Werden E-Autos die Netze überfordern?

Bild: Andreas Praefcke/CC BY-3.0

Studie warnt, zu viele E-Autos könnten die Niederspannungsnetze überlasten. Ausbau oder Flexiblisierung seien die möglichen Lösungen

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Was passiert eigentlich, wenn alle Otto- und Diesel-PKW durch elektrisch angetriebene Wagen ersetzt werden? Ein solches Szenario wäre nicht nur bedenklich, weil es viele Fehlentwicklungen der überkommenen Autogesellschaft beibehalten würde, wie den enormen Flächenverbrauch und die Ressourcenverschwendung für Maschinen, die im Schnitt nicht einmal eine Stunde pro Tag genutzt werden.

Auch für das Netz lauern Gefahren in der Ausbreitung der E-Autos. Darauf weist eine Studie hin, über die das Magazin Erneuerbare Energie berichtet. Demnach würde bei den gegenwärtigen Strukturen ein Elektroanteil von 30 Prozent am MIV (Motorisierter Individualverkehr) reichen, um flächendeckend die Niederspannungsnetze zeitweise zusammenbrechen zu lassen. In Gebieten mit hoher E-Auto-Dichte könne es schon in fünf Jahren soweit sein. Der Grund ist Überlastung, wenn zu viele Ladevorgänge gleichzeitig laufen.

Es gebe zwei Lösungen. Entweder erhebliche Investitionen in die Netze, bei einem Anteil von 50 Prozent seien bereits elf Milliarden Euro notwendig, oder die Autobesitzer werden dazu angehalten, das Laden gleichmäßig über die Nacht zu verteilen. Wenn sich daran etwas über 90 Prozent beteiligen, wäre auch eine E-Quote von 100 Prozent ohne Netzausbau zu bewältigen.

Hildegard Müller, im Vorstand von Innogy für Netzinfrastruktur zuständig, geht gegenüber dem Handelsblatt davon aus, dass bis 2030 pro Jahr eine Milliarde Euro in den Netzausbau gesteckt werden müsste.

Leider ist die auch vom Handelsblatt zitierte Studie bisher nicht veröffentlicht, sodass sich nicht sagen lässt, welche Voraussetzung die Autoren machen. Gehen sie zum Beispiel davon aus, dass jeder PKW täglich geladen werden muss oder legen sie realistischere Zahlen über die PKW-Nutzung zu Grunde?

Wie dem auch sei, vielleicht sollten sich Kommunalpolitiker auch ein wenig Gedanken machen, wie die schon bestehende Elektromobilität, nämlich die Regional-, Stadt-, Straßen- und U-Bahnen, besser ausgebaut und dem wachsenden Bedarf angepasst werden können. Vielleicht wäre das Geld ja besser investiert, um Menschen vom Auto in die öffentlichen Verkehrsmittel und aufs Fahrrad zu bringen.