Braucht die Forschung Superviren?

Die US-Gesundheitsbehörde National Institutes of Health will die riskante Forschung an Superviren wieder finanziell unterstützen. Ein besonderes Gremium soll die Anträge prüfen.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Wer kann schon die Zukunft zuverlässig voraussagen. Zu viele Faktoren spielen in der Regel eine Rolle. Das gilt nicht zuletzt für Epidemien. Seit Jahren warten viele auf die nächste große Grippe-Pandemie. Aber selbst die Schweinegrippewelle, die vor einiger Zeit Deutschland heimsuchte, verlief vergleichsweise glimpflich. Daher stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, solche für den Menschen durchaus gefährlichen Erreger wie zum Beispiel den Vogelgrippevirus noch ansteckender oder leichter übertragbar zu machen. Selbst wenn dies nur in einem abgesicherten Labor geschieht.

Solche Forschung – also sogenannte Gain-of-Function-Experimente – wieder finanziell zu unterstützen, hat sich gerade die US-Gesundheitsbehörde National Institutes of Health (NIH) entschieden. Nachdem es 2014 beinahe zu Unfällen mit Erregern gekommen war, wurden Studien mit gefährlichen Viren wie Influenza, SARS und MERS bislang nicht mehr gefördert. Nun wurde dieses Moratorium zwar von NIH-Direktor Francis Collins beendet. Die Erteilung von Forschungsgeldern wird aber immerhin an eine Überprüfung durch das amerikanische Gesundheitsministerium Department of Health and Human Services (HHS) geknüpft. Ein Expertengremium soll sowohl die Sicherheit der Labore als auch die Forschungziele begutachten.

Die Frage bleibt jedoch, was durch solche Szenarien zu gewinnen ist. Natürlich ist es sinnvoll, existierende Viren zu erforschen und vor allem nach Gegenmitteln zu suchen. Gerade erst startete das deutsche Friedrich-Loeffler-Institut gemeinsam mit neun anderen Forschungsinstitutionen aus aller Welt das Projekt "Dynamics of avian influenza in a changing world" (DELTA-FLU), um Prävention und Kontrolle der Vogelgrippe zu verbessern.

Doch die evolutionäre Entwicklung solcher Viren oder gar ihre Mutation zu Superviren vorwegzunehmen, scheint doch sehr spekulativ zu sein. Ebenso spekulativ wäre ihre anschließende Bekämpfung. Es hat den Anschein, als produziere diese Forschung zunächst das Problem, um sich dann anschließend mit seiner Bekämpfung und Lösung zu beschäftigen.

Daher verwundert es nicht, dass diverse US-Forscher STAT, der Gesundheits-Webseite des Boston Globe, ihre Befürchtungen über die Aufhebung des Moratoriums anvertrauten. "Ich bin nicht überzeugt, dass die Arbeit einen vergleichsweise größeren potenziellen Nutzen als vielmehr potenziellen Schaden mit sich bringt", sagte zum Beispiel der Molekularbiologe Richard Ebright von der Rutgers University.

(inwu)