Minibrute 2 und 2S: Arturia stellt semi-modulares Synthesizer-System vor

Der Reiz des Kabelsteckens scheint ungebrochen: Arturia motzt seine analogen Synthesizer mit großen Patch-Feldern und potenten Sequenzern auf und stellt ihnen passende Eurorack-Montagekästen zur Seite.

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Minibrute 2 und 2S: Arturia stellt semi-modulares Synthesizer-System vor
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Inhaltsverzeichnis

Der französische Hersteller Arturia hat kurz vor der am 25. Januar beginnenden US-Musikmesse NAMM zwei neue Synthesiszer vorgestellt. Minibrute 2 und 2S sind größere Geschwister des ersten Minibrute von 2012. Auffälligste Neuerung ist die riesige Patch-Matrix mit 48 Buchsen, auf der sich mit kleinen Käbelchen neue Signalverbindungen knüpfen lassen, die den Sound grundlegend verändern. Der Microbrute 2 wird über eine zweioktavige Klaviatur gespielt. Ihre anschlagdynamischen Tasten sind in Standardgröße und reagieren auf Aftertouch. Der Microbrute 2S setzt auf dieselbe Klangerzeugung, koppelt diese statt der Klaviatur jedoch mit einen umfangreichen Sequenzer. Der Preis der beiden semimodularen Tischgeräte liegt jeweils bei 649 Euro. Ausgeliefert werden sollen sie ab Ende Januar.

Arturia Minibrute 2 Synthesizer-System (7 Bilder)

Minibrute 2

Der Minibrute 2 wird über seine 2-oktavige Fullsize-Klaviatur gespielt. Nahezu sämtliche Parameter der duophonen Klangerzeugung lassen sich per Steuerspannungen über die Patch-Matrix kontrollieren.
(Bild: Arturia)

Typisch für den Sound des Minibrute ist der sogenannte Multi-Wellenform-Oszillator. Über vier Schieberegler lassen sich die jeweiligen Anteile eines Sägezahns, Rechtecks, Dreiecks oder Rauschens steuern. Frequenz- und Pulsweitenmodulation sowie ein "Metalizer" verfremden den Klang, den man mit einem zweiten einfacheren Oszillator mischen kann. Über die Patch-Matrix lassen sich die Wellenformen auch einzeln abgreifen, um damit andere Parameter zu steuern. Zwei zusätzliche LFOs bringen weitere Bewegung ins Spiel.

Gefiltert wird das ganze mit Arturias typischem Steiner-Parker-Filter. Es ist ein Multimode-Filter, der sich als Hoch-, Tief- oder Bandpass beziehungsweise Notchfilter betreiben lässt. Wird die Resonanz aufgedreht, fängt es eigenständig an zu schwingen und lässt sich als Sinus-Oszillator nutzen. Der verstärkende Amp lässt sich schließlich per "Brute Factor" übersteuern, wodurch er sehr aggressiv klingt.

Die Dreh- und Schieberegler lassen sich zwar nicht digital steuern, wohl aber per Steuerspannung über die Patch-Matrix. Über die 48 Buchsen kann hier nahezu jedes Ausgangssignal mit jedem Eingang verbunden werden. So können die beiden LFOs beispielsweise die Filterfrequenz oder die Attack- und Decay-Zeiten der Hüllkurven steuern.

Auf der Rückseite befinden sich zudem USB- und MIDI-DIN-Buchsen. Per MIDI lassen sich Signale für Pitch, Gate, Anschlagstärke sowie Modulation übertragen und über vier Buchsen auf der Patch-Matrix als Steuerspannungen abzapfen. Über die USB-Anbindung zum Rechner lässt sich eine Steuer-Software aufrufen, in der man beispielsweise sie im Gerät gespeicherten Sequenzen editiert.

