CES

Vor 20 Jahren begann die Bluetooth-Ära

Die Bluetooth Special Interest Group fand zwar erst im Februar 1998 zusammen, aber das genügt den Verfechtern offenbar, um schon mal auf der CES in Las Vegas zu feiern. Immerhin: Ein reiner Kabelbeißer ist Bluetooth längst nicht mehr.

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Vor 20 Jahren begann die Bluetooth-Ära

(Bild: Bluetooth SIG)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Zwar startete die Initiative zur Entwicklung einer neuen Funktechnik erst im Februar 1998, aber die daraus entstandene Bluetooth Special Interest Group feiert das 20-jährige Bestehen bereits jetzt, und zwar anlässlich der Computermesse CES in Las Vegas.

Den Namen Bluetooth erhielt der Nahfunk von einem Ingenieur der Firma Intel bereits 1997 – in einer kanadischen Bar. Überlieferungen zufolge gehörten Ericsson-Mitarbeiter ebenfalls zu den Taufpaten. Bluetooth sollte "Gegensätze zwischen den Telefonie- und Computer-Welten drahtlos überbrücken", ganz so wie Harald Blauzahn, der einstige König von Dänemark und Norwegen, Christen und Heiden vereinte.

Damit sich Bluetooth möglichst gut verbreiten konnte, banden Ericsson und Intel den damaligen Mobilfunkkonkurrenten Nokia und die zur Jahrtausendwende führenden Laptop-Hersteller Toshiba und IBM ein. Im Februar 1998 entstand so die Bluetooth Special Interest Group. Eine Vorversion des Nahfunks stellten die Unternehmen im Mai 1998 vor, damals auch noch "Cable Replacement Standard" benannt. Die offizielle Bluetooth-Version 1.0 folgte ein Jahr später, am 26. Juli 1999. In diesem einen Jahr waren viele Firmen zur Special Interest Group hinzugekommen, später hatte Microsoft gar den Vorsitz. Heute sind laut der SIG über 33.000 Mitgliedsunternehmen Teil einer Organisation.

Bluetooth war lange Zeit ein Piconet ohne Access Point, in dem sich Geräte auf etwa zehn Meter Distanz automatisch bei einem Master als Slaves an- und abmelden können. Nach zögerlichem Start mit einem einzigen Ericsson-Headset im Jahre 2000 kam Bluetooth immer besser in Fahrt. Später wurde Bluetooth zum Scatternet erweitert, in dem mehrere Master einen Slave adressieren, etwa beim Öffnen einer mit Bluetooth-Schloss versehenen Tür. Inzwischen ist schon die Menge an Produktgattungen kaum überschaubar, geschweige denn die der zertifizierten Produkte.

Die Technik hat sich vom reinen Kabelkiller und Problemlöser bei der Kommunikation zwischen Telefon- und Computerwelten allerdings weit weg entwickelt. So gehören tragbare Lautsprecher mit Bluetooth längst zur Grundausstattung adoleszierender Smartphone-Nutzer. Ebenso beliefern Smartphones Hörgerätepaare mit Stereo-Musik und Telefonie-Signalen; der Schlüssel dazu ist das genügsame Bluetooth Low Energy, kurz LE. Bluetooth LE ist besonders zur Steuerung von Wearables bekannt geworden. Dabei koppeln zum Beispiel Smartphones an Sportuhren über Point-To-Point-Verbindungen. Es gab freilich auch etliche weniger erfolgreiche Anwendungen – wer hat Bluetooth schon mal zur IP-Vernetzung per Personal Area Networking Profile verwendet? Für manche ambitionierte Anwendung ist die maximale Datenrate von 2,2 MBit/s dann doch zu niedrig. Nicht zuletzt deshalb lernte Bluetooth mit der Version 3.0 + HS, hilfsweise auf WLAN als Träger umzuschalten, um dann bis zu 24 MBit/s zu liefern.

Seit 2016 ist die Bluetooth-Version 5 Grundlage für die Entwicklung der Nahfunk-Chips. Bluetooth 5 vereint Merkmale von Vorgängerversionen, die sich zum Beispiel für die Telefonie oder die Musikübertragung eignen, mit Stromspareigenschaften von Bluetooth LE. Unter den Verbesserungen stechen die doppelte Geschwindigkeit und vierfache Reichweite gegenüber der ersten Bluetooth-LE-Version hervor. Bluetooth 5 erreicht im LE-Modus bis zu 2 MBit/s und überbrückt im Freifeld bis zu 200 Meter. Mit besseren Empfängern sind sogar Reichweiten bis 400 Meter drin. Damit sollen sich Bluetooth-5-Geräte unter anderem im Internet of Things etablieren (IoT).

Im Sommer 2017 kam die Mesh-Netzwerk-Erweiterung hinzu. Bei einem vermaschten Netz sind alle Knoten untereinander verbunden, was wiederum die Reichweite erhöht (freilich auf Kosten der Latenz). Wenn mehrere Strecken zum selben Ziel führen, lassen sich zudem blockierte Passagen umgehen. So will sich Bluetooth gegen etablierte Automationsprotokolle wie ZigBee und Z-Wave behaupten und in den Bereichen Gebäudeautomation, Sensor-Netzwerke (beispielsweise bei der industriellen Fertigung) und Ortung von Gütern eine Alternative werden. Für das Jahr 2018 prognostizieren Analysten fast vier Milliarden Bluetooth-Geräte weltweit, Konsummärkte, gewerbliche und industrielle Märkte zusammengenommen. Beispielsweise erwarten sie Bluetooth in 86 Prozent aller neuen Autos und LKWs, die 2018 ausgeliefert werden. (dz)