Das geheime Licht

Mit einem umgebauten Fotoapparat nahm Paul-Ruben Mundthal die Blickwinkel von Infrarotkameras auf. So holte er eine Dimension der Überwachung ins Bewusstsein, die für Menschen eigentlich unsichtbar ist.

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Von
  • Karsten Schäfer

Dieser Artikel-Ausschnitt ist der aktuellen Print-Ausgabe der Technology Review entnommen. Das Heft 02/2018 ist ab dem 25.01.2018 im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich.

Während eines Studienaufenthalts in Istanbul kam Paul-Ruben Mundthal die Idee zu seinem Projekt „Beschattung“. „Dort ist die Überwachung im öffentlichen Raum viel stärker ausgeprägt, als ich das jemals in Deutschland gesehen habe“, sagt er.

Er begann, Kameras so umzubauen, dass sie Infrarotlicht aufnehmen können. In seinem ersten Schritt baute er den sogenannten Hot Mirror aus, was nicht ganz einfach ist und schnell zu Schäden an der Kamera führen kann. Denn der Hot Mirror sitzt vor dem Bildchip. Seine Aufgabe ist es, Infrarot- und UV-Licht zu blockieren. Denn die Bildsensoren von Digitalkameras sind auch für diese Wellenlängen empfindlich. Für ein Foto, das der menschlichen Wahrnehmung entspricht, ist aber nur das sichtbare Licht erwünscht.

Nach dem Ausbau war die verwendete Canon EOS 1200D für einen Wellenlängenbereich von 200 bis 1200 Nanometern empfindlich, erheblich mehr als der für das menschliche Auge sichtbare Bereich zwischen 380 und 780 Nanometer. Für sein Projekt wollte Mundthal aber ausschließlich das Infrarotlicht aufnehmen. Also musste er in einem zweiten Schritt einen Schwarzfilter vor den Chip setzen, der nur diese Wellenlänge durchlässt.

Mit seiner umgebauten Kamera suchte Mundthal dann in Deutschland nach Orten mit Infrarotlicht-Überwachung, um die für das menschliche Auge unsichtbare Form der Überwachung zu dokumentieren. „Ich konnte den Überwacher kennenlernen, ohne ihn zu treffen“, sagt Mundthal.

(ksc)