Medien-Vertrauenskrise: Immer mehr Menschen haben Angst vor Fake News

Wie hoch ist der Wahrheitsgehalt einer News-Meldung? Immer weniger Menschen können das beurteilen, sagt das Edelman Trust Barometer 2018. Fast 70 Prozent weltweit haben Angst vor Fake News.

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Fake News

(Bild: dpa, Jens Kalaene/Symbolbild)

Lesezeit: 3 Min.
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Eine Erhebung des Marktforschungsunternehmens Edelman Intelligence hat ergeben, dass knapp 70 Prozent der Menschen in 28 untersuchten Ländern Angst vor Falschmeldungen haben – in Deutschland seien es 61 Prozent. Rund 63 Prozent weltweit und 54 Prozent der Deutschen wüssten nicht, wie sie Fake News von Qualitätsjournalismus unterscheiden sollen. Besonders schwer falle das in Sozialen Medien wie Facebook, da im Nachrichten-Stream alle Meldungen gleich aussehen würden. Das habe dem Edelman Trust Barometer 2018 zufolge Auswirkungen auf das Vertrauen in Medien insgesamt: In 22 der 28 untersuchten Länder überwiegt das Misstrauen.

Der Vertrauensverlust sei hauptsächlich auf Suchmaschinen und Soziale Medien wie Google, Facebook und Twitter zurückzuführen, deren Glaubwürdigkeit in 21 von 28 Ländern eingebüßt habe. Nur noch 51 Prozent der Befragten vertrauen den Plattformen. In Deutschland ist die Skepsis sogar noch höher: Hier verlassen sich lediglich 41 Prozent auf die täglichen News-Meldungen, die sie über Google, Facebook & Co. erhalten.

Den Betreibern Sozialer Medien ist diese Entwicklung bekannt. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hatte unlängst angekündigt, die Verbreitung von Fake News stärker eindämmen zu wollen. Dabei setzt er auf die Nutzer des Sozialen Netzwerks, die Medien nach Vertrauenswürdigkeit gewichten sollen. Bisher hatte das Unternehmen den Fokus auf Algorithmen zur Erkennung von Falschmeldungen und externe Faktenprüfer gesetzt.

Wo Verlierer sind, da sind auch Gewinner, denn klassische Medien wie Zeitungen, TV-Sender und seriöse Online-Portale gewinnen nach Angaben der Studie an Vertrauen. Weltweit halten 59 Prozent der Studienteilnehmer traditionelle Medien für vertrauenswürdig. Im Vergleich zur Vorjahresstudie sind das rund 5 Prozent mehr. In Deutschland fällt das Vertrauen mit 61 Prozent noch höher aus.

Ausruhen können sich klassische Medien auf diese Entwicklung indes nicht, denn das Markforschungsinstitut weist darauf hin, dass gegenüber Nachrichtenproduzenten eine generelle Skepsis besteht. So geben 66 Prozent aller Befragten an, dass es den Medien mehr auf das Erreichen von Quote, weniger aber um den Wahrheitsgehalt einer Nachricht ankäme. In Deutschland sind 46 Prozent dieser Meinung. In vielen Fällen wird auch die Neutralität einer Meldung angezweifelt: 59 Prozent weltweit und 47 Prozent der Deutschen halten die Berichterstattung für tendenziös.

Sinkt das Vertrauen in Medien, dann ist die Gefahr groß, dass sich Menschen nicht mehr über die aktuelle Nachrichtenlage informieren. Die Erhebung von Edelman liefert dazu recht alarmierende Zahlen: Demnach informieren sich in Deutschland nur 15 Prozent mehrmals in der Woche über das Weltgeschehen, was unter dem weltweiten Durchschnitt von 25 Prozent liegt. 67 Prozent der befragten Deutschen gaben an, sich weniger als ein Mal pro Woche mit Nachrichten zu beschäftigen. Auch das liegt deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 25 Prozent.

Für das Edelman Trust Barometer 2018 wurden insgesamt 33.000 Personen in 28 Ländern befragt. 6.200 davon stammen aus der Altersgruppe zwischen 25 und 64 Jahren, die über einen Hochschulabschluss und ein überdurchschnittliches Haushaltseinkommen verfügen sowie Medien intensiv benutzen. Die Erhebung der Daten erfolgte auf der Grundlage qualitativer Online-Interviews im Oktober und November 2017. (olb)