Blockchains und Kryptowährungen 2018

Das vergangene Jahr war geprägt von viel Aufregung um Bitcoin und Co., doch konkret nützliche Anwendungen ließen auf sich warten. Was jetzt geschehen muss, damit sich das ändert.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Mike Orcutt

Blockchain-Technologie und Kryptowährungen würden die Welt retten, hieß es im Jahr 2017, und mit digitalen Fingerabdrücken so ziemlich alles auf den Kopf stellen. Allerdings gab es kaum greifbare Beispiele, die diesen Hype gerechtfertigt hätten. Auch 2018 dürften uns viele der überzeugend klingenden Versprechen erhalten bleiben, doch die Herausforderung wird darin liegen, echte Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Es folgt eine kurze Liste von Themen, mit denen sich die Blockchain-Welt im neuen Jahr beschäftigen muss, um das Potenzial ihrer Technologie nicht nur zu versprechen, sondern zu realisieren.

Bitcoin-Bürgerkrieg

Im Zuge der steigenden Nachfrage nach Verarbeitungskapazität für Transaktionen in Kryptowährungen nehmen die Spannungen zwischen zwei Lagern von Bitcoin-Anhängern zu. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die den Verarbeitungsengpass bei der Währung angehen wollen, indem sie die Größe der in der Blockchain aufgezeichneten „Blocks“ verdoppeln. Dagegen stehen Traditionalisten, die wie Core-Entwickler von Bitcoin am alten System festhalten wollen.

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Entrepreneure und andere, die sich für die Vergrößerung aussprechen, wollen Bitcoin zu einer Zahlungsmethode für den Massenmarkt machen. Der Kampf sollte eigentlich im vergangenen November ein Ende finden, doch der geplante „hard fork“ wurde verschoben. Das Ergebnis der Auseinandersetzung könnte für die Zukunft der ersten Kryptowährung der Welt durchaus entscheidend sein.

Ethereums Stunde der Wahrheit

Ethereum wurde von Vitalik Buterin explizit mit dem Ziel entwickelt, so genannte dezentrale Anwendungen zu unterstützen. Das 2015 live geschaltete System verfügt über eine eingebaute Programmiersprache, mit der Entwickler alle möglichen Arten von neuen Apps erstellen können, die im Netzwerk laufen. Bislang allerdings liegt die beliebteste Verwendung darin, immer neue Kryptowährungen zu produzieren und Einheiten davon in so genannten Initial Coin Offerings (ICOs) zu verkaufen.

Vermarkter und Fans sagen, solche digitalen Token könnten irgendwann zur Basis einer neuen digitalen Wirtschaft werden, in der wertvolle Daten in Blockchains statt auf zentralen Servern verwaltet werden. Na gut, aber uns wurde eine ökonomische Revolution versprochen, und bislang haben wir kaum mehr davon bekommen als ein Spiel, in dem man digitale Katzen kaufen und züchten kann.

Proof-of-work oder Proof-of-stake

Wie man es auch dreht und wendet: Bitcoin verbraucht extrem viel Energie, ebenso wie das zweitgrößte offene Blockchain-Netzwerk Ethereum. Der Grund dafür ist, dass beide auf einer rechenintensiven Methode basieren, um unter allen Teilnehmern des Netzwerks Einigkeit darüber herzustellen, dass neue Transaktionen gültig sind. Sie wird als Proof-of-work bezeichnet.

Weniger energieintensive Alternativen gibt es. Einer der wichtigsten Herausforderer ist Proof-of-stake. Hier liegt die Funktion, neue Transaktionen zu validieren, nicht bei speziellen Minern, sondern bei Nutzern, die finanzielle Interessen an dem Netzwerk haben, genannt „Staker“. Eine Abkehr von Proof-of-work bei Bitcoin ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, weil sie komplexe technische und wirtschaftliche Folgen hätte. Buterin aber hat vor kurzem angekündigt, dass Ethereum schon im kommenden Sommer auf ein hybrides Modell umsteigen wird, das auch Aspekte von Proof-of-work umfasst.

Datenschutz-Tricks

Sie haben gedacht, Bitcoin wäre anonym? Dann hoffen wir, dass sie nichts Böses damit gekauft haben, denn – Überraschung – das [Link auf https://www.technologyreview.com/s/608763/criminals-thought-bitcoin-was-the-perfect-hiding-place-they-thought-wrong/stimmt%20leider%20nicht]. Trotzdem ist Datenschutz immer noch ein wichtiges Thema in der Kryptowährungs-Community, sodass in diesem Jahr mehr über ein kryptografisches Protokoll namens Zero-Knowledge-Beweis zu hören sein dürfte.

Dank der verwirrenden Mathematik hinter Zero-Knowledge-Beweisen ist es möglich, jemandem etwas zu beweisen (zum Beispiel dass man über 18 Jahre alt ist), ohne irgendetwas anders preisgeben zu müssen (wie das genaue Alter). Eine Währung namens Zcash setzt die Methode bereits ein, um wirklich anonyme Transaktionen zu ermöglichen, und JP Morgan nutzt sie für sein Blockchain-System für Unternehmen. Und dank des neuesten Software-Updates bei Ethereum können dessen Entwickler jetzt ebenfalls mit Zero-Knowledge-Beweisen arbeiten. Wenn in diesem Jahr Anwendungen dieser Technologie auftauchen würden, die wir uns bislang nicht vorstellen können, wäre das nicht überraschend. Machen Sie sich bereit: Die Entwicklung könnte ziemlich merkwürdig werden – und ganz privat.

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