationen. Vergangenes Jahr haben Forscher ihn ausführlich analysiert und eine natürliche Erklärung gefunden. Die wirft aber neue Fragen auf.

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KIC 8462852: Feiner Staub könnte mysteriösen Stern verdunkeln – Rätsel bleiben

Ungewöhnlich feiner Staub könnte den Stern verunkeln – braucht aber eine ständig aktive Quelle.

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

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Die rätselhaften Verdunkelungen des Sterns KIC 8462852 könnten durch äußerst feinen Staub in dessen Umlaufbahn verursacht werden, es bleiben aber Fragen. Zu diesem Schluss kommen Hunderte Astronomen nach einer gemeinsamen Beobachtungskampagne im vergangenen Jahr, deren Ergebnis sie im Fachmagazin The Astrophysical Journal vorstellen. Mit verschiedenen Instrumenten hatten sie 2017 vier Helligkeitsabfälle um jeweils zwischen einem und 2,5 Prozent analysiert. Finanziert wurde die Arbeit von Kickstarter-Nutzern, aus deren Reihen auch die Namen der vier beobachteten Ereignisse kamen: "Elsie", "Celeste", "Skara Brae" und "Angkor".

Die vier Verdunkelungen

(Bild: Instituto de Astrofísica de Canarias)

Die Helligkeitsabfälle waren die ersten beobachteten seit dem Ende der Hauptmission der NASA-Sonde Kepler, in deren Daten der mysteriöse Stern entdeckt worden war. Wie das Team um Tabetha Boyajian von der Louisiana State University nun festhält, passen die gesammelten Daten nicht zu Modellen, die optisch dichtes Material voraussetzen. Es passe aber zu Material aus äußerst feinem Staub, dessen Partikel jeweils höchstens ungefähr einen Zehntel Mikrometer messen. In einem eigenen Aufsatz führt Hans Deeg vom Instituto de Astrofísica de Canarias aus, dass solcher Staub aber rasch von der Sonne weggedrückt werden würde. Dazu müsste ein zentrales und massives Objekt gehören, das den Stern verdunkelnden Staub in einem Zeitraum von Tagen erneuert.

Der 1500 Lichtjahre entfernte Stern KIC 8462852 sorgt seit 2015 für teilweise heftige Spekulationen wegen seiner merkwürdigen Helligkeitsschwankungen. Das Weltraumteleskop Kepler zur Suche nach Exoplaneten hatte welche aufgezeichnet, die so stark waren, dass vor dem Stern vorüberziehende Objekte viel größer sein müssten als ein Planet. Weil aber von dem System keine übermäßige Infrarotstrahlung ausging, schien eine proto-planetare Scheibe oder ein etwa durch eine Kollision durcheinandergewirbeltes System als Erklärung auszuscheiden. Als Erklärungsversuch wurden dann Megastrukturen einer außerirdischen Zivilisation vorgeschlagen. Eine natürliche Erklärung galt aber immer als wahrscheinlicher und sei für sich selbst spannend, wurden die Forscher nicht müde zu betonen. Beobachtungen mit einem Radioteleskop hatten keine Signale aufgedeckt.

Schon als die erste neuerliche Verdunkelung vergangenes Jahr entdeckt worden war, hatten Astronomen darauf hingewiesen, dass die wohl immer in Schüben auftreten. Tatsächlich wurden dann mehrere beobachtet, die äußerst komplexe Muster aufweisen. Boyajian und ihre Kollegen plädieren nun entschieden für weitere Beobachtungen, um das Phänomen besser erforschen zu können. Bislang wurden lediglich Vorschläge für mögliche Periodizitäten gemacht und es muss sich erst noch zeigen, ob an den prognostizierten Daten tatsächlich neue Verdunkelungen auftreten. Abgesehen davon haben die Forscher noch keine Erklärung für den langsamen und kontinuierlichen Helligkeitsabfall gefunden, der ebenfalls entdeckt worden war und nicht auf diesen feinkörnigen Staub zurückgehe. (mho)