Bessere Chancen durch E-Commerce

Entgegen aller Unkenrufe sehen zumindest immer mehr ostdeutsche Firmen durch E-Commerce neue Chancen.

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Von
  • Katrin Gänsler
  • dpa

Waren und Dienstleistungen per Maus-Click – entgegen aller Unkenrufe bieten zumindest immer mehr sächsische Firmen E-Commerce an. Wie viele Unternehmen im Freistaat das Netz als Verkaufsstrategie mit einbeziehen, lässt sich kaum feststellen. Der Wettbewerb digisax, bei dem seit 1999 kleinere Unternehmen ihre Homepage vorstellen, verzeichnet starken Teilnehmerzuwachs. "Im vergangenen Jahr haben sich 40 Prozent mehr Firmen für die beste Internetgestaltung beworben", sagt Sabine Klie von der Sächsischen Entwicklungsgesellschaft für Telematik mbH.

Die Präsentation im Web ist längst nicht mehr bestimmten Branchen vorbehalten. So nutzt etwa jeder zweite Handwerksbetrieb in Sachsen das Internet. Am Online-Weihnachtsmarkt der Sächsischen Staatskanzlei und der Wirtschaftsförderung GmbH beteiligten sich im vergangenen Dezember 75 Unternehmen. Gerade klein- und mittelständische Unternehmen in Ostdeutschland haben noch großen Nachholbedarf in Sachen E-Commerce, stellte sich Anfang des Jahres bei einer Veranstaltung des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) heraus. Trotzdem stiegen die Umsätze der Online- und Internet-Anbieter 2000 um 40,5 Prozent auf 7,5 Milliarden Mark. Für dieses Jahr werden Umsätze von 10,8 Milliarden Mark erwartet.

Hat eine Firma den Internet-Auftritt noch vor sich, steht Professionalität an oberster Stelle. "Wir empfehlen, dass die Unternehmen mit Experten zusammenarbeiten", rät Klie. Auf finanzielle Unterstützung können Betriebe derzeit nicht setzen: Das erste Förderprogramm ist ausgelaufen. Das zweite, das kleine und mittelständische Unternehmen unterstützt, ist noch in Planung. Möglichst viele Produkte direkt durch den elektronischen Handel zu verkaufen, ist bei vielen Firmen nicht das alleinige Ziel. Ihnen ist es wichtiger, den Bekanntheitsgrad zu steigern und den Kundenkreis zu erweitern.

"Wir sitzen hier hinter den sieben Bergen", sagt Jörg Vetter aus Johanngeorgenstadt (Kreis Aue-Schwarzenberg). Wegen der abgelegenen Lage will der Inhaber einer Firma für Industrieausrüstung über das Internet neue Abnehmer gewinnen. Interesse sei da, Anfragen habe er seit dem Start 1999 genug erhalten. Davon leben könnte Vetter jedoch nicht: "Richtig bestellt hat im vergangenen Jahr nur ein Kunde." Den Grund dafür sieht er in der Branche selbst, wo Bestellungen mittels Fax noch immer gängig seien. "Das Internet muss sich stärker entwickeln", sagt Vetter.

Nicht verkaufen, aber – vor allem im Westen – bekannter werden. So das Ziel der fit GmbH, die Spül- und Reinigungsmittel anbietet. Das Internet ist für Produktmanager Bodo Broeker das geeignete Medium, weil viele Westdeutsche bereits einen Anschluss haben. Per E-Commerce soll langfristig Großkunden die Bestellung erleichtert werden. Privatkunden will das Unternehmen dabei nicht vergessen. "Jemand, der aus den neuen Bundesländern nach Tauberbischofsheim gezogen ist, kann ganz einfach Produkte bestellen, die er schon lange kennt."

Ganz dem Bild vom virtuellen Warenhaus entspricht dagegen der UniRiese.de. Seit vergangenem Juli können Leipziger sich rund 5.000 Produkte per Mouseclick ins Haus bringen lassen. Der Weg dorthin war für das Unternehmen mühsam. "Begeistert waren die Banken von Anfang an, finanzieren wollten sie das Projekt allerdings nicht", erinnert sich Stefan Tilke, einer der Gründer von UniRiese.de. Die Dienstleistungen sollen nun in anderen Städten angeboten werden. Dabei ist es nicht nur teurer Wein, der von den Kunden geordert wird. "Frisches Obst und Fleisch wird viel häufiger bestellt", sagt Tilke. (Katrin Gänsler, dpa) / (jk)