Themenmolekül: Das Gehirn des Präsidenten

Glasers gesammelte Linkwolke aus der Welt der Wissenschaft und Technologie. Diesmal unter anderem mit Ressourcen bis zum Abwinken, fließendem Wissenschaftlerhaar und der Evolution der Randbemerkung.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Glaser

Auf meinen Expeditionen durch das Netz finde ich immer wieder bemerkenswerte Informations-Atome, die sich im Lauf der Zeit zu Themenmolekülen verbinden. Gelegentlich möchte ich an dieser Stelle solche Link-Gravitationswolken aus der Welt der fröhlichen Wissenschaft und Technologie vorlegen.

Katzenfreunde werden sich diese Spezialsammlung der Biodiversity Heritage Library (BHL), die der modernen Katzengeschichte gewidmet ist, zweifellos mit Interesse nähern. Im Mittelpunkt steht eine digitale Ausstellung mit dem Titel "Wild Mouser to Household Pet: Eine Geschichte der Katzen in Wissenschaft und Gesellschaft von 1858-1922". Anhand einer interaktiven Zeitleiste läßt sich erkunden, wie Katzen im frühen 20. Jahrhundert zu einem beliebten Haustier wurden.

Die Ausstellung illustriert anhand einer Reihe faszinierender Primärdokumente, dass die populäre Wahrnehmung von Katzen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert durch Darstellungen von Katzen in Kunst und Literatur und durch Diskussionen über Katzen in wissenschaftlichen Publikationen beeinflusst wurde. Zusätzlich zu dieser Ausstellung enthält die BHL-Sammlung auch Artikel über Katzen aus der US-Congress Library sowie eine Literaturliste für weitergehende Interessen. Die Biodiversity Heritage Library ist ein Projekt, das 2005 von zehn US-amerikanischen und britischen Bibliotheken zur Digitalisierung von Literatur zum Thema Artenvielfalt bzw. Biodiversität ins Leben gerufen wurde.

Für Wissenschaftler als auch Wissenschaftsinteressierte allemal einen Blick wert: die verschiedenen Clubs für üppiges, fließendes Haar bei Wissenschaftlern, unter anderem der Luxuriant Flowing Hair Club for Scientists, der Luxuriant Former Hair Club for Scientists und der Luxuriant Flowing, Former, or Facial Hair Club for Engineers, alle unter dem Dach von Improbable Research ("Research that makes people LAUGH and then THINK").

Pierre de Fermat (1607-1665) war ein französischer Rechtsanwalt und Mathematiker, dem wir die Koordinatengeometrie (die er unabhängig von Descartes erfand), die Infinitesimalrechnung und wichtige Erkenntnisse der Zahlentheorie verdanken. Sein letztes Theorem, die berühmte Fermatsche Vermutung, schrieb er an den Rand einer Seite in seinem Handexemplar der Arithmetika des Diophantos von Alexandria. Fermat's Library ist ein virtueller Raum im Geiste der vielen klugen Dinge, die sowohl auf Papier als auch digital an Ränder gekritzelt werden. Wissenschaftler und Forscher wie auch wissenschaftsinteressierte Enthusiasten können hier akademische Papiere, mathematische Gleichungen und weiteres kommentieren. Um ein Papier zu kommentieren, ruft man es auf, klickt den Abschnitt an, zu dem man sich äußern möchte und gibt seinen Senf ab.

Die parodistisch gemeinte Frage, wie es aussehen würde, wenn Forschungs-Papers eine Kommentarspalte hätten, hat sich damit im übrigen erledigt.

Mehr als 250 mörderisch gute digitale Sammlungen und Archive listet dieser Blog-Eintrag aus dem iLibrarian Blog der amerikanischen Open Education Database auf. Die Sammlung konzentriert sich auf lokale und regionale Bibliotheken, die einen offenen Zugang für jedermann bieten. Zu der Liste zählen aber auch größere Sammlungen und Archive, die sich mit der Geschichte der USA befassen. Die Verzeichnisse sind alphabetisch nach Bundesstaaten geordnet, von Alabama bis Wyoming. Nicht nur für Online-Schmökerer, die nach neuem Material suchen, eröffnet diese Ressource eine Welt von Dokumenten, Archivmaterial, Fotos und Primärtexten.

Der 2003 in Schweden begonnene Human Protein Atlas ist eine Open-Access-Datenbank, die entwickelt wurde, um "alle menschlichen Proteine in Zellen, Geweben und Organen mithilfe der Integration verschiedener auf -omics endenden Technologien, einschließlich antikörperbasierter Bildgebung, Massenspektrometrie, Proteomik, Transkriptomik und Systembiologie abzubilden." Zurzeit besteht der Human Protein Atlas aus drei Teilen: dem Gewebeatlas, dem Zellatlas und dem Pathologieatlas. Der Atlas wird von Forschern wie auch Pädagogen und sowohl in der Wissenschaft als auch in der Industrie genutzt.

Und dann auch das noch: Es war das Gehirn des Präsidenten!

(bsc)