init – der Wochenausblick: Von Berlin nach Minneapolis

Quartalszahlen der größten Internet-Unternehmen, die FOSDEM in Brüssel, der Super Bowl LII in Minneapolis, in Berlin putzen die Roboter um die Wette. Und täglich grüßt das Murmeltier. Die Woche hat einiges zu bieten.

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Inhaltsverzeichnis

Die Woche des besonderen elektronischen Anwaltspostfachs (beA) ging mit der Anweisung zu Ende, die Software allerschnellstens zu deaktivieren, um die gröbsten Löcher zu stopfen. Die Anwaltschaft hat gelernt, dass nicht immer Ende-zu-Ende verschlüsselt wird, nur weil dafür geworben wird. Man ist erstaunt, dass man seine Schriftsätze besser WhatsApp anvertrauen kann als dieser zig Millionen schweren Konstruktion. Scherzbolde schlugen vor, es in Rechtsanwaltspostfach umzubenennen, damit man es in Anspielung auf das Millionengrab Berliner Flughafen BER abkürzen kann.

Die neue Woche ist von "Earnings Calls" geprägt. Einige Big Macs berichten ihre Ergebnisse, darunter die vier großen A: Alibaba, Alphabet, Amazon und Apple sind am Donnerstag dran. Den Rest sortieren wir in die Woche ein: Montag der Rüstungskonzern Lockhead Martin, Dienstag Advanced Micro Devices, Pfizer und McDonalds, Mittwoch Microsoft und Facebook, am Freitag Exxon Mobil und Chevron.

Der Montag bringt einen Blick in die Zukunft. Die Gesellschaft für Informatik richtet ein Symposium mit dem Titel "Mensch-Computer Interaktion: Die Arbeitswelten der Zukunft gestalten!" aus. Dabei sind GI-Geschäftsführer Daniel Krupka, Gerald Swarat vom Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering IESE und Dr. Otto Fritz Bode, Leiter des Referat "Forschung für Produktion, Dienstleistung und Arbeit" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Der Rest der Vortragenden ist durchgehend professoral; diesmal sind auch weibliche Sprecher vertreten und der bunte Hund ist leicht zu finden.

Der 12. Europäische Datenschutztag "Souveränität in der digitalen Welt - eine Illusion?" in der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund verspricht ein spannendes Thema. Datensparsamkeit, Datenvermeidung, Zweckbindung, das seien die Eckpfeiler eines überholten Verständnisses von Datenschutz, heißt es immer öfter in der Politik, in Unternehmen und Verbänden. Hierin sei Europa und insbesondere Deutschland zwar führend, lasse aber die Zeichen der Zeit ungenutzt vorüberziehen. Eine neue Ära breche an, gestützt auf ein neues, zukunftsweisendes Modell: das der Digitalen Souveränität. Das bedarf einer ausführlichen Diskussion. Gastgeberin ist Barbara Thiel, oberste Datenschützerin Niedersachsens und Vorsitzende der Konferenz der unabhängigen Datenschutzbehörden des Bundes und der Länder 2017. Die Einladung nennt Prof. Dr. Nikolaus Forgó aus Wien und Markus Beckedahl von netzpolitik.org als weitere Sprecher. Außerdem ist Renate Nikolay, Kabinettschefin von EU-Justizkommissarin Jourova Vera angekündigt, die zum Thema EU-DSGVO vortragen soll.

Ebenfalls am Montag beschließen die für den Brexit zuständigen Minister der EU27 voraussichtlich die Verhandlungsrichtlinien für die Übergangsphase der Brexit-Verhandlungen auf Grundlage des Entwurfs der Kommission. Nähere Informationen zu diesem Fachministertreffen werden hier bereitgestellt.

Der Dienstag fällt diese Woche auf den 30. Januar, einen sehr geschichtsträchtigen Tag. 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler. Innerhalb weniger Monate sollte sein Regime die pluralistische Demokratie, den Föderalismus und den Rechtsstaat vernichten. Fünfzehn Jahre später wurde am 30. Januar 1948 Mohandas Karamchand Gandhi, besser bekannt als Mahatma (liebevoller Mensch), in New Delhi erschossen. Gandhis Unabhängkeitsbewegung führte mit gewaltfreiem Widerstand, zivilem Ungehorsam und Hungerstreiks zum Ende der britischen Kolonialherrschaft. Weitere 20 Jahre später führte am 30. Januar 1968 die Tet Offensive die Wende im Vietnamkrieg herbei. Sie war zwar militärisch nicht erfolgreich, zeigte aber der amerikanischen Öffentlichkeit, wie wenig erfolgreich die Strategie der Regierung war. Hitler wurde zum größten Schurken der neueren Geschichte, Gandhi zu einem friedfertigen Vorbild und die Amerikaner verloren den Nimbus des strahlenden Sieger des Zweiten Weltkriegs.

init - der Wochenausblick

Seit mehr als 25 Jahren schreibt Volker Weber (vowe) für c't, iX und heise online. Jeden Montag initialisiert er die vor uns liegende IT-Woche mit einem ganz persönlichen Überblick über die wichtigsten Termine, liefert Einschätzungen und auch so manche spitze Randbemerkung.

