init – der Wochenausblick: beA und das WEF

Der DLD18 geht am Montag, das WEF18 kommt am Dienstag. Und die ganze Woche tourt das besondere elektronische Anwaltspostfach virtuell durch die Republik und bleibt doch vorerst abgeschaltet.

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init – der Wochenausblick

(Bild: BRAK, WEF, hobit, DJI, Bearbeitung & Komposition heise online)

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Bundesaußenminister Gabriel hatte sich den Samstag vor dem SPD-Parteitag frei genommen, um beim am Montag zu Ende gehenden DLD 2018 einzufordern, dass "Europa dringend seine Rolle bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz und anderer digitaler Zukunftstechnologien definieren" müsse. Am Sonntag definierte die SPD dann ihre Rolle bei der Aufgabe, aus einer geschäftsführenden Regierung eine gewählte zu machen. Nun kann es in der neuen Woche mit Koalitionsverhandlungen voran gehen.

Nicht so richtig voran gehen wird es dagegen bei den Rechtsanwälten. Das kaputte Prestige-Projekt beA (Besonderes elektronisches Anwaltspostfach) geht diese Woche auf Talkshow-Tournee. Die BRAK (Bundesrechtsanwaltskammer) hatte die Verantwortung für #beAGate bereits von sich gewiesen. So informierte der Präsident der Rechtsanwaltskammer Hamburg die Damen Rechtsanwältinnen und Herren Rechtsanwälte mit kollegialem Gruß über die Informationen aus dem Consilium der BRAK, nicht ohne vorauszuschicken:

"Folgende von der BRAK heute in der Präsidentenkonferenz bekanntgegebenen Informationen erscheinen mir so wesentlich, dass ich Sie Ihnen unverzüglich mitteilen möchte. Ich kann diese Informationen technisch weder überprüfen noch kommentieren."

Vielleicht werden technische Informationen für Anwälte leichter überprüfbar, wenn man sie auf Latein formuliert.

init - der Wochenausblick

Seit mehr als 25 Jahren schreibt Volker Weber (vowe) für c't, iX und heise online. Jeden Montag initialisiert er die vor uns liegende IT-Woche mit einem ganz persönlichen Überblick über die wichtigsten Termine, liefert Einschätzungen und auch so manche spitze Randbemerkung.

Am Montag wird sich der DAV (Deutscher Anwaltverein) mit dem beA beschäftigen. "beA – Wie geht es weiter?" lautet der Titel der Veranstaltung, die ab 14 Uhr live übertragen werden soll. Mit dabei sind Markus Drenger vom Chaos Darmstadt, der Sicherheitsprobleme zusammen mit seinem Mitstreiter Felix Rohrbach aufgedeckt hatte, die Rechtsanwältin Nina Diercks, die der BRAK in einem öffentlichen Brief bereits die Leviten gelesen hatte, sowie der Rechtsanwalt Prof. Dr. Peter Bräutigam.

Am Donnerstag geht die beA-Talkshow in die nächste Runde. In Frankfurt wird das Legal Tech & Innovation Forum eine Podiumsdiskussion zum Thema "beA - beAGate - beAthon?" veranstalten, nicht ohne einen weiteren Vortrag von Markus Drenger. Dabei ist Dr. Marcus Mollnau, Präsident der Rechtsanwaltskammer Berlin, der die die Projektplanung aus Kammersicht kennt. Rechtsanwalt Dr. Christian Bauer vertritt die Anwendersicht. Nicolas Bös, CTO von Nolte & Lauth AG, wird zu IT-Großprojekten berichten und Rechtsanwalt Markus Hartung, Direktor des Bucerius Centers für Anwaltsmanagement in Hamburg, wird die Diskussion moderieren. Auch diese Veranstaltung soll live übertragen werden.

Das Fragezeichen in der Frankfurter Veranstaltung deutet es bereits an: Man darf gespannt sein, ob am Freitag der von der BRAK in den Raum gestellte beAthon, bei dem "auch institutionell nicht gebundene Experten den Lösungsweg des Dienstleisters zusammen mit den Gutachtern und den technischen Dienstleistern erörtern" sollen, überhaupt stattfindet. Wie es wirklich weitergeht, wird man erst wissen, wenn vom BSI benannte Experten die Lösung begutachtet haben. Die Anwaltschaft ist jedenfalls nicht begeistert, dass sie ihre Umlage von 58 Euro pro Anwalt an die BRAK abführen soll für ein System, das überhaupt nicht in Betrieb ist.

beA hat noch einen Bruder mit dem Namen beN. Die BRAK stellt dazu auf ihrer beA-Website fest:

"Aufgrund von § 78n BNotO erhalten Notare zum 01.01.2018 ein besonderes elektronisches Notarpostfach (beN), dem dieselbe verfahrensrechtliche Qualität (vgl. § 130a Abs. 4 ZPO n.F.) wie dem beA zukommen wird. Bereits heute sind Notare über das beA erreichbar."

Neben der verfahrensrechtlichen Qualität wird man sich der sicherheitstechnischen Qualität erst noch widmen müssen. Bei beN könnte es sich um einen vermeintlich Gesunden handeln, der nur noch nicht ordentlich untersucht wurde.

