Computex: VIA zeigt P4-Chipsatz und neuen Prozessor

Der Chiphersteller VIA hat auf der Computex in Taipei den ersten in einem 0,13-µm-Prozess hergestellten Prozessor vorgestellt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der Chiphersteller VIA hat auf der Computex in Taipei den ersten in einem 0,13-µm-Prozess hergestellten Prozessor vorgestellt. Der unter dem Codenamen Ezra entwickelte Chip erreicht 800 MHz und verheizt laut VIA dabei lediglich 8,3 Watt. Ursprünglich waren für den Ezra-Kern einige Verbesserungen angekündigt, doch nun scheint Ezra lediglich ein "geschrumpfter" Samuel 2 mit unveränderten Caches (128 KByte L1, 64 KByte L2) und von 1,5 auf 1,35 Volt gesenkter Kernspannung zu sein.

Geschwindigkeitsrekorde sind daher auch vom Ezra nicht zu erwarten. Für viele Anwendungen zählt jedoch die niedrige Leistungsaufnahme und damit die geringe Hitzeentwicklung, beispielsweise in Notebooks, mehr. So hat VIA direkt eine Mobile-Version des C3 im Micro-BGA-Format angekündigt. Vor kurzem erst erschien eine Variante des C3 im sockellosen EBGA-Format, die der Hersteller direkt auf das Mainboard lötet. VIA lässt den Ezra wie schon den in 0,15 Mikron gefertigten Samuel 2 bei TSMC herstellen, dem derzeit einzigen Anbieter der 0,13-Mikron-Technik. Detaillierte Strom- und Geschwindigkeitsmessungen holt das c't-Labor nächste Woche nach, sobald die heise online-Redakteure ihr 800-MHz-Ezra dort abgeliefert haben.

Eine Vorführung des Ezra bot VIA nicht. Doch dafür stahl ein anderes, vor dem Rednerpult aufgestelltes Testsystem dem kleinen Prozessor ein wenig die Show: Ein lauffähiges Board mit dem Pentium-4-Chipsatz P4X266 absolvierte ohne (wesentliche) Abstürze den Grafikbenchmark 3DMark 2000 und erzielte dabei um 5 Prozent bessere Ergebnisse als ein daneben aufgebautes Board mit Intels i850-Chipsatz. Die Testkonfiguration (1600 x 1200 Punkte bei 32 Bit Farbtiefe) bezieht allerdings die Leistung der Grafikkarte stark in das Ergebnis mit ein, sodass das Urteil voreilig wäre, der VIA-Chip sei schneller als der Intel-Chip. Doch selbst wenn der P4X266 etwas langsamer läuft, könnte er zum beliebtesten Chipsatz für den Pentium 4 werden, da er den preiswerteren Speicher (DDR-SDRAMs statt Rambus-DRAM) verträgt. Intels künftiger Brookdale-Chip (i845) kommt mit den noch billigeren PC100/PC133-Modulen zurecht, doch er kann mit der Geschwindigkeit der beiden anderen nicht mithalten, wenn man den hinter vorgehaltener Hand verratenen Benchmark-Ergebnissen traut.

Trotz dieser Vorführung und trotz der Beteuerungen einiger Hersteller, die passenden Boards quasi fertig zu haben, ist unklar, wann der P4X266 erscheint. Noch haben VIA und Intel ihre Lizenzverhandlungen nicht abgeschlossen. VIA hat daher den P4X266 nicht offiziell vorgestellt, sondern lediglich eine "Technical Demonstration" durchgeführt. (jow/c't) (em)