Apple Lisa: Als Apple die Maus von der Leine ließ

Vor 35 Jahren brachte Apple einen revolutionären Bürocomputer auf den Markt. Die Lisa war zwar ein Flop, legte aber die Grundlagen für den Erfolg des Macintosh.

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Apple Lisa: Als Apple die Maus von der Leine ließ

Die Lisa machte sich auf dem Schreibtisch gut.

(Bild: "Apple Lisa" / Simon Claessen / cc-by-sa-2.0)

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Inhaltsverzeichnis

Am 19. Januar 1983 brachte Apple einen neuen Rechner mit Maussteuerung und grafischer Benutzeroberfläche auf den Markt – und nein, der Macintosh war es nicht. Stattdessen kam die "Locally Integrated Software Architecture", kurz: Lisa, in den Handel. Ob der All-in-one-Rechner mit integriertem Bildschirm nach Steve Jobs' erstgeborener Tochter benannt wurde, die ebenfalls Lisa hieß, darüber streiten sich Computerhistoriker bis heute, auch wenn Jobs dies seinem Biografen bestätigt haben soll.

Die Entwicklung der Lisa begann 1978. Apple wollte einen Befreiungsschlag wagen, weg vom blinkenden Cursor auf schwarzen Bildschirmen (Apple II), hin zu einer Maschine, deren Benutzeroberfläche aus Fenstern, Menüs und schöner Schrift bestand. Die Idee hatte sich Apple unter anderem beim Palo Alto Research Center (PARC) des Kopiererkonzerns Xerox geholt. Dafür gab's immerhin 100.000 Apple-Anteilsscheine, die besonders günstig offeriert wurden.

Zunächst soll Jobs noch auf die Entwicklung eines Apple III gesetzt haben, der sich vom Vorgängermodell Apple II gar nicht so sehr unterscheiden sollte. 80 statt 40 Zeichen pro Bildschirmzeile, mehr Speicher, kleinere Verbesserungen im Detail, aber kein großer Wurf. Es zeichnete sich dann jedoch schnell ab, dass dieser mit Tastatureingaben gesteuerte Computer die PC-Revolution nicht wirklich vorantreiben konnte. Und Jobs schon damals ein Revolutionär war.

Apple unternahm mit der Lisa den ersten Versuch, die grafische Bedienoberfläche auf dem Massenmarkt einzuführen. Das kleine Problem: Das kostete zum damaligen Zeitpunkt noch richtig Asche. Für das Standardmodell der Lisa mit 68000er von Motorola (5 MHz!), 1 MByte RAM und zwei FileWare-Floppies (5 1/4 Zoll) zahlte man mindestens 10.000 US-Dollar.

In Anzeigen wurde der Rechner als "Maserati für Ihr Gehirn" beworben. "Lisa war der erste kommerziell vertriebene Computer, der über eine Maus und die für uns heute selbstverständliche Benutzeroberfläche mit Fenstern und Symbolen verfügte", sagt Andreas Stolte von Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn. "Zuvor mussten die Nutzer komplizierte Befehlszeilen eintippen, um den Computer auf Trab zu halten."

Insgesamt soll Apple 100.000 Stück der Lisa verkauft haben, möglicherweise sogar weniger. Im April 1985 – zwischenzeitlich war noch eine Lisa 2 auf den Markt gekommen – zog Apple die Reißleine und stoppte die Produktion. Unverkäufliche 2700 Exemplare wurden heimlich auf einer Müllkippe in Utah vergraben.

Apple Lisa (6 Bilder)

Ein ganzer Haufen Lisas.
(Bild: "stack of apple lisa" / oldappleguy / cc-by-sa-2.0)

Steve Jobs hatte sich schon lange vorher vom Lisa-Projekt verabschiedet, er glaubte nicht mehr an den Bürorechner. Stattdessen kippte er all seine Energie in das Macintosh-Projekt. Das erste Modell kam dann im Januar 1984. Es war nicht so teuer wie die Lisa und verkaufte sich bald signifikant besser. (mit Material von dpa)

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(bsc)