Der duophone Minibrute 2 bringt immerhin einen rudimentären Sequenzer mit, der sich zunächst schrittweise und im Anschluss auch live programmieren lässt. Er speichert bis zu acht Sequenzen mit je 64 Schritten. Die laufenden Sequenzen lassen sich entweder über das Keyboard transponieren oder mit anderen Noten überspielen. Alternativ kann man auch einen Arpeggiator einschalten, der gehaltene Tasten auf dem Keyboard in verschiedenen Reihenfolgen durchspielt.

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Der Sequenzer des Minibrute 2S ist hingegen wesentlich ausgefeilter und ähnelt dem des Beatstep Pro. Mit ihm steuert man bis zu vier Parameter weitgehend unabhängig voneinander. Über vier Track-Select-Tasten kann man auswählen, ob man nun die Schrittlänge (Gate) oder Tonhöhe (Pitch) oder zwei weitere Parameter (voreingestellt Velocity und Pressure) sequenzieren will. Die Parametersequenzen für Pitch und Gate können dabei unabhängig von den beiden übrigen Parametern programmiert werden, also andere Clock-Teiler und Sequenzlängen nutzen. Maximal sind bis zu 64 Schritte pro Sequenz möglich. Eine Chain-Funktion verbindet mehrere Sequenzen zu kompletten Tracks.

Über die 16 anschlagdynamischen Gummifelder kann man einzelne Töne einer Sequenz direkt anwählen oder aber auch live einspielen. Jedem Schritt ist ein Drehregler zugeordnet, der den zu steuernden Parameter des jeweiligen Schritts direkt ändert. Zur Steuerung lassen sich auch verschiedene Wellenformen oder Hüllkurvenabschnitte programmieren, sodass man den Sequenzer als zusätzlichen LFO- und Hüllkurvengenerator zweckentfremden kann.

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Arturia selbst sieht die neuen Minibrutes als Steuerzentralen für modulare Synthesizer im Eurorack-Format. Passend dazu bietet der Hersteller neue Holzracks an. Das einreihige RackBrute 3U bietet auf einer Breite von 88 HP bis zu 20 Eurorackmodulen Platz und versorgt sie über das mitgelieferte Power-Modul (1,6 A an 12 V, 0,9 A an 5V) mit Strom. Die zweireihige Variante Rackbrute 6U bietet mit 176 HP doppelt so viel Platz. Die Preise liegen bei 260 und 360 Euro.

Über eine Spezialverstrebung lassen sich zwei Rackbrutes oder ein Minibrute mit einem Rackbrute fest verschrauben. Der hintere Henkel dient nicht nur zur bequemen Aufstellung, sondern auch als Griff zum Transport in einer optional erhältlichen Spezialtasche namens Travel Bag.

Auf Youtube stehen bereits erste ausführliche Vorstellungen der neuen Minibrutes. Demnach sind die Steuermöglichkeiten immens. Dank der Patchmatrix dürften die Synthesizer nicht nur mit Eurorackmodulen, sondern auch gut mit anderen semi-modularen Geräten wie dem Mother 32 und DFAM von Moog, den Modellen Erebus und NYX von Dreadbox oder auch einem Make Noise O-Coast zusammenarbeiten und diese komfortabel steuern. Klanglich scheinen die neuen Minibrutes den ersten Sound-Beispielen von Arturia zu urteilen jedoch nicht so fett und dominant zu klingen wie vorgenannte Modelle. Dank der zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten kann man aber durchaus Sounds finden, die gut ins Arrangement mit anderen Instrumenten passen.

Im Vergleich zu herkömmlichen Synthesizern bieten (semi-)modulare Geräte deutlich mehr Optionen, einen Klang zu erstellen. Allerdings kann man diese nicht abspeichern und zu einem späteren Zeitpunkt zurückholen. Selbst wenn man die Einstellungen fotografiert oder abzeichnet, lassen sie sich kaum exakt reproduzieren – aber genau das macht auch den Reiz der spielerischen Neuentdeckung aus. Die sicherste Methode ist noch, einmal gefundene Sounds direkt in einem Sampler zu sichern und für eine Produktion dort weiter zu verarbeiten. (hag)