50 Jahre später veranstaltet die Deutsche Bahn im Berliner Hauptbahnhof einen kuriosen Wettbewerb: Bürsten bis der Bahnhofsboden blitzt. Nachts werden die Böden der Bahnhofshallen großer Stationen mit Scheuersaugmaschinen gereinigt. In Zukunft sollen zunehmend Reinigungsroboter genutzt werden. Dazu sucht die Bahn nun gezielt Anbieter, egal ob Start-ups, Erfinder oder Unternehmen, die sich an der "Automated Cleaning:challenge“ beteiligen wollen. Um 12.30 Uhr treten die Bewerber im Berliner Hauptbahnhof zum Reinigungsroboter-Rennen an. Ziel ist es, die besten und wirtschaftlichsten vollautomatischen Bodenreinigungsmaschinen zu finden. Als Preis winkt den Siegern ein zweijähriger Rahmenvertrag.

Am Mittwoch zeigt Honor, eine Marke des chinesischen Herstellers Huawei der Presse hinter verschlossenen Türen Neuigkeiten für die Handyweltmeisterschaft "Mobile World Congress" Ende Februar in Barcelona. Ebenfalls in Berlin startet das Festival transmediale "face value", das Verbindungen zwischen Kunst, Kultur und Technologie herausstellt. Der umfassende kulturelle Ansatz des Festivals wird auch von der Bundesregierung anerkannt, die die transmediale als Leuchtturmprojekt der Gegenwartskultur unterstützt.

Am Donnerstag gibt es ein kleines Gipfelchen in Bremen. Der Univentions Summit erwartet rund 300 IT-Verantwortliche von Systemhäusern, Cloud Service Providern und Softwareherstellern, die sich mit Open-Source-Anwendern aus der Wirtschaft und dem Bildungssektor zum Networken und Wissenstransfer treffen.

Vor 15 Jahren ereignete sich am 1. Februar das zweite Unglück des Space Shuttles. War die Challenger 1986 noch durch einen undichten Feststoff-Booster explodiert, verglühte 2003 während der Amtszeit George W. Bushs die Columbia beim Wiedereintritt durch das Versagen einer der Kacheln, die beim Start beschädigt worden war. Bush gedachte noch am selben Tag in einer ausführlichen Fernsehrede jedes einzelnen Astronauten mit einer ausführlichen Eulogie. Der Mensch Bush trat aus dem Schatten des Präsidenten.

Der Freitag ist seit 1887 der Groundhog Day. Wenn das Murmeltier auf dem Gobbler’s Knob in Punxsutawney, Pennsylvania, aus seinem Loch kommt und seinen Schatten sieht, dann soll es noch mal sechs Wochen Winterwetter in den USA geben. Ohne Sonnenschein soll der Frühling nicht mehr weit sein. So richtig populär wurde der Groundhog Day erst 1993 durch den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit Bill Murray, der als Wetterfrosch in einer Zeitschleife gefangen ist und den Tag immer wieder durchlebt.

Bei heise online gibt es am Freitag wie jede Woche das Quiz #TGIQF. Hier kocht der Chefredakteur noch selbst. Wenn er fleißig ist, wird es diese Woche um physikalische Größen gehen, wenn nicht, um Einplatinenrechner. Das ist die einfachere Übung. Neue Musik kommt diesen Freitag von Simple Minds mit "Walk Between Worlds" (Hörprobe "Magic") und Justin Timberlake mit "Man Of The Woods" (Hörprobe "Filthy").

Am Samstag startet in Brüssel die FOSDEM'18, ein kostenloser Event für Tausende von Entwicklern von freier und quelloffener Software. Eine Registrierung ist nicht erforderlich. Auf nach Brüssel!

Am Sonntag ist der höchste Feiertag des amerikanischen Sports. Beim 52. Super Bowl, in römischen Zahlen der Super Bowl LII, treffen in Minneapolis die New England Patriots auf die Philadelphia Eagles. Die Patriots sind das erfolgreichste Team, das zehnmal am Superbowl teilnahm, davon achtmal unter Head Coach Bill Belichick und seiner Entdeckung, dem Quarterback Tom Brady. Brady hat den Super Bowl fünfmal gewonnen, immer mit den Patriots. Mit 40 Jahren ist der seit 2009 mit Giselle Bündchen verheirate Brady eigentlich schon viel zu alt für diesen Job. Die Amerikaner gönnen den Patriots keinen weiteren Sieg und halten mit den Philadelphia Eagles. (vowe)