Auch wenn das beA immerhin 162.000 Anwälte in Deutschland betrifft, sind die Gerichte seit dem 1. Januar bereits verpflichtet, Schriftsätze per EGVP (Elektronisches Gerichts- und Verwaltungspostfach) oder De-Mail anzunehmen. Die Anwälte können deshalb senden, aber noch nicht empfangen. Sie sind zwar gesetzlich verpflichtet, ihr Anwaltspostfach zu prüfen, aber das ist ja bis auf weiteres erst mal nicht da.

Am Montag werden in Berlin Microsoft President Brad Smith und Bundeswirtschaftsministerin Zypries zum Thema "Künstliche Intelligenz und Auswirkungen auf Arbeit und Gesellschaft" referieren. Brad Smith hatte erst am Freitag Buch "The Future Computed" kostenlos zur Verfügung gestellt.

Am Dienstag ruft die Telekom in Bonn das IoT-Jahr 2018 aus. Dabei wird das "IoT von Morgen" live aus Israel und dem Silicon Valley übertragen. Dabei hatte Telekom-Chef Timotheus Höttges doch gerade erst beim DLD18 beschworen, die Telekom würde das schon reißen, wenn es weniger Kritik, keine Netzneutralität und dafür mehr Funkfrequenzen gäbe.

In Darmstadt beginnt am Dienstag die Hobit 2018. An über 130 Ständen im Kongresszentrum "darmstadtium" informieren Universitäten, Hochschulen, Wirtschaftsunternehmen aus Darmstadt, der Region und ganz Deutschland über Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten. Über 250 Vorträge begleiten die Hobit 2018.

In Berlin informiert die Initiative D21 e.V. am Dienstag auf ihrem 4. Fachkongress Digitale Gesellschaft über die digitale Lage der Nation. Referenten wie Ranga Yogeshwar oder Gunter Dueck versprechen vorhersehbare Vorträge. Wer will, kann sich die ausverkaufte Veranstaltung im Live Stream anschauen.

Wichtigster Event der Woche ist wohl das Weltwirtschaftsforum WEF (World Economic Forum) in Davos, das am Dienstag beginnt. US-Präsident Trump will nun doch dabei sein, nachdem er sich in der Vergangenheit über die Party amüsiert hatte. Vielleicht hält ihn der Verwaltungsstillstand davon ab, vielleicht hat seine Partei den Shutdown bis dahin abgewendet. Trumps Vorgänger Barack Obama hatte 2013 beim letzten Shutdown noch eine Reise nach Asien abgesagt. Der Flughafen Zürich hat schon einmal vorsorglich darüber informiert, dass die Besucherterrasse am Donnerstag vormittags und am Freitag nachmittags geschlossen ist. Am Ende sitzt die Frisur dann doch nicht so dreiwettertaftmäßig, wenn der Präsident aus seiner Festung schreitet.

Klaus Schwab, der das WEF vor 47 Jahren gründete und zu einem Event entwickelte, der jährlich mehr als 200 Millionen Euro erwirtschaftet, feiert dieses Jahr seinen 80. Geburtstag. Vor knapp zwei Wochen hatte Schwab seine Erwartungen in einem Interview mit dem Wall Street Journal geschildert. Der Jubilar hatte erst Ende 2016 sein Buch "The Fourth Industrial Revolution" herausgebracht. In seinem Folgewerk "Shaping The Fourth Industrial Revolution" widmet er sich den gesellschaftlichen Auswirkungen, ein wichtiges Thema des WEF2018. Auf der Liste der globalen Risiken und Herausforderungen stehen dieses Jahr extreme Wetterereignisse ganz oben. Die Auswirkungen werden im Global Risk Report 2018 ähnlich gravierend eingeschätzt wie der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, haben aber nach Einschätzung der Befragten eine vielfach höhere Eintrittswahrscheinlichkeit.

Der unbekanntere internationale Event ist diese Woche die Bett Show im Excel in London vom Mittwoch bis Samstag. Bei Bett dreht sich alles um die Ausbildungstechnologie auf über 40.000 qm Ausstellungsfläche. Fast 35.000 Besucher werden erwartet. Dass Donald Trump die Veranstaltung heimsucht, ist eher unwahrscheinlich. In Anaheim in Kalifornien startet am Donnerstag die NAMM, eine Messe für Musiktechnik, die bis zum kommenden Montag dauert.

Eine kleine Produktvorstellung ist für diese Woche ebenfalls angekündigt. DJI zeigt am Dienstag in New York und am Mittwoch noch mal in Monaco vor geladener Presse vermutlich ein neues Fluggerät. Spekuliert wird über eine kleinere und preisgünstigere Variante des Erfolgsmodells Mavic Pro.

Am Freitag gibt es wieder ein #TGIFQ. Wer letzte Woche noch nicht mitgemacht hat, darf gerne versuchen, den mit coolen Namen bedachten Sicherheitslücken ihr Logo zuzuordnen. Wie jeden Freitag gibt es neue Musik, etwa das erste Bluesalbum von Rick Springfield mit dem Titel "The Snake King". In die Auskoppelung "Little Demon" kann man vorab reinhören. George Evelyn, besser bekannt als Nightmares on Wax, bringt seit fünf Jahren zum ersten Mal wieder ein vollständiges Album heraus. "Shape The Future" heißt die Zusammenstellung von zwölf neuen Tracks. Hörprobe: "Citizen Kane ft. Mozez, Allan Kingdom".

(vowe)