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LegalFling: Zustimmung zum Sex in der Blockchain dokumentieren

Eine holländische Firma will, dass Sexualpartner sich künftig vorab erklären, was erlaubt ist und das ganze in einer Blockchain hinterlegen. So soll der Spaß erhalten und die Sicherheit gestärkt werden. Das Problem haben die Macher wohl nicht verstanden.

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LegalFling: zustimmung zum Sex in der Blockchain dokumentieren
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Aus den Niederlanden soll die erste App kommen, mit der sich Nutzer ihr Einverständnis zum Geschlechtsverkehr geben und das ganze in der Blockchain hinterlegen können. Die ausschließlich männlichen Macher von "LegalFling" wollen damit gleich zwei Themen zusammenführen, die derzeit für heftige Debatten sorgen. So wird nicht erst im Zuge der #MeToo-Enthüllungen vermehrt über sexuelle Belästigungen und Vergewaltigungen diskutiert. Die Blockchain wiederum – als Technik hinter der Kryptowährung Bitcoin – treibt Investoren in aller Welt um. Meinen die doch, diese Technik, über die Transaktionen oder Verträge öffentlich und gleichzeitig nicht manipulierbar abgeschlossen werden können, werde die unterschiedlichsten Branchen "disruptieren" und dabei jede Menge Geld abwerfen.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

LegalFlings soll nun den Sex sicherer machen, ohne dass dabei der Spaß verloren geht, "denn heutzutage können viele Dinge schief gehen". Zwar seien die Menschen durch Gesetze geschützt, aber es sei "quasi unmöglich", Vergehen durch Gerichte ahnden zu lassen. Über LegalFling sollen Sexualpartner deshalb gesetzlich bindenden Vereinbarungen über die gewünschten und erlaubten Handlungen während des Geschlechtsverkehrs abschließen können. Vorgeworfene Verstöße seien dank der Ablage in der Blockchain überprüfbar und könnten vor Gericht verwendet werden, so die Macher. Die App sei nicht nur für temporäre Vergnügen gedacht, denn das Einverständnis könne auch für länger gegeben werden, also in einer Beziehung.

Die App scheint ein weiterer Versuch, ein soziales Problem durch Technik zu lösen, ohne dass die Macher die zugrundeliegende Problematik verstanden zu haben scheinen. So legen sie auf der Seite zur App nahe, dass die einzige Alternative ein schriftlicher Vertrag wäre. Außerdem wird Einverständnis zum Geschlechtsverkehr ja nicht nur einmal gegeben und umfasst danach automatisch alle vorher vereinbarten Handlungen. Einverständnis kann doch zu jeder Zeit entzogen oder erweitert werden. Die nachträgliche Anpassung soll mit der App zwar möglich sein, aber ganz ehrlich, wer greift mittendrin lieber zur App, als es dem oder der Gegenüber einfach mitzuteilen?

Nicht nur Apps zum sexuellen Einverständnis – LegalFling ist bei weitem nicht die erste – gehen oft davon aus, dass es eigentlich vor allem darum geht, Nutzer vor Vergewaltigungsvorwürfen zu schützen. Dieser Blickwinkel ist aber in sich selbst schon sehr problematisch. Gizmodo weist angesichts von LegalFling darauf hin, dass die Macher bei ihrer Arbeit keine oder nur wenig Einschätzungen von Frauen gehört haben können, da sie ein rein männliches Team sind. Diesen Vorwurf hätten die Macher aber zurückgewiesen: Die Frauen hätten es nur noch nicht auf die Team-Seite der eigenen Website geschafft, weil sie noch kein Foto gemacht hätten. Sie seien da "sehr wählerisch".

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(